Mittlere bis gute, aber noch keine sensationellen Filme
Was kann einem Festival besseres geschehen, als dass es draußen so ungastlich kalt ist, dass man eigentlich nur in Kinos warm überleben kann? Zugegeben, in Cafés geht das auch, aber da sitzt man dann erst nach den Filmen, um über dieselben zu diskutieren.
Natürlich gibt es auch den einen oder anderen "Geheimtipp" anzuschauen und interessanterweise sind dies oftmals auch die eher kleinen Filme, die hier hoch gehandelt werden. "This ain´t California" ist solche ein Film, kompiliert aus vielen alten Super-8-Aufnahmen von Skateboardern in der DDR.
Wir haben für Sie jede Menge Filme angeschaut, hier unsere Kurzkritiken:
Death Row
Doku von Werner Herzog
Der Begriff Death Row bezeichnet im Grunde einen Abschnitt in einem Gefängnis, in dem die Insassen auf ihre Exekution warten. Oftmals bezeichnet es aber auch einfach die "Wartezeit" in der sich die Häftlinge befinden.
Herzogs kompletter Film besteht aus vier Einzeltfilmen mit je knapp 50 min Laufzeit. Jeder der Teile befasst sich immer mit einem Insassen und deren Geschichte. Nur bei Teil drei kommen zwei Death-Row-Kandidaten zu Wort.
Mit einem ausgezeichneten Gespür für die richtigen Fragen lenkte Herzog, in der sehr begrenzten Zeit, die im zur Verfügung stand, die Gespräche in die richtige Richtung und entlockte seinen Gegenüber fesselnde Antworten.
Oft blieb ihm nur 50 Minuten mit einem Häftling. Die Insassen entpuppten sich allesamt als höchst interessante Charaktere mit ebenso interessanten Geschichten. Herzog versuchte dabei stets so neutral wie möglich zu bleiben. Er wollte an den Menschen hinter dem Monster zu kommen, was ihm durchaus gelang. Bei machen mehr, bei anderen weniger.
Alle vier Teile am Stück haben ein Laufzeit von knapp 190 Minuten. Es empfehlt sich, hier lieber den kompletten Film "portionsweise" zu genießen.
Iron Sky
Nicht umsonst avancierte Timo Vuorensolas Film zu einem Geheimtipp auf der Berlinale. Wer erwartet denn schon wirklich bei den Internationalen Festspielen ein Film, dessen Inhalt sich im groben so zusammenfassen lässt: Nazis, 1945 auf die Rückseite des Mondes geflüchtet, planen nun 2018 wieder auf die Erde zurück zu kehren? Bewaffnet mit Metall-Zeppelin-Raumschiffen, die mit den angehängten Meteoren die Erde bombardieren wollen und dem Raumschiff schlechthin, der Götterdämmerung. Die finnisch-deutsch-australische Nazi-Trash-Komödie blödelt von Anfang an los, verteilt (politische) Seitenhiebe, lässt über die CGI-Effekte staunen, deren Qualität man in der 7,5 Mio. teuren Produktion nicht unbedingt erwartet hätte. Wenn auch nicht jeder Witz zündet, macht das Gesamtkonzept enorm viel Spaß. Neben Julia Dietze, die als Renate Richter brillierte, sei noch anzumerken, dass die Cast ihren Rollen durchaus eine Ernsthaftigkeit verliehen und so das ganze noch um einiges unterhaltsamer machen. Am Ende gibt "Iron Sky" seinen Zuschauern sogar noch mit was auf den Weg. Er zeigt, worum sich mal wieder alles dreht: Geld und Macht. "Iron Sky" ist zwar kein Meisterwerk, aber dennoch ein fantasiereicher, sehr unterhaltsamer Trash-Schinken, der auch nicht nur wegen der Spiel-Umsetzung und den Comics, die angekündigt sind, sowie bei der jetzt schon riesigen Fancommunity (vor allem entstanden durch Vuorensolas "Star Wreck") durchaus das Potential für einen Kultfilm hat.
Dictado
Antonio Chavarrías Psychothriller Dictado ("Childish Game") ist ein weiterer Vertreter des Evil-Child-Genres. Das oftmals junge, unscheinbare Mädchen, prädestiniert für solch eine Rolle, zeigte sich schon öfters im Laufe der Filmgeschichte. So auch in "Dictado", in dem die junge Julia das Evil Child verkörpert und als "Eindringling" in die bis dahin recht gut funktionierende Beziehung von Daniel und Laura stößt. Storytechnisch hangelt sich "Dictado" an den üblichen Elementen des Genres entlang: Junges Mädchen kommt in eine funktionierende Familie, die daraufhin nicht mehr ganz so gut funktionieren will. Dazu noch ein Schuss "Übernatürliches", gut verrühren und wenn alles klappt, sollte gehörig Spannung entstehen.
Ansatzweise gelingt das "Dictato" auch recht passabel, und bis zum Mittelteil des Filmes kann er eine stetige Steigung der Dramatik aufzeigen. Diese baut sich Wellengleich immer wieder zu durchaus intensiven Spannungsspitzen auf, die aber leider viel zu schnell wieder auf ein gewisses Niveau abflachen. Das Ende des Filmes löst das Rätsel auf, und die Fragen werden beantwortet, doch fehlt hier die starke Intensität, die sich im Laufe des Mittelteils aufbaute, fast komplett.
Somit leider nur ein teilweise befriedigender Abschluss, der den Zuschauer zwar nicht im ungewissen zurücklässt, aber im Vergleich zu dem Rest des Werkes den schwächsten Teil bildet.
Gesehen von Bastian Schwab
Bai Lu Yuan
Der chinesische Regisseur Wang Quan hat in der Vergangenheit schon mehrere Bären geholt, in Silber und in Gold, so hat er einerseits ein Auführungsabo hier in Berlin und natürlich sind auch die Erwartungen an seinen neuen Film im Wettbewerbsprogramm groß.
In seinem Film erzählt der Regisseur von den Geschicken eines Bauerndorfes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts anhand von zwei Familien.
Der schmerzhafte Weg vom Feudalismus zum Kommunismus einer kleinen Bauerngemeinschaft irgendwo in der Provinz Shaanxi spannt wahrlich einen weiten Bogen und erzählt große Zeiträume. Die im Titel benannte schöne weiße Ebene meint Getreidefelder, welche von den Bauern Jahr für Jahr bestellt werden.
Wir sehen, wie gleich zu Beginn des Filmes, als zwei Freunde, die wir den Film über begleiten, als kleine Kinder miterleben, wie die Steuerabgaben an den Kaiser geraubt wurden und die Dorfgemeinschaft in eine Notlage gerät. Wir erleben, wie einer der beiden als Landarbeiter ein Verhältnis zur Frau des alternden Grundbesitzers beginnt und die beiden nach übler Bestrafung vertrieben werden.
Die historischen Ereignisse werden in großen Tableaus gezeigt, wunderbar das Getreidefeld, die zahllosen Massenszenen mit Komparsen. Die Bilder hat einmal mehr der deutsche Kameramann Lutz Reitemeier fotografiert. Doch worauf er keinen Einfluss hatte, das ist die Gewichtung der Dinge in diesem Film. Zu schwer kippt die Balance zu Gunsten von Historiendarstellung, zu wenig Gewicht bekommt das menschliche Schicksal, zu wenig Raum gewährt der Regisseur den Emotionen.
Angesichts der unglaublichen historischen Umbrüche in China kann man nachvollziehen, dass man sich als Regisseur vielleicht zu sehr auf die Kraft der Ereignisse verlässt. Für den Zuschauer allerdings, der mehr als beeindruckende Bilder, der emotionales und dramaturgisch starkes Erzählen sucht, sind drei Stunden definitiv zu lang.
Kebun Binatang
Der indonesische Regisseur Edwin versucht sich in seinem Film "Postkarten aus dem Zoo" an einem Fantasiestück. Das kleine Mädchen Lana wird von ihrem Vater im gleichnamigen Zoo ausgesetzt, sie wird von den Tierpflegern aufgezogen und wächst dort zwischen Tieren auf. Doch irgendwann muss solch ein Mädchen auch über den Zaun des Zoos hinaus gehen.
Zum Weg in die Welt verhilft ihr ein zaubernder Cowboy, der geradewegs aus Toy Story entsprungen sein könnte. Gekleidet in die vorherrschenden Farben des ersten Teils, Violett und Gelb, jene Farben in denen auch das kleine Mädchen durch den Zoopark irrte.
Zu Lanas größten Wünschen gehört es, einmal die riesige Giraffe am Bauch streicheln zu können. Den Cowboy begleitet sie bei seinem Weg aus dem Zoo in die reale Welt, wo sie ihm als Assistentin bei verschiedenen Einsätzen hilft. "La Strada" lässt grüßen und gibt die Linie vor, bis der Cowboy sich plötzlich bei einem seiner Feuerkunststücke in Luft auflöst und verschwunden bleibt. Da das Malleur in einem Erotik-Massageclub passiert bleibt das Mädchen kurzerhand in dem Club, wo sie routiniert die ihr gegebenen Aufgaben abarbeitet. Am Ende des Filmes ist Lana dann wieder im Zoo und streichelt endlich der Giraffe den Bauch.
Das Ganze wirkt leider durchgehend behauptet und wird abwechselnd von schwurbeliger Zauberstimmungs-Musik oder Gedudel, wie es direkt aus frühen Nintendo-Spielen stammen könnte, untermalt. Dabei könnte solch eine märchenhafte Konstellation des kleinen Mädchens im Zoo und danach in der realen Welt, außer schönen Tier- und Menschenaufnahmen durchaus auch emotionale Qualitäten haben. Doch um die drückt sich die Regie bedauerlicherweise komplett herum.
Dollhouse
Kirsten Sheridans Film ist ein einziger Trip, vorangetrieben durch einen Cocktail aus Drogen, Aggressionen, Gefühle, jugendliche Rebellion und eine ordentliche Portion Unwissenheit über den Fortgang der Geschichte. Ständig gibt es neue, unerwartete Ereignisse, die der Geschichte eine neue Richtung geben und eben diese bis zum dramatischen Höhepunkt unaufhörlich vorantreibt.
Durchweg liegt eine extreme Spannung in der Luft, jeder der Jugendlichen könnte von ein auf die andere Sekunde explodieren; die Feierlaune von ein auf die andere Sekunde in einer brutalen Schlägerei enden.
Genau dies macht den Film aus, dieser vorherrschende Mix aus purem Spaß und brodelnden Aggressionen und zwischendrin Jeannie, die stillschweigend ihr Geheimnis mit sich trägt. Dollhouse ist eine Nerven zerreißende Partynacht, unvorhersehbar, mit ständig neuen Wendungen und definitiv empfehlenswert.
In the land of blood and honey
Mutig zeigte sich Angelina Jolie bei ihrem Regiedebüt und drehte einen Film über den Bosnienkrieg, deren Verlauf durch die "Liebesbeziehung" zwischen der Türkin Ajla und dem serbischen Offizier Danijel zusammengehalten wird.
Jolies Absicht, den Film "unerträglich" und "schwer aushaltbar" zu machen, ist auf jeden Fall gelungen. Nach einer kurzen romantischen Begegnung der Hauptcharaktere trifft den Zuschauer der Kriegsbeginn wie ein Schlag ins Gesicht. Durchweg ist eine relativ ruhige Erzählweise vorherrschend und dennoch gelang es Angelina Jolie, einen beklemmenden Film zu erschaffen, der den Zuschauer von der Härte des Krieges nicht verschont. Mit eindringlichen Bildern schockt sie das Publikum. In einem Krieg gibt es keine Regeln, Frauen werden in einem Camp wie Dreck behandelt und müssen sogar als menschliche Schutzschilder her halten. Im Verlauf des Filmes und dem Krieg gestaltet sich die Beziehung der Türkin Aila und des serben Danijel immer schwieriger. Beide Charactere sind hin- und hergerissen zwischen ihrer Verbundenheit auf der einen und ihrer Herkunft auf der anderen Seite. Die Liebesgeschichte ist der rote Faden des Filmes, der sich geschmeidig durch den Film zieht. Er treibt ihn voran und lässt ihn nicht zu weit von sich abschweifen. Mit dem Fortschreiten des Filmes beobachtet man auch eine zwar nicht sehr auffällige, aber dennoch vorhandene Entwicklung der Charaktere Aila und Danijel.
Begleitet der Film größtenteils den Weg des Offiziers Danijel, verfestigt er sich dennoch nicht auf eine einseitige Betrachtung der Ereignisse. Er bemüht sich, beide Seiten des Krieges nicht in die Schubladen von "die Guten" und "die Bösen" einzuteilen, was im durchaus teilweise gelingt und dem Ganzen eine leicht neutralere Position verleiht.
Nicht nur mit dem Blick auf die damaligen Ereignisse, auch wegen diverser aktueller Entwicklungen ist dieser Film sehenswert. Interessant und grausam, anziehend und abstoßend!
Gnade
Um Himmels Willen! Über 2 Stunden quält Matthias Glasner mit seinem Machwerk „Gnade“ die Zuschauer, bis dann endlich auch er Gnade mit ihnen hat und den lang ersehnten Abspann über die Leinwand rollen lässt. Wie ein paar Eiswürfel, die in der Hitze der Sonne vor sich hinschmelzen, tröpfelt der Film nur vor sich hin. Grausame Dialoge, dieselben Sätze drei, vier Mal wiederholt und nur vorhanden, um die Lücken des Filmes zu stopfen. Die Ausarbeitung der Charaktere und deren Persönlichkeiten liegen wohl irgendwo in den eisigen Landschaften Norwegens verschollen. Von der atemberaubenden Landschaft, die sich dort vorfindet, schaffte es übrigens auch keine Einstellung in das Werk. Neben der platten und langweiligen Darsteller-„leistung“ lässt es sich die Geschichte selbst auch nicht nehmen und hält das Niveau genauso gering. Immer wieder tauchen Fragmente auf, die weder die Storyentwicklung vorantreiben, noch in irgendeinem anderen Maße von Nutzen sind. In alle Richtungen ein bisschen, anstatt sich auf den Hauptverlauf zu konzentrieren. Das ganze wird von einer außenstehenden Kamera beobachtet. Mit ihren ellenlangen Einstellungen, welche so ganz und gar nicht zu dem Film passen, bildet sie das Topping auf dem Eisbecher. Ein Höhepunkt bietet definitiv nochmal das Ende, welches unglaublich lang und ebenso langweilig das Midsommerfest zeigt. Während man das ebenso schwache Ende auch einfach kurz abhandeln hätte können, werden hier die komplett unnötigen Einstellungen und in die Länge gezogenen Einstellungen fast schon zelebriert. Lächerlich die letzte Szene, die man eher in einem Werbespot bei einem bekannten Smartphone-Hersteller erwartet als in diesem Film, wobei: Hielte es man den wirklich bis zum Ende hin aus, könnte eigentlich gar nichts mehr den Zuschauer überraschen. Prädikat: Zeitverschwendung.
Diaz – Don´t clean up this blood
Am 21 Juli 2001, gegen Ende des G8-Gipfeltreffens, lies die italienische Polizei die Diaz-Schule räumen, da sie dort angeblich eine Unterkunft des Schwarzen Blocks vermutete. Mit unglaublicher Härte gehen die Polizisten gegen die Menschen in der Schule vor. Das Ergebnis der Nacht waren über 60 Schwerverletze und 3 Menschen im Koma. Knapp 10 Jahre danach nahm sich Regissuer Daniele Vicari diese dramatischen Geschehnisse vor und verarbeitete sie in dem Film "Diaz – Don´t clean up this blood".
Die ganze Geschichte verläuft aus der Sicht der (friedlichen) Demonstranten und Menschen, die in jener Nacht eine Übernachtungsmöglichkeit im Diaz-Hotel suchten. Dabei verknüpft er geschickt die Geschichten der einzelnen Personen miteinander. Immer wieder springt der Film von der Szene der Räumung der Schule zum Filmbeginn und verfolgt andere Charaktere bis zum Abend. Dabei bietet ein Flaschenwurf die Schlüsselszene. Leider animierte man die Flasche und das dazu recht schlecht, als öfter auftauchendes Merkmal definitiv ein Dorn im Auge. Die Gewalt, die die Polizisten zu Tage brachten, wirkt verstörend und fast schon unglaubwürdig. Definitiv sprechen die Fakten gegen die Polizisten, doch handelt es sich hierbei immer noch um ein Spielfilm und keine Dokumentation. Eine klare Aussage, wie viel Fiktion und wie viel „Dokumentation“ ist, kann man nicht erkennen und hinterlässt gerade bei dieser direkten Gewaltdarstellung ein mulmiges Gefühl beim Betrachter. Damit gelang dem Film aber sicherlich eines, was nicht jedem Film gelingt: Er bleibt lange Zeit im Kopf des Betrachters. Man verlässt mit einem schlechten Gefühl das Kino, nicht wegen des Films, sondern wegen des Geschehenen, welches man gerade sah. Ein zwiespältiges Werk. Verstörend und mit voller Härte die Realität aufzeigend, mit klarer Stellung auf Seite der Demonstranten. Der 2. Platz beim Puplikumsvoting ist durchaus nachvollziehbar.
Mai-Wei
Zwei Asiaten am Ufer der Normandie in deutscher Wehrmachtsuniform – der südkoreanische Regisseur Kang Je-kyu liefert in seinem Film „Mai Wei“ ("My Way") die zu diesem Bild passende Geschichte.
Der etwa eineinviertelstündige Film beginnt im von Japan besetzten Korea zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Handlung konzentriert sich auf die zwei Marathonläufer Jun-shik Kim und Tatsuo Hasegawa, der eine Koreaner, der andere Japaner. Einst Freunde und Marathon-Rivalen, zwingt der Krieg sie beide an die Front, wo sie zu erbitterten Feinden werden. Bald kämpfen sie nicht mehr für bestimmte Ideale, sondern nur noch ums nackte Überleben. Als Kriegsgefangene werden die Protagonisten nämlich gezwungen, auf den verschiedensten Seiten zu kämpfen.
Kang Je-kyu bemüht sich, den Schrecken des Krieges in all seinen Facetten darzustellen. Durch unverhohlene Darstellung der Gewalt während der Schlachtszenen rückt er die Brutalität in für den Zuschauer greifbare Nähe. Durch teils makabere Szenen schafft es Kang Je-kyu, darzustellen, wie ein Mensch im Krieg zu einem gewissenlosen Tier verkommt. Außerdem wird die Austauschbarkeit von chauvinistischen Ideologien aufgezeigt. Dies macht den Film zu einem Antikriegsfilm mit deutlicher Aussage.
Doch auch der Unterhaltungswert von "Mai-Wei" liegt dank einer schnellen Handlungs- und Schnittfolge, einer Vielzahl an aufwändigen Effekten, wie einem großartigen Soundtrack sehr hoch. Zarte Seelen sollten sich vor dem Ansehen bewusst machen, dass der Film viel explizite Gewalt enthält.
The Flowers Of War
Zhang Yimous „The Flowers of War“ spielt im von den Japanern belagerten chinesischen Nanking. Als die Stadt von den feindlichen Truppen überrannt wird, kann sich der Amerikaner John Miller in eine Kathedrale retten, die unter westlicher Protektion steht. Dort versuchen auch dreizehn Schulmädchen sowie eine Gruppe Prostituierter, den Kriegsverbrechen der japanischen Soldaten zu entgehen. Die Situation gerät jedoch schon bald außer Kontrolle.
Äußerlich macht der Film einen sehr guten Eindruck. Szenenbild, Schnitt und der unsaubere, entsättigte Look schaffen eine einzigartig bedrückende Atmosphäre, die hier und da von farbenfrohen Gegenkontrasten durchbrochen wird.
Christian Bale als Wahl für die Hauptrolle ist aus marketingtechnischen Gründen zu verstehen, jedoch ist es für die Handlung unnötig, und es ist nicht nachvollziehbar, warum gerade ein Amerikaner im Mittelpunkt steht. Davon abgesehen beweist Batman-Darsteller Bale einmal mehr gute schauspielerische Qualitäten. Aus dem opportunistischen, alkoholaffinen Ekel wird, indem er die Kriegsverbrechen des Nankin-Massakers aus nächster Nähe miterlebt, ein gewissensgetriebener Mensch. Diese Wandlung ist jedoch ziemlich vorhersehbar.
Auch die anderen, teils jungen und unerfahrenen Schauspieler liefern zwar keine beeindruckende, aber eine gute Leistung.
Bei einem generellen Hang zum Melodram und einer Spiellänge von fast zweieinhalb Stunden ist der Film am Ende doch etwas langwierig. Der Film hat zwar kräftige Bilder und Szenen, doch diese sind für die Länge des Films rar gesät. "The Flowers of War" ist sicherlich kein Meisterwerk und konnte bestimmt nicht alle Erwartungen erfüllen, aber dennoch macht die bedrückende Atmosphäre und die einzigartige Charakterkonstellation den Film sehenswert.
Death for Sale
Der Film „Death for Sale“ des marrokanischen Regisseurs Faouzi Bensaidi dreht sich um die drei Freunde Malik, Soufiane und Allal, die in der marrokanischen Stadt Tetouan wohnen und sich an einem schwierigen Punkt in ihrem Leben befinden. Ihnen fehlt das Geld, sie haben häufig Zank mit den Eltern und sie beginnen, in die Kleinkriminalität abzudriften. Als sich Malik in die hübsche Dounia verliebt, droht dies die Freundschaft des Trios zu zerstören. Aus materieller Not heraus beschließen sie, einen Juwelierladen auszurauben. Doch es sollte alles ganz anders kommen, als geplant.
Eine Stadt, deren Bewohner in einem Sumpf aus Misstrauen, Korruption und Schwerkriminalität versinken - dies visualisiert Bensaidi während der ersten Hälfte des Films mit einer beeindruckend subtilen Art, die dem Chaos ein fast alltägliches Antlitz verleiht.
Doch erst dann beginnt die eigentliche Handlung an Fahrt aufzunehmen, bis sie am Ende mit einem Paukenschlag endet. Erst im letzten Viertel des Films kommen alle seine Stärken zutage und die tolle Kameraarbeit verbindet sich mit einer klasse Story, getragen durch gute Twists. Wer dem Film seine leichten Anlaufschwierigkeiten vergibt, dem wird er garantiert gefallen.