Farbtemperaturmesser
Nichts ist vollkommen und am allerwenigsten ist es die Farbsensibilisierung von Filmmaterialien oder Videokameras. Da wo unsere Augen enorm tolerant sind und viele Farbverschiebungen einfach auskorrigieren, reagiert die Technik weniger großzügig. Der Farbstich lauert überall!
Die Möglichkeiten, die uns heute in modernen Schnittprogrammen zur Verfügung stehen, um Farbstich auszukorrigieren, sind beeindruckend. Allerdings ist die Farbtiefe des zu korrigierenden Materials oft zu niedrig, um angemessen diese Möglichkeiten nutzen zu können. Insbesondere Mini-DV, DVCam, DVCPro 25, HDV, 2K und auch diverse 4K Containerformate leiden in dieser Hinsicht unter der Farbtiefe von 4:2:0. RAW oder Codecs mit 4:2:2 oder gar 4:4:4 Farbtiefe sind hier deutlich überlegen.
Besser einheitlich
Aus diesem Grunde ist es immer sinnvoll, seine Aufnahmen möglichst am Drehort sauber auszukorrigieren. Der Weißabgleich ist eine wichtige Voraussetzung hierfür. Wer aber auf Filmmaterial dreht, verfügt über keine Möglichkeit zum Weißabgleich, benötigt also genauere Informationen über die Farbtemperatur des verwendeten Lichts. Aber auch, wer auf Video dreht und einen Weißabgleich vornehmen kann, muss sich darüber im klaren sein, dass die Videokamera immer nur auf eine Lichtart bzw. Farbtemperatur korrigieren kann. Hat man es mit verschiedenen Lichtarten gleichzeitig zu tun, etwa Kunst- und Tageslicht, wird sich die Kamera zugunsten der auf dem weißen Blatt des Weißabgleichs stärkeren Lichtquelle entscheiden, die schwächere Lichtquelle wird dann einen Farbstich erzeugen.
Messgerät für die Farbtemperatur
Wer das vermeiden will, sollte die verschiedenen Lichtquellen ausmessen, um ggf. die Farbtemperatur zu korrigieren. Farbtemperaturmesser (Colormeter) erlauben dies und berechnen je nach Gerätetyp sogar genau, welchen Korrekturfilter man vor die Kamera oder vor den Scheinwerfer befestigen muss, um ein neutrales Ergebnis zu erzielen.
Gerätearten
Die wichtigste Unterscheidung bei den angebotenen Geräten wird zwischen analoger und digitaler Technik gemacht. Während die analogen Geräte mit Rechenscheiben arbeiten, um den erforderlichen Mired (Konversionsfilterungs)- oder Kodak-Wratten (Korrekturfilterung)-Wert zu ermitteln, können die digitalen diese Angabe direkt aus den Messwerten berechnen und anzeigen. Im Prinzip sind Farbtemperaturmesser aufgebaut wie drei Belichtungsmesser in einem Gerät, wobei jedes Messelement (in der Regel Silizium-Messdioden) einen anderen Farbauszug von RGB ausmisst. Farbtemperaturmesser werden längst nicht nur für Film- und Fotozwecke eingesetzt. Auch zur Kalibrierung von Displays oder Beamern sowie im Printbereich kommen sie zum Einsatz. Die wichtigsten Hersteller von Colormetern: Bron, Gossen, Minolta, Seconic, Cooke, Thoma
Bedienung
Einstellungen: Grundsätzlich kann man einem Farbtemperaturmesser eine Lichtart vorgeben, auf welche die Kamera bzw. das Filmmaterial sensibilisiert ist. Also wärmeres Kunstlicht (B Tungsten mit 3200 Kelvin) oder mittleres Kunstlicht (A Tungsten mit 3400 Kelvin) oder Tageslicht (Daylight mit 5500 Kelvin). Ausgehend von dieser Vorgabe misst der Farbtemperaturmesser Lichtquellen aus und gibt an, welcher Filter notwendig ist, um die voreingestellte Farbtemperatur zu treffen. Einige Farbtemperaturmesser zeigen sowohl den direkten Kelvin-Wert der Lichtquelle, die Light-Balancing-Werte (LB) als auch die Color-Compensating-Werte (CC) an.
Das bedeutet, als Color-Compensating-Wert werden Werte der subtraktiven Filterung angezeigt, (zum Beispiel 30 Magenta), als Color-Compensating-Angabe Filterwerte zur Lichtkorrektur (zum Beispiel 81A). Mit Hilfe von voreingestellten, abgespeicherten Farbtemperaturwerten kann man auch die Farbstimmung wärmer oder kälter gestalten, je nachdem wie man es für den Look des Filmes wünscht.
Mired
Rötliches Sonnenlicht |
4800 K |
210 Mireds |
Halogenlampe |
3400 K |
295 Mireds |
Glühbirne |
2800 K |
360 Mireds |
Zeigt der Belichtungsmesser die benötigten Filterwerte nicht direkt an, sondern nur die verschiedenen Farbtemperaturen, die man aneinander anpassen möchte, kann man in einer MIRED-Tabelle nachschauen, welcher Filter erforderlich wäre. Mired ist eine andere Messeinheit für die Farbtemperatur (1 Mired ist das Millionenfachste des reziproken Wertes in Kelvin). 5600 Kelvin, also Tageslicht, entspricht einem Mired-Wert von ca. 175 und 3400 Kelvin, also Kunstlicht entspricht etwa 295 Mired.
Der große Vorteil von Mired-Werten liegt darin, dass sie gleichmäßige Abstände zueinander haben. Damit kann man sie problemlos addieren oder subtrahieren. Mit ihrer Hilfe kann man Filter definieren, welche berechenbare Korrekturen erlauben. Es gibt sowohl Filter mit +Mired-Werten, als auch solche mit -Mired-Werten. Haben wir beispielsweise ein Tageslichtfilmmaterial (5500 Kelvin), so hat es einen Mired-Wert von 180. Hat aber unser Filmscheinwerfer Kunstlicht (ca. 3000 Kelvin), so hat dieses einen Mired-Wert von 340. Um also von diesem Kunstlicht mit 340 Mired auf den Film in der Kamera mit 180 Mired ohne Farbstich aufnehmen zu können, müssen wir den Mired-Wert des Kunstlichtes reduzieren, also einen Minus-Filter verwenden. Die Differenz zwischen beiden Mired-Werten beträgt -160 Mired. Man verwendet deshalb einen Blaufilter mit -160 Mired (BC 18). Diese Arbeit nehmen Ihnen aber moderne Colormeter ab und zeigen Ihnen den benötigten Filter direkt an.
Wo messen?
Ähnlich, wie man mit einem Belichtungsmesser arbeitet, sollte man die zu messende Lichtquelle möglichst sauber erfassen. Wenn man im Lichtkegel etwa auf halbem Weg zwischen Kamera und Scheinwerfer mit der Messkalotte in Richtung Scheinwerfer misst, erhält man die besten Ergebnisse.