Am 20. Januar 2020 wäre der große italienische Filmregisseur 100 Jahre alt geworden. Was ihn ausmachte? Nun das ist eine längere Geschichte, die vieles erklärt, was seine Filme ausmachte. Geboren wurde Federico Fellini am 20. Januar 1920 als eines von drei Kindern in dem italienischen Badeort Rimini, wohin es ihn nicht nur in seinen Filmen sondern auch in den Pausen dazwischen immer wieder hinzog. Dann logierte er im Grand Hotel direkt an der Strandpromenade, schrieb an seinen Ideen und bereitete neue Projekte vor.
Bereits während seiner Schulzeit fiel auf, wie gut Fellini zeichnen konnte. Er liebte es Karrikaturen von Jedem in seinem Umfeld zu zeichnen. Diese Beobachtungsgabe für die Physiognomie von Menschen führte später zu seiner Leidenschaft, zahllose urige Laiendarsteller in seinen Filmen auftauchen zu lassen. Ihn interessierten Typen, besondere Menschen, oft mehr als die äußerliche Schönheit.
Später arbeitete er in Rom als Angestellter einer Zeitung und lieferte kontinuierlich Karrikaturen und ironische Berichte über das Leben in der Provinz ab. Diese kamen gut an und er begann parallel dazu, kurze Hörspiele für das Radio zu schreiben. Es ergab sich, dass er beim Radio auch die Sprecherin und Schauspielerin Giulietta Masina kennenlernte, die er dann 1943 heiratete.
Er arbeitete bald schon als Dramaturg und Drehbuchautor, so war er etwa für "Roma città aperta – Rom, offene Stadt", von Roberto Rosselini, einer von drei Coautoren. Er tauchte immer mehr in die Welt des italienischen Neorealismus ein, war an zahlreichen Drehbüchern beteiligt und arbeitete als Regieassistent bei den Filmen mit.
Erste Regiearbeiten
Im Jahre 1950 verwirklichte er seinen ersten eigenen Film, " Luci del varietà – Lichter des Varieté". 1952 folgte sein zweiter eigener Film, "Die bittere Liebe,", doch erst sein dritter Film, "Die Müßiggänger", kann, ausgezeichnet mit einem silbernen Löwen auf dem Filmfestival in Venedig, als sein Durchbruch als Regisseur bezeichnet werden. Zahlreiche Kindheitserinnerungen, die Jugend in Rimini, Dorfschönheiten, Gauner, Schwerenöter, Kleinkriminelle, sie alle fanden sich in Fellinis frühen Filmen wieder.
Der nächste abendfüllende Film von Fellini brachte ihm dann internationale Anerkennung, "La Strada – Das Lied der Straße" (1954), in welchem in der Hauptrolle seine Ehefrau Giulietta Masina als Gelsomina billierte. Vielleicht einer der besten Filme Fellinis und sein letzter im Stil des Neorealismus.
Sein nächster Film, Il Bidone – die Gauner wurde ein Misserfolg, ein Flop, Kritiker wie Publikum mochten den Film nicht. Doch der darauf folgende Film "Le Notti di Cabiria – Die Nächte der Cabiria" wurde in Cannes mit dem Preis für Giulietta Masina als beste Darstellerin ausgezeichnet.
Seinen Ruf als einer der besten Regisseure Italiens festigte er schließlich 1960 mit "La dolce Vita – Das süße Leben", einem Film der sich nicht wie der Neorealismus mit den einfachen Leuten, den Armen befasste, sondern mit den Reichen, den Stars. Filmkritiker prägten später den Begriff Pink Neorealismus für diese Variante.
Erinnerungen und mehr
Anfang der sechziger Jahre brachte ihn die Bekanntschaft mit einem Psychanalytiker dazu, seine Träume aufzuschreiben und in seine Filme einfließen zu lassen. So entstanden teilweise höchst persönliche Filme in denen er seine Kindheit aber auch Urängste und Fantasien verarbeitete. Beispielsweise "8 1/2" oder auch "Stadt der Frauen".
Fellinis Faszination für aber auch seine Ängste vor dem weiblichen Geschlecht, seine für einen Italiener überraschend herbe Kritik an der italienischen Kirche hat er auf vielfältige, oft überraschende, für die Zeit mutige Weise auserzählt. Überzeichnete, übergroße, vollbusige zugleich unerreichbare Frauengestalten, grelle Farben (wenn er in Farbe drehte) und übertriebenes Make-Up tauchten in seinen oft episodenhaft erzählten Geschichten an allen Ecken auf. Und die oft matchohaften Männerfiguren scheitern in ihren eingeimpften Rollenmustern oft kläglich.
All dies auszudrücken, half ihm sein Alter Ego Lieblingsdarsteller Marcello Mastroianni, den er unzählige Male durch filmisch aufbereitete archetypische Kindheits,- und Pubertätsfantasien schickte und seine Ängste und Sehnsüchte nacherleben ließ.
Späte Großinszenierungen
Das spätere Schaffen Fellinis war geprägt von aufwändigen, manchmal opernhaften Sets, nur ab und an fand er zurück zu seinen Wurzeln und schaffte Meisterwerke wie den 1973 herausgebrachten Film "Amacord". Bei diesem Film spürte man wieder den ursprünglichen jungen Mann aus Rimini durch, ein fantasievoller, heiter-trauriger Film mit all dem, was Fellinis große Filme ausmachte.
So wurde er zu einem der bedeutendsten Autorenfilmer der 20ten Jahrhunderts. Fellinis Filme waren sehr stark geprägt durch die grandiose Filmmusik von Nino Rota, die Anleihen aus der Zirkuswelt machte, einer Welt, die Fellini Zeit seines Lebens fasziniert hat. Vielleicht sogar ein wenig mehr noch, als das Kino...