Mixed Reality Brille
In den letzten Jahren wurden die Abstände zwischen den Neuvorstellungen von VR und AR Brillen immer größer, kein gutes Zeichen für die Verbreitung dieser genialen Technologie im Markt. Auf der Connect Konferenz von Meta, Zuckerbergs Facebook Konzern, im Oktober 22 wurde eine neue Brille der Öffentlichkeit vorgestellt. Wenige Monate zuvor wurden die Preise der alten Oculus Quest um 25% erhöht, nun also eine neue Brille, die etwa das dreifache kosten wird und zusätzlich AR und manch andere Verbesserungen bieten soll.
Damit die neue Brille auch Augmented Reality bieten kann, musste jede Menge zusätzliche Technik in das ansonsten schlankere Brillenmodell eingebaut werden. Das hat natürlich Konsequenzen für die Preisgestaltung und das Gewicht. Die Quest Pro ist mal eben 50% schwerer als die Quest. Damit sie kompakter ausfallen konnte, wurden die Akkuzellen in gebogener Form in das Nackenband integriert, was auch dazu beiträgt, dass die Brille nicht mehr so Vorderlastig ist und das Gewicht besser verteilt ist.
Für die AR Komponente wurden die Linsen der Quest Pro dünner, sie sind nur noch fast halb so dick und erlauben es offenbar, die reale Umgebung in der man sich befindet, sehen zu können. Damit die damit verbundene Helligkeit im Innern der Brille die virtuellen Bilder nicht massiv stört, werden verschiedene magnetische Sichtblenden verwendet die das Lichtniveau absenken.
Wie es sich für eine Brille der neuesten Generation gehört, arbeit in ihrem Innern ein moderner Snapdragon XR2 Prozessor, was eine Verdopplung der Rechenleistung gegenüber der Quest bedeutet. Auch der interne Speicher ist mit 256 GB größer ausgefallen als bei der Quest 2. Dafür gibt es aber nur ein Brillenmodell, man kann also nicht auf ein günstigeres Modell mit weniger Speicher ausweichen. Auch das Display (LCD) hat eine um 37 % höhere Auflösung und kann deutlich höher Kontraste darstellen.
Die Auflösung ist mit 1.800 x 1.920 Pixel pro Auge hoch, dennoch niedriger als etwa bei der Vive Pro 2 (2.448 x 2.448 pro Auge). Auch die Bildwiederholfrequenz von 90 Hz ist etwas niedriger als die der meisten Top-Konkurrenten auf PC-Basis. Von Fliegengitter-Effekt ist nichts zu merken.
Außen an der Vorderseite befindet sich auch eine Kamera um die Realität mit der VR Welt zu verbinden. Dieser "Paththroug"- Modus funktioniert gut, man kann sich mit der Brille frei im Raum bewegen ohne irgendwo gegenzustoßen. Natürlich sieht die über das Display dargestellte Wirklichkeit anders aus als die Realität, doch die Darstellung ist nicht schlecht. In die Bügel sind Lautsprecher integriert, die räumliche Audiowiedergabe unterstützen. Eine Akkuladung hält zwei bis drei Stunden, wer die Brille längeraufbehalten möchte kann sie per USB Kabel mit Strom versorgen, verliert dann aber die Bewegungsfreiheit.
Die Brille steht natürlich auch in direktem Zusammenhang mit Zuckerbergs umstrittener Vision, ein "Metaverse" zu schaffen in dem Menschen per Avatar miteinander kommunizieren. Der Wunsch, insbesondere die Avatare der Brillenträger*Innen optimal generieren zu können, hat dazu geführt, dass in die Brille auch innenliegende Kameras integriert wurden, eine Einrichtung, die von nicht wenigen kritisch gesehen wird. Damit soll nicht nur Eye-Tracking für leistungssparendes vorausschauendes Rendering (foveated rendering) also die detailscharfe Berechnung von Bildern nur dort, wo auch wirklich hingeschaut wird, sondern auch die Mimik der Brillenträger*Innen erfasst werden. Kritiker sehen damit die Gefahr einer emotionalen Überwachung gegeben.
Auch die komplett neu gestalteten Controller haben Kameras erhalten um Bewegungen und Positionen zu erfassen. Er soll auch einzeln erhältlich und mit der alten Quest kompatibel sein. Alle Apps der Quest II sind auch mit der neuen Quest Pro kompatibel. Mit etwa 1500 USD ist die neue Brille eher hochpreisig und kaum geeignet, den Massenmarkt zu fluten. Man muss schon sehr an das Versprechen einer spannenden VR Zukunft glauben und über das nötige Kleingeld verfügen, um diesen Betrag zu investieren. Noch gibt es nur wenige Anwendungen, welche die Möglichkeiten der Brille voll nutzen können. Da gibt es für Entwickler noch Einiges zu tun.
Vieles Features der Quest Pro sind für das reine Anschauen von VR Filmen überhaupt nicht nötig, doch die Gamer und die Fans von AR werden sich die Brille sicherlich genauer ansehen wollen. Auf jeden Fall tut sich wieder etwas auf dem VR / AR Markt. Man darf gespannt sein, wie sie sich im Markt etablieren wird.
In Deutschland wird die Quest Pro vorerst nicht erhältlich sein. Die Kritik des Bundeskartelamtes wegen der Verknüpfung von Facebooks VR Brillen mit einer erzwungenen Anmeldung eines Facebook Accounts haben als Reaktion nicht etwa die Entkopplung dieses Registrierzwangs, sondern den Verkaufsstop bewirkt.
Abbildungen: Screenshots Meta