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KI Manipulationen 4000

Leider macht es uns die KI nicht immer so leicht, die Bildmanipulationen sofort zu erkennen...

 

Passt das zusammen,- künstliche Intelligenz und Dokumentarfilm? Ausgerechnet in einem Genre, welches wie der Qualitätsjournalismus der Wahrheit und Echtheit verpflichtet ist? Oder wird die Wahrhaftigkeit damit verwässert? Die Möglichkeiten und Arbeitserleichterungen durch KI sind zu groß, als dass der Dokumentarfilm frei von ihnen bleiben könnte. Längst haben sich mit Hilfe der generativen KI in Dokumentarfilme eingeschlichen. Die Zuschauer erwarten auch von Dokumentarfilmen höchstes Qualitätsniveau. Da sind alte, verschrammte und staubige Aufnahmen eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Mit Hilfe der KI können sie von Staubpartikeln und Kratzern befreit und sogar nachträglich optimiert und sogar eingefärbt werden.  Hochformataufnahmen werden für den Einsatz in 16:9 Filmen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz  erweitert. Sind diese Bildverbesserungen statthaft, bleibt die Kernaussage erhalten oder was bewirken die Korrekturen? Verändern sie möglicherweise die Realität?

Umgekehrt sind manche Archivaufnahmen (sowjetische Revolutionsfilme, Nazi-Propaganda in Wochenschauen etc.) bereits in sich manipuliert, ist die Aussage aus politischen Gründen verändert worden. Ist es statthaft, ja sogar sinnvoll, mit Hilfe der KI diese ursprüngliche Manipulation aus den Aufnahmen wieder herauszufiltern und die Aufnahmen zu neutralisieren? Oder sollte man die Aufnahmen unberührt lassen und auf die damalige Manipulation hinweisen?

Bereits 2021 hat der der Filmemacher Morgan Neville KI verwendet um für seinen Dokumentarfilm "Roadrunner 2021" , eine digitale Sprachnachbildung von Anthony Bourdain herzustellen. Eine KI-Stimme, die fast genauso wie Bourdain klang, las ein paar Zeilen aus Bourdains Texten vor, Dinge, die dieser aber nie selbst in ein Mikrofon gesprochen hatte. Etwas Ähnliches wurde auch bei dem Film "The Andy Warhol Diaries" (Netflix) gemacht, wo der Filmemacher Andrew Rossi die Stimme des Künstlers von einer KI erzeugen lässt, welche Geschichten liest, die Warhol dem Tagebuchschreiber Pat Hackett erzählt hat. Die beiden Filme unterscheiden sich aber grundlegend in ihrer Haltung den Zuschauern gegenüber. Bei "The Andy Warhol Diaries" wussten die Zuschauer von Anfang an, dass die Stimme computergeneriert war, während der Regisseur Neville bei seinem "Roadrunner 2021" den Deepfake zunächst nicht öffentlich gemacht hat.

Bereits bei diesen Audio-Beispielen werden ethische Fragen berührt. Natürlich hatte Andy Warhol die nachgenerierten Texte irgendwann mal dem Tagebuchschreiber Pat Heckett erzählt. Aber eben nur diesem und nicht den Zuschauern eines Films der Jahrzehnte nach Warhols Tod entstand. Ein weiterer wichtiger Aspekt war bei der Generierung von Warhols Stimme anders als bei "Roadrunner 21". Vor der Generierung der Warhol Stimme bei der US Firma Resemble KI hat deren Chef, Zohaib Ahmed die Warhol-Stiftung um deren Zustimmung gebeten.

 

Richtlinien und Vorschläge

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Ist es noch Bildgestaltung, wenn aus einem schmalen Hochformat, ein 16:9 Bild wird? Das Gebäude, die Rosen und den Vorgarten außerhalb der gelben Markierung hat es so jedenfalls nicht gegeben, sie sind Produkt der KI.

 

Ein Zusammenschluss von Dokumentaristen, Archivaren, Produzenten und Redakteuren, der sich Archival Producers Alliance nennt, hat nun erste Richtlinien zusammengestellt, einen Entwurf, wie sie sich den verantwortungsvollen Umgang mit KI im Dokumentarfilm vorstellt. Dabei stehen Grundsatzfragen der Glaubwürdigkeit, Transparenz und der Erhalt der Geschichte und Wahrhaftigkeit im Mittelpunkt.

Auf welche Weise kann man sicherstellen, dass die primären Quellen von Originalbildern und Videomaterial in Dokumentarfilmen ganz klar präferiert werden? Wie kann man die journalistische Integrität bewahren? Wie weit darf man gehen, um sein Material visuell, inhaltlich und akustisch zu verbessern?

Die Autoren der Richtlinien halten es für absolut tolerabel, wenn man KI verwendet um ein Bild oder eine Aufnahme leicht zu verbessern, zu optimieren bzw. zu rekonstruieren. Das betrifft vor allem die Optimierungstools der gängigen Bild,- und Videobearbeitungsprogramme. Kritisch wird es aber, wenn das Ausgangsmaterial auf eine Art verändert wird, dass für die Zuschauer die Bedeutung der Aufnahmen verändert wird. KI, so sagen die geplanten Richtlinien, hat „keine Rechenschaftspflicht der Autorschaft“.

Sinnvoll kann KI beispielsweise auch dort sein, wo man das Aussehen und die Stimme von Personen, Zeugen, Whistleblowern etc. durch KI verfremdet umd diese zu schützen. Der Gruppe zufolge soll auch eine Art Zustimmung von Rechteinhabern von Bild,- und Tonmaterial eingeholt werden, dass man die Aufnahmen mit KI bearbeiten darf. Außerdem wird eine hohe Transparenz eingefordert, welche auch die Offenlegung beinhaltet, den Zuschauern erkenntlich zu machen, dass eine Aufnahme von der KI generiert wurde oder dass zu einem bestimmten Prozentsatz KI bei dieser Einstellung mitgewirkt hat.

Filmemacher sollen auch transparent machen, wenn sie mit Hilfe der KI Materialien erschaffen haben (z.B. falsche Beweise), welche Personen vor laufender Kamera dazu zu bringen, Dinge zu sagen, die sie sonst nie gesagt hätten.

 

Handlungsbedarf

Die Diskussion ist in vollem Gang und hat durch die Fortschritte der KI neue Facetten bekommen. Dokumentarfilmer*Innen müssen sich zwangsläufig zu den neuen Möglichkeiten der Bild,- und Tonmanipulation verhalten, müssen die Zuschauer darüber in Kenntnis setzen, welche Veränderungen sie an den authentischen Aufnahmen vorgenommen haben, aus welchen Gründen auch immer.

 

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