Wenn man das Licht an einem Innen-Filmset kontrollieren will, darf man sich nicht auf die Natur verlassen. Einerseits dreht man ja an einer Szene, die im Film vielleicht eine Minute dauern wird, auch gerne mal einen halben oder gar ganzen Tag, andererseits wandert aber die Sonne während diese Zeit kontinuierlich und verändert die Lichtsituation in einem Raum auf diese Weise dauernd. Würde man derartige Einstellungen mit wechselnden Lichtrichtungen aneinander schneiden, käme es zu Sprüngen in der Licht-Kontinuität.
Aus diesem Grunde gestaltet man das Licht für Innenaufnahmen stets selbst mit Scheinwerfern oder Reflektoren, damit die Lichtrichtung und Helligkeit im Raum während des gesamten Drehtages konstant bleibt. Damit man das tun kann, ist es hilfreich, wenn man von Außen in den oder die Räume hinein leuchten kann. Da derart leistungsstarke Scheinwerfer, die das natürliche Sonnenlicht nachahmen können, recht schwer sind, müssen diese auf sehr stabile Stative montiert werden, die man nicht unbegrenzt in die Höhe ausfahren kann. (Kurbelstative). Das bedeutet, dass Wohnungen im Erdgeschoss oder im ersten Stock sich am Besten eignen.
Muss man aus irgendwelchen Gründen (z.B. besonderer Raum der nur in einer höheren Etage zur Verfügung steht) eine Wohnung etwa im vierten Stock ausleuchten, muss man die Scheinwerfer mit Hilfe eines Steigers in die entsprechende Höhe bringen. Dies ist die optimale Lösung, allerdings verurschen solche Steiger zusätzliche Kosten und verbrauchen unter Umständen auch viel Platz vor dem Gebäude. (Genehmigung? Straßenverkehr?)
Oder aber man verwendet einen Spiegelreflektor, den kann man in die Höhe bringen und das Licht eines Scheinwerfers von unten über diesen Spiegel oben in der Höhe des vierten Stocks in die Wohnung umlenken. Nachteil ist, dass mit der Entfernung die Helligkeit des Scheinwerfers abnimmt. Man verliert also gegenüber der Lösung mit einem Steiger an Helligkeit.
Es versteht sich von selbst, dass man natürlich die Scheinwerfer draußen vor dem Fenster nicht im Bild sehen darf. Also entweder ist das Fenster gar nicht im Bild, sondern nur der Raum oder aber der Scheinwerfer steht in solch einem Winkel, dass man ihn, auch wenn das Fenster im Bild ist, von der Kameraposition aus nicht sehen kann.
Wenn man also nicht muss, sollte man höhere Etagen vermeiden und besser im Erdgeschoss drehen. Insbesondere leistungsstarke HMI Stufenlinser eignen sich hervorragend, um mit 2500 Watt von Draußen über einen Frostrahmen weiches Tageslicht in die Räume zu werfen. Der Frostrahmen ist deshalb erforderlich, weil der Stufenlinser von seiner Konstruktion her, hartes Licht erzeugt. Da wir aber mit dem Scheinwerfer von Außen das Tageslicht imitieren wollen und dieses bei leicht verhangenem Himmel ein sehr schönes, weiches Licht ist, müssen wir mit einem Frostrahmen oder Butterfly das harte Licht weich machen.
Bei dem oberen Foto sieht man sowohl einen Scheinwerfer, der über einen Frostrahmen weiches Licht in den Raum wirft, als auch links einen anderen Scheinwerfer, der direkt in den Raum leuchtet, allerdings durch ein Gewirr von Blättern und Ästen hindurch. Während der rechte Scheinwerfer mit dem Frostrahmen ein gleichmäßiges, weiches Grundlicht im Raum herstellt, erzeugt der linke Scheinwerfer einige Lichtflecken auf der Zimmerwand, wodurch das Bild lebendiger wirkt. Wenn man keine Äste und Blätter als natürlichen Effekt zur Verfügung hat, kann man auch ein Kokolores verwenden, um solche Lichtflecken zu produzieren.
So sieht das Licht dann am Fenster aus,- das Fenster darf, wie man unschwer sieht, nicht im Kamerabild zu sehen sein, wir zeigen es hier im Bild nur, damit man die Funktion der Äste und Blätter besser erkennen kann:
Die Äste und das Blattwerk draußen vor dem linken Fenster erzeugen im Raum lebendige Lichtflecken. Diese lassen den Raum (siehe Foto unten) gleich viel interessanter und natürlicher aussehen. Dabei treffen die Lichtflecken auf Zimmerwände, welche bereits durch den anderen HMI Scheinwerfer, der über den Frostrahmen leuchtet, aufgehellt sind.