Der Film begann im Theater
In der Frühzeit des Theaters wurden den Schauspielern nie ganze Dialoge aller Spielpartner, sondern nur immer ihre eigenen Textpassagen zusammen mit dem Stichwort der Partner auf Papierbögen herausgeschrieben und diese zusammengerollt. Seither spricht man von einer Rolle, die ein Schauspieler erhält und übernimmt.
Regisseur-in
Der Beruf des Regisseurs ist historisch gesehen relativ neu. Früher erarbeitete jeder Schauspieler seine Rolle für sich selbst, lernte seine Texte und sprach sie auf das Stichwort des jeweiligen Partners hin. So etwas wie eine gemeinsam erarbeitete Inszenierung gab es nicht. Mit der gelernten Rolle konnte jeder Schauspieler an jedem anderen Theater auf die Bühne treten und spielen. Die Schauspieler und ganze Theatergruppen inszenierten sich meist selbst. Das war sowohl im Theater der Antike so als auch bei den ersten noch sehr einfachen Filmen. Allerdings wurden antike Theaterstücke durchaus von den Autoren der Stücke organisatorisch geleitet.
Ein Schauspieler kannte seine Stichworte, und die übrigen Schauspieler auch und reagierte auf die gefallenen Stichworte. Bestenfalls sprach man vorher grob darüber, wo wer zu stehen habe, und notfalls nahm man den Partner in der laufenden Vorstellung beim Ärmel und schob ihn unauffällig dort hin, wo es einem für den weiteren Verlauf der Szene günstig erschien.
Jeder Schauspieler interpretierte seinen Part nach eigener Einschätzung, nach eigener Auffassung. Regisseure gab es nicht. Brauchte keiner. Schließlich hatten die Autoren in ihren Stücken genügend Anweisungen und Anmerkungen untergebracht, um damit arbeiten zu können. Noch im 18ten und 19ten Jahrhundert waren die Schauspieler meist völlig auf sich selbst gestellt, allerdings gab es auch erste Theaterleiter, welche die Stücke organisierten und mit den Schauspielern probten.
Filmregie heute
Das Berufsbild des Regisseurs entstand interessanterweise erst in der Zeit, in der auch der Film seine Ursprünge hat. Dort, wo komplexere gestalterische und technische Abläufe als am Theater nötig wurden, zeigte sich rasch, wie wichtig eine übergeordnete Kontrolle aller Elemente bis hin zum Spiel der Schauspieler war. Regisseure gibt es deshalb seit den Anfängen des Stummfilms, doch in den Anfängen waren sie meist auch Kameraleute und Produzenten ihrer Filme. So beispielsweise der große französische Filmpionier Georges Méliès, der um 1900 den Film "Die Reise zum Mond" (1902) inszenierte und produzierte. Diese Mehrfachfunktion hat sich über die Jahre natürlich sehr stark verändert.
Es zeigte sich darüber hinaus, dass die Koordination der Darstellung durch die Schauspieler, die kritische Reflektion durch einen Außenstehenden, deren Spiel auf bisher unbekannte Weise zusammenführte und die Wirkung steigerte. Ja, und so war der Weg des Regisseurs, auch hinein in die Theater, nahezu unvermeidbar. Aber die Arbeit der ersten Regisseure, die ausschließlich auf Schauspieler trafen, die ihre Rollen bis dahin alleinverantwortlich gestaltet hatten, war nicht einfach. Beim Film, wo der Regie auch wichtige Koordinations,- und Gestaltungsaufgaben in Zusammenarbeit mit den verschiedenen kreativ-technischen Departments am Set zukommen, war die Notwendigkeit einer dezidierten Person viel leichter nachzuvollziehen.
Schließlich bedeutet Film eine relativ komplexe Zusammenarbeit vieler Gewerke, die ähnlich wie ein Orchester durch die Dirigenten, von der Regie koordiniert sein will. Drehbuch, Schauspiel, Kamera, und vieles mehr werden von der Regie so aufeinander abgestimmt, dass ein homogener Gesamteindruck entsteht. Heute kümmert sich die Regie umd den Stil und die Tonalität eines Filmes, um die optimale Interpretation der Filmfiguren durch die Schauspieler, um die Gestaltung sowie um die Zusammenarbeit mit allen Teammitgliedern.
Das Berufsfeld der Regie, wie wir sie heute kennen, entstand also erst nach und nach und entwickelt sich, den Veränderungen in den Medien entsprechend, kontinuierlich weiter. Die neuen Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz etwa bringen neue und andere Herausforderungen mit.