Eine schwedische Kleinstadt mit der es kontinuierlich wirtschaftlich bergab geht, soll Besuch von Investoren aus Deutschland kriegen, die den Ort wieder beleben wollen. Bürgermeister und Verwaltung beschließen, dass ein Film über den Ort entstehen muss und fordern zunächst die Bewohner auf, Filme zu erstellen. Zwei Freundinnen, Aida und Dana beginnen, wie auch ein paar andere Bewohner mit ihrem Handy zu drehen.
Doch die ersten Probevorführungen gefallen dem Bürgermeister nicht, ein Profi wird dank dem Sponsoring der lokalen Baufirma beauftragt, einen Imagefilm zu drehen. Doch die beiden Freundinnen lassen sich nicht entmutigen und drehen weiter, während der Profi polierte Klischee Langeweile dreht. Damit beginnt eine Tabula-Rasa der beiden jungen Mädchen mit der Videokamera im Smartphone durch ihre Kleinstadt, die zugleich viele der Hoffnungen, Ängste und Sehnsüchte der multikulturellen Gemeinde beleuchtet.
Als dann am Ende die deutschen Investoren auch noch kurzfristig ihr angekündigtes Engagement zurückziehen wird die Aufführung des nun sinnlos gewordenen professionellen und gnadenlos öden Imagefilms, viel mehr aber noch die Premiere des wilden und zugleich liebenswerten Films der beiden Mädchen zu einem wahren Höhepunkt im Leben der Ortsbewohner. Und es zeigt sich, dass die frechen berührenden Miniportraits die Aida und Dana gedreht haben, die Bewohner viel mehr zusammengeschweißt und aufgestellt haben, als es irgendein ausländischer Investor je hätte bewirken können.
Dabei ist ein frischer, wilder, authentischer Film entstanden, der viele Grenzen konventionellen Filmemachens überschritten hat.
Spannende Arbeitsweise
Im Gespräch berichtet die Regisseurin Gabriela Pichler, wie aufwändig das war, all diese Menschen zu finden, mit ihnen zu drehen und wie viel Material schließlich geschnitten werden musste. Gedreht mit Team wurde acht Wochen lang, zusätzlich haben aber auch die Protagonisten selber Handyaufnahmen gedreht und es wurden auch während des Schnitts noch verschiedene Elemente nachgedreht. Allein der Schnitt hat Eineinhalb Jahre gebraucht.
Doch bereits das Casting war eine große Kraftanstrengung, zumal die Regisseurin zumeist nachdem sie die richtigen Personen für den gegebenen Handlungsrahmen (Kleinstadt hofft auf Rettung von Außen) gefunden hat, für diese individuell die Szenen und Abläufe erst entwirft. Beim Dreh wird dann ein Mix aus Drehbuchszenen und Improvisationen umgesetzt.
Die Protagonisten sind so gut wie alle Laien und spielen sehr glaubwürdig und überzeugend. Als aufwändig und nicht so einfach benennt die Regisseurin auch die menschliche Komponente. Ihre Arbeitsweise bedeute zugleich aber auch, viel Verantwortung für so viele zum Teil junge und problembehaftete Menschen zu tragen, welche weit über die reine Drehzeit hinaus reicht. Ein wenig fühle es sich so an als habe sie die beiden Hauptprotagonistinnen, Zahraa Aldoujaili und Yara Ebrahim Aliadotter adoptiert.
Interview mit Gabriela Pichler
Und die Schauspieler...
Gefragt nach den wenigen Profischauspielern, so gesteht Gabriela, ein etwas schlechtes Gewissen zu haben. Die meisten Aufnahmen mit den wenigen Profischauspielern habe sie gar nicht verwendet, lediglich die eine Freundin die mit der Hauptfigur boxen übt und im Cafe im Bildhintergrund der Mann der Kaffee kocht, haben es in den Schnitt hinein geschafft. So etwas den Schauspielern, die mitgearbeitet haben, mitzuteilen, ist sicherlich nicht ganz einfach.
Praktisch alle Figuren, von denen man angenommen hat, das müssten doch professionelle Schauspieler sein, haben sich als Laien herausgestellt, eine tolle Arbeit und ein erfrischender, starker Film.
(Gesehen von Mathias Allary)
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