Wer noch alte Super 8 Filme besitzt oder welche geerbt,- gefunden hat, möchte diese vermutlich auch gerne anschauen und erkunden. Kann man Super 8 Filme heutzutage überhaupt noch projizieren? Und wenn ja, worauf muss man dabei achten? Es ist eine überholte, und oftmals auch vergessene Technologie, immerhin wurde Super 8 vor über 60 Jahren erdacht, doch es ist tatsächlich noch möglich, diese alten Schmalfilme in Projektion anzuschauen.
Viele, die heute Super 8 Filme in die Hände bekommen, haben diese gar nicht selbst gedreht. Sie haben sie vielleicht von ihren Großeltern oder Eltern geschenkt bekommen oder geerbt. Doch wie kann man wissen, was sich darauf befindet? Nun zum einen kann man die alten Super 8 Filme heute digitalisieren lassen und dann bequem an seinem Flatscreen oder dem Computerbildschirm anschauen. Zum Anderen kann man sie aber auch auf einem Super 8 Projektor oder Bildbetrachter anschauen. Während die Bildbetrachter meistens stumm waren, bieten viele Filmprojektoren die Möglichkeit, auch den Ton abzuhören, falls überhaupt auf den Super 8 Filmen Tonspuren aufgebracht waren. Denn nicht wenige Super-8 Filmer haben ihre Filme stumm gelassen.
Bevor wir uns genauer anschauen, was beim Einsatz eines alten Filmprojektors zu bedenken ist, hier erst einmal ein Überblick über wichtige Hersteller von Super 8 Projektoren. Es versteht sich von selbst, dass wir hier über Vergangenes schreiben,- neue Super 8 Projektoren werden nicht mehr hergestellt.
Hersteller Projektoren
Bei den Projektoren für Super 8 gab es eine breite Palette an Geräten. Von einfachsten stummen Projektoren über Mono, Stereo Tonprojektoren bis hin zu leistungsstarken Projektoren mit Xenon-Brennern, die Kinosäle mit riesigen Leinwänden ausleuchten konnten. Generell lässt sich sagen, dass Hersteller, die bereits Erfahrungen im Bau von professionellen 35mm und 16mm Projektoren hatten, wie beispielsweise Bauer oder Elmo, durch den entsprechenden Technologietransfer auch im Super 8 Format die robusteren Geräte bauten. Entsprechend waren natürlich auch die Preisunterschiede, die mit der Helligkeit, den Tonfähigkeiten oder auch der Spulenkapazität zusammenhingen. Primitive Projektoren waren schon für wenige hundert DM erhältlich, die großen Kinomaschinen konnten auch gerne 12.000 DM und mehr kosten. Gebaut wurden die Projektoren etwa bis Ende der 80er Jahre, danach wurde die Konkurrenz durch VHS-Videokassetten schlicht zu stark. Wichtige Hersteller von Super 8 Projektoren waren:
Agfa Bauer- Robert Bosch GmbH Stuttgart (Deutschland) Beaulieu (Frankreich) Bencini (Italien) Bell & Howell (USA) Braun (Deutschland) Bolex (Schweiz) Chinon Elmo (Japan) Eumig (Österreich) Fujifilm (Japan) Hanimex Heuretier Imac (Italien) |
Kodak Instamatic (USA) Noris Meolux / Meopta (DDR, Tschechien & Polen) Presenta, Oritec und Yelco (Yamawa, Japan) Raynox Revere (USA) Rollei (Deutschland) Silma Sekonic (Japan) Saawa Universa Zeiss Ikon "Movilux" |
Neckermann, Porst und Revue (Quelle) haben keine eigenen Geräte hergestellt. Sie haben lediglich Geräte anderer Hersteller mit etwas verändertem Gehäuse unter ihren jeweiligen Markennamen verkauft. In den meisten Fällen handelte es sich um Geräte von Bauer oder Eumig
Hersteller Filmbetrachter
Filmbetrachter sind praktische Hilfmittel zum Sichten und Schneiden von Super 8 Filmen,- im Grunde genommen kleine Schneidetische.
Hähnel
LIESEGANG mobil-e
Elmo
Erno
Tonfilm
Die Tonseite gehörte zu den großen Schwachpunkten bei Super 8. Es gab kaum zuverlässige, bezahlbare Zweibandverfahren, also verkoppelte Tonband,- oder Kompaktkassettengeräte, die synchron mit dem Projektor oder bei der Aufnahme mit der Kamera laufen konnten. Deshalb waren die häufigsten Vertonungen lediglich jene die direkt mit dem Filmprojektor auf die aufgeklebte Magnetrandspur aufgenommen wurden. Es gab dabei zunächst nur die sogenannte Hauptspur von 0,8mm Breite und später, auch um eine bessere Planlage des Films zu erzielen, die sogenannte Ausgleichsspur auf der gegenüber liegenden Seite des Filmstreifens mit 0,4mm Breite.
Auch wenn die Hersteller mit vielfältigen Vertonungsmöglichkeiten warben, so waren diese schlicht unbefriedigend. Die luxoriöseren Projektoren konnten neben der eigentlichen Randspur auch noch die sogenannte Ausgleichsspur bespielen, man nannte das dann Stereo,- oder Duoplay. Duoplay bedeutet, dass der Projektor zwar auf zwei Spuren aufzeichnen kann, diese aber stets nur einzeln oder gleichzeitig über einen Ausgang abspielen kann. Stereoprojektoren hingegen können die Töne der beiden Spuren tatsächlich getrennt ausgeben.
Somit standen immerhin zwei unterschiedliche Spuren für die Vertonung zur Verfügung. Die einfacheren Tonprojektoren konnten nur auf die Hauptspur aufnehmen. Unter "vielfältigen" Vertonungsmöglichkeiten verstanden die Hersteller so absurde Verfahren wie das mehrfache Aufnehmen übereinander mit jeweils verminderter Löschleistung des Löschkopfes. Die Idee war, dass man zuerst Musik aufnehmen sollte und in einem zweiten Arbeitsgang darüber beispielsweise die Kommentarstimme. Über die Qualitätsverluste und die Absurdität, bei unzulänglichen Ergebnissen wieder von Vorne beginnen zu müssen, wollen wir an dieser Stelle nicht philosophieren.
Praktische Umsetzung
Wer den Weg der Projektion von Super 8 Filmen gehen möchte, sollte ein paar Dinge bedenken. Zunächst einmal sind die Projektoren inzwischen ziemlich alt. 40, 50 Jahre sind für technische Geräte eine ziemliche Herausforderung, zumal es sich ja in der Regel um Consumer-Geräte handelt. Der alte Super 8 Projektor aus dem Keller oder das ersteigerte Gerät von Ebay sind vermutlich nicht so einfach einsetzbar, wie man es erhoffen würde. Einige Bestandteile eines Filmprojektors sind stärkerer Alterung unterworfen als andere. Problematisch sind beispielsweise Riemen, Gummiteile, Umlenkrollen, aber natürlich auch bestimmte elektronische Bauelemente,- allen voran die berühmt berüchtigten Elektrolyt-Kondensatoren.
Wer also gedenkt, mit einem Projektor, der ein halbes Jahrhundert alt ist, zu arbeiten, sollte sich ein wenig mit Technik auskennen und das Gerät vor der Nutzung genau inspizieren, ggf. warten, reinigen.
Der erste Film, den man damit vorführt, sollte auch nicht der unwiederbringliche Film der Hochzeit der Eltern 1975 sein, sondern eher ein unbedeutender Filmrest, bei dem es nichts ausmacht, wenn der Film reißt, verschrammt wird etc. All das kann nämlich leicht in solch einem Filmprojektor, der in die Jahre gekommen ist, passieren.
Was man auch bedenken sollte,- nicht nur die Projektoren sind gealtert, sondern auch die Super 8 Filme selber und vor allem,- ihre Klebestellen. Sind diese nicht mehr in Ordnung, dann sind Projektionen für wichtige Originalaufnahmen ein enormes Risiko.
Stromversorgung
Der Blick auf die Voreinstellung der Stromversorgung, meistens in der Nähe der Stromanschlussbuchse zu finden, lohnt sich. Viele Super 8 Projektoren wurden in Zeiten konzipiert, als das Stromnetzt 220 Volt hatte. Im Jahre 1990 wurde es aber auf 230 Volt angehoben. Inzwischen arbeiten unsere Netze mit 230-240 Volt. Dieser Unterschied ist gewaltig und kann manchen Geräten schaden, ja sie zerstören. Während moderne Schaltnetzteile kein Problem mit unterschiedlichen Primären Spannungen haben, sind alte klassiche Netzteile mit Transformator und Gleichrichtern da empfindlicher.
Projektoren, welche die Wahlmöglichkeit 240 Volt anbieten, sind deutlich im Vorteil. Das sind zwar nur unterschiedliche Abgriffe bei den Trafowicklungen, doch sie machen den Unterschied aus. Bei manchen Geräten liegen die 230 Volt heutiger Europäischer Stromnetze innerhalb der Toleranzgrenzen, die auch für 220 Volt galten. Man kann also Glück oder Pech haben, das schwankt von Gerät zu Gerät. Externe Wandler von 230 auf 220 Volt gibt es wenige,beispielsweise den rumänischen "Spannungsstabilisator SilverCloud 1500VA 900W" (ca. 70 €) oder den "Stabilisator Di Spannungsregler E Strom 3000VA/1800W " (ca. 120 €).
Man könnte alternativ versuchen, einen anderen Trafo mit entsprechender Anpassung in den Projektor einzubauen. Aber das kann nur ein Fachkundiger. Eine zu hohe Spannung kann auf jeden Fall bei manchen Geräten zu Problemen führen.
Reinigung
Für den Filmkanal sowie die Ränder des Projektionsfensters empfiehlt sich in einem ersten Arbeitsgang ein Staubsauger und anschließend ein sauberes fusselfreies Tuch oder ein weicher Pinsel. Auch in Alkohol getränkte Wattestäbchen können, so sie nicht fusseln, verwendet werden.
Für den Tonbereich kann man einen mit Alkohol getränkten Lappen verwenden. Dies gilt nicht nur für die Tonköpfe und die Andruckplatte sondern auch für die Filmführung, die Kurbelwelle und die Rolle. Achtung! Die Magnetköpfe dürfen nicht mit metallischen Gegenständen in Berührung kommen.
Schmierung
Das ist ein heikles Kapitel, hier kann man viel falsch machen. Da sollte man sich sehr strikt an die Manuals halten, schmiert man die falschen Stellen, funktioniert unter Umständen die Friktion nicht mehr richtig. Verschiedene Hersteller haben ihre Projektoren auch mit einer sogenannten Dauerschmierung versehen und raten ausdrücklich davon ab, da selber nachzuschmieren. Allerdings haben sich die Hersteller in den 60er und 70er Jahren kaum ausmalen können, dass man auch im 21 ten Jahrhundert noch derartige Projektoren betreiben würde. Meistens sind von den Herstellern genaue Schmierpunkte angegeben, bei einigen Projektoren sind die Schmierstellen sogar farbig (rot) im Gerät selber gekennzeichnet. Für die Schmierung, die bei manchen Projektortypen bereits nach 20-30 Laufstunden empfohlen wurde, kann man einen oder zwei Tropfen feines Vaseline-Öl verwenden.
Fazit:
Die echte Projektion eines Super 8 Films ist sicherlich ein tolles, nostalgisches Erlebnis. Wer sich ein wenig mit dem Projektor beschäftigt und ihn von manchen Spuren der Zeit befreit, kann sicherlich auch heute noch ordentliche Projektionen erleben. Das sind natürlich Erlebnisse, welche wenn man sie teilen möchte, die Anwesenheit Anderer erforderlich machen. Das ist in der heutigen Zeit eher schwieriger geworden und die Einladung, mal eben den Raum zu verdunkeln, Leinwand und Projektor aufzubauen, klingt auch nicht für jedes Ohr besonders reizvoll. Das Digitalisieren von Filmen hat demgegenüber die Möglichkeit, die Aufnahmen auch zu bearbeiten, digital zu schneiden, farbzukorrigieren und zu teilen. So können die Filme in digitaler Form weiterleben,- sicherlich die zeitgemäßere Variante. Doch wen es kitzelt,- man kann sie noch heute anschauen, die alten Super 8 Filmstreifen...
Praktische Links
Immer wieder werden wir gefragt, wie man einen bestimmten Super 8 Projektor bedienen muss...
Hier ein paar gute Quellen für Manuals:
https://issuu.com/cinema62/docs/pdf-elmo_sp_user_manual_22_pages
http://www.kinobauer.de/anleitungen/t520duoplay.pdf
https://www.manualslib.de/manual/83372/Bauer-T-502.html?page=9#manual
Bauer Projektoren: http://www.kinobauer.ch/bauer.html
Elmo St 600: https://issuu.com/filmmaker8.com/docs/elmo-st-600-instruction-manual
http://www.film-tech.com/warehouse/manuals/ELMOST600.pdf
Service Manual: http://manualsearch.icu/get.php?keyword=Service+Manual+Elmo+ST600.pdf&source=relerritur.ikwb.com&sub=download_en_3_a1
Weitere Elmo Projektoren: https://www.super8camera.com/filmprojectors/elmo-super-8-projector/
Foren für Super 8 Fans:
https://www.filmvorfuehrer.de/forum/13-schmalfilm/
http://8mmforum.film-tech.com/ubb/ultimatebb.php
www.filmshooting.com
https://8135.forumromanum.com/member/forum/forum.php?action=ubb_tindex&USER=user_8135&threadid=2
Super 8 Wiki:
http://super8wiki.com/index.php/Main_Page
Datenbank zu Projektoren:
https://www.filmkorn.org/super8data/database/projectors_list/projectors_eumig/projectors_eumig.htm
Digitaler Player mit Synchronton zum S 8 Projektor
https://github.com/fwachsmuth/Synkino