In der frühen Phase der Digitalisierung in den Achtziger und Neunziger Jahren mussten die Datenmengen mangels leistungsfähiger Festplatten oder Flash Speicher auf Magnetband gespeichert werden. Das geschah Anfangs auf normalem Tonband mit sogenannten DASH Recordern, dann auf Videorecordern und dann kam endlich ein eigenes bandgestütztes Tonsystem,- R-DAT genannt. Die ersten portablen DAT Recorder waren noch ziemlich groß und schwer, doch schon bald kam der Wunsch auf, dieses Format mit den winzigen digitalen Audiokassetten auch in kompakter Form nutzen zu können. Hersteller wie Aiwa, Sony und JVC brachten kleine DAT-Recorder auf den Markt.
In den 90er Jahren kamen mit professionellen miniaturisierten Geräten wahre Meisterwerke der Ingenieurskunst auf den Markt. Für die Zeit nahezu unvorstellbar, haben einige Firmen es geschafft, die aufwändige Technik mit rotierenden Köpfen für die digitale Tonaufzeichnung in sehr kleine kompakte Geräte zu verbauen und in verschiedener Hinsicht Zeichen zu setzen. Heute sind diese Miniatur-Recorder echte Sammlerstücke, wirklich erstaunlich was da feinmechanisch und elektronisch bereits alles möglich war. Natürlich wurde damals noch auf Band aufgenommen, genauer gesagt auf DAT-Kassetten.
Das sicherlich ungewöhnlichste Gerät war der JVC XD - P1 PRO Portable DAT Recorder, welcher wahlweise einen Analog-Digitalwandler für externe Mikrofone und Line Signale oder ein anflanschbares oder über Kabel abgetrenntes digitales Mikrofon bereitstellte. Ergänzt wurde das ganze durch eine Remote Control, die wirklich klein und handlich war, ein Ladegerät sowie passende Akkus, die ebenfalls seitlich angeflanscht wurden. Ohne AD Wandler und Akku ist das Gerät kaum größer als eine Zigarettenschachtel. Gebaut wurde das Gerät zwischen 1992 und 1995 und war bei Profi-Tonleuten insbesondere für dokumentarische Filmprojekte aber auch als "Überall dabei" Recorder für Atmos und Geräusche äußerst beliebt.
Auch die technischen Werte waren für die Zeit ungewöhnlich: Es konnten 2 Kanäle, also Stereo auf DAT Kassette aufgezeichnet werden. Als Sample-Rates standen 48, 44.1, 32kHz zur Verfügung. Der Frequenzbereich war mit 10Hz bis 22kHz, die Signal to Noise Ratio mit 90dB und der Dynamikumfang mit 90dB ebenfalls herausragend. Total Harmonic Distortion waren sensationelle 0.008%. Da es sich um ein Profi-Gerät handelt, gibt es keine Einschränkungen des SCMS (Serial Copy Management System), als beliebig häufige digitale Kopien.
Die Gerätemaße: 77.8 x 36.9 x 119.1mm
Gewicht: 354 Gramm (ohne Akku)
Dieser wahrscheinlich kleinste DAT Recorder der Welt erlaubte hochwertige professionelle Tonaufnahmen mit einer sehr großen Mobilität. Aluminium und ultradünne Gusstechniken haben diesen Rekorder unglaublich leicht und dennoch robust genug gemacht um auch fordernde Aufnahmebedingungen auszuhalten. Alle grundlegenden Bedienelemente, befinden sich an einer Seite des Geräts wodurch man den Recorder mit einer Hand bedienen kann.
Die theoretische Möglichkeit, das Mikrofon auch direkt an den Recorder anzuflanschen, war allerdings etwas fragwürdig, weil sich damit die Laufgeräusche des DAT-Kassettenantriebs als Körperschall auf das Mikrofon übertrugen. Es war also sinnvoll, das Mikrofon per Miniklinkenkabel mechanisch vom Recorder zu trennen. Das Mikrofon mit digitalem Ausgang bot zwei unterschiedliche Richtwirkungen „Teleskop“, um wie mit einem Richtmikrofon Töne zu separieren sowie „Stereo“ für Atmos und eine saubere Links-Rechts-Trennung.
Und natürlich erforderte die maximale Wortbreite von 16 Bit ein genaueres Aussteuern, als es etwa die heute üblichen 24 Bit notwendig machen. 24 Bit hätte man auf dem schmalen und relativ langsam laufenden DAT-Band schlicht nicht unterbringen können. Und 32 Bit wären damals auf Grund der hohen Rechenleistung gar nicht möglich gewesen.
Der JVC XD-P1 PRO war nicht nur ein hochwertiger DAT-Recorder er besaß auch ein stromsparendes Design und Schaltkreise mit geringem Stromverbrauch. Heute sind diese Recorder, die nur in kleinen Stückzahlen hergestellt wurden, begehrte Sammlerstücke und die Chancen, dass sie noch einwandfrei laufen, sind sehr hoch, denn auch die Herstellungsqualität war erstaunlich.