Hüte, Mützen, Caps & Co können ganz viel. Mit der Kopfbedeckung wie natürlich auch durch die übrige Kleidung trifft man Aussagen über eine Person, ihren Status, ihre Haltung und vieles mehr. Kostümbildner*Innen arbeiten mit diesen Effekten um den Filmfiguren Aussagen hinzuzufügen.
Das ist kein Zufall sondern Ergebnis unserer Kulturgeschichte. Man denke nur an das antike Griechenland und die olympischen Spiele. Die Gewinner erhielten einen Lorbeerkranz. Der erhöhte sie, stellte ihre Besonderheit heraus. Die Königskrone oder der Federschmuck der Indianerhäuptlinge erzählten nichts anderes. Es gab Orte in der Welt, da war das Tragen jedweder Kopfbedeckung nur den Herrschern vorbehalten. Bei den Armeen repräsentierten die Mützen häufig den Status. Und bis heute kann man die Chefs, die Leiter in bestimmten Arbeitsumfeldern an der Kopfbedeckung erkennen. Hinzu kamen noch verschiedene Farbcodes, welche ebenfalls den jeweiligen Stand repräsentierten.
Insbesondere im Kino werden die soziale Schicht, Gender und Status gerne durch Kleidung miterzählt. Viele Berufe werden automatisch durch die Kopfbedeckungen miterzählt. Ob es die Caps von Liftboys/girl sind, die Helme von Bauarbeiter*innen, die Kappen oder Zylinder von Schornsteinfeger*Innen, die Kapitäns,- oder Matrosenmützen,- der Saturno Hut von Priestern, die Liste der Berufshüte ist schier unendlich. Manche Hüte heißen sogar nach der Profession, die sie repräsentieren, wie etwa der Zimmermannshut. Andere verweisen auf ihren Ursprung, wie etwa der Panamahut.
Hüte der Stilikonen
Und so ist es kein Wunder, dass einige der großen Filmfiguren der vergangenen 100 Jahre Kinogeschichte nicht zuletzt durch ihre Kopfbedeckung zu Stilikonen wurden. Charly Chaplin und seine Kunstfigur der Tramp sind untrennbar mit dem Bowler-Hat, der Melone verbunden, Stan Laurel unjd Oliver Hardy kann man sich ebenfalls kaum ohne die Melonen vorstellen. Und auch die Figur des Alex in Stanley Kubricks "Clockwork Orange" wird durch eine Melone charakterisiert.
Marlene Dietrichs Verkörperung der Lola in "Der Blaue Engel" ist untrennbar mit dem Zylinderhut verknüpft, den sie bei ihren Auftritten im gleichnamigen Vergnügungslokal trägt. Der Zylinder wird aber bei Bedarf auch lebensbedrohlich, etwa wenn Oddjob ihn in James Bond "Goldfinger" als Waffe durch die Luft wirft. Audrey Hepburn wiederrum trägt in ihrer genialen Verkörperung der Holly Golightly in "Frühstück bei Tiffany" einen Ascot Hut. Faye Dunaway trug ihr schwarzes französisches Barett als Bonnie in "Bonnie & Clyde. Natalie Portman und Jean Reno als Matilda und Léon trugen in "Leon der Profi" beide eine Mütze, den Beanie. Harrison Ford trug als Indiana Jones den unverwechselbaren Fedora Haarfilzhut, den übrigens Jahre vor ihm bereits Humphrey Bogart in den Filmen der schwarzen Serie (Film Noir) trug.
Ebenso ikonisch die Fellmütze und Papakha von Jluie Christie und Omar Sharif in "Dr. Schiwago". Stilbildend ebenfalls Gene Hackmans Porkpie-Hut in "French Connection". Oder wie wäre es mit dem weißen Sonnenhut von Grace Kelly in "Über den Dächern von Nizza". Inzwischen längst Alltagskleidung, war das Baseball-Cap von Michael J. Fox als Marty McFly in "Zurück in die Zukunft" im Kino 1985 noch etwas Besonderes. Oder die Kappen im Stil der Zeitungsjungen der 20 er Jahre (Newsboy Caps), welche zunächst 1962 Jeanne Moreau in "Jules und Jim" und später dann 2006 Anne Hathaway in "Der Teufel trägt Prada" aufsetzt. Last but not least gehören die Trilbies genannten dunkelgrauen Hüte selbstredend zu den Blus Brothers.
Es gab nicht nur Märchen, wie "Rotkäpchen" sondern sogar Filme, die nach einem Hut betitelt waren.
Filmtitel mit Hut
"Der Florentiner Hut" (Regie: Wolfgang Liebeneiner, D 1939)
"Dreizehn unter einem Hut" (D 1950),
"The Spy in the Green Hat" (USA 1967),
"Der kleine Schwarze mit dem roten Hut" (Regie: Franz Antel, D 1975),
"Die Fantome des Hutmachers" (Regie: Claude Chabrol, F 1982)
"Der Hut des Brigadiers" (Regie: Horst E. Brandt, DDR 1985),
"DR. SEUSS' die Katze im Hut" (Regie: Bo Welch, USA 2003),
"Blöde Mütze!" (Regie: Johannes Schmid, D2007)
"The Man in the Hat" (Stephen Warbeck, John-Paul Davidson GB 2020),
Ab und an schaffen es die Kopfbedeckungen sogar, das Publikum zu provozieren. Denkt man da an Woody Allen als Spermafigur in "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten" oder an Elyas M'Barek der in dem Film „Liebesdings“ einen Klitoris-Hut trägt.
Da man seine Filmfiguren häufiger in Nahaufnahmen zeigt, spielen natürlich auch deren Kopfbedeckungen eine wichtige Rolle. Hüte können also eine ganze Menge, vieles gibt es da zu entdecken, es lohnt sich auf jeden Fall, da wo es möglich ist, in Filmen damit zu arbeiten.