Fremdelnde Drucker
Tintenstrahldrucker sind oft furchtbar und voller Tricks, um mehr Geld aus den Taschen der Kunden zu ziehen. Nun wird Canon von den eigenen Tricks eingeholt...
Wer einen Tintenstrahldrucker besitzt, kennt das Drama. Das Teure sind nicht die Drucker, sondern die Tintenpatronen, in denen sich eigentlich nur Tinte,- vom Preis her aber scheinbar die teuerste Flüssigkeit der Welt zu befinden scheint.
Natürlich gibt es preiswertere Alternativen von Refill Anbietern, doch die Drucker-Hersteller versuchen genau diese Lösung durch in die Patronen integrierte Chips zu verhindern. Ihre Drucker lehnen die billigeren und umweltfreundlicheren Refills schlichtweg ab. Zudem wird behauptet, alternative Tinte zerstöre die Druckköpfe. So sollen die Kunden verängstigt und gezwungen werden, die völlig überteuerten Tintenpatronen des Originalherstellers zu kaufen.
Eigentor
Ende 2021 wurde einer dieser Druckerhersteller, Canon von seinen eigenen Schutzmaßnahmen auf dramatische Weise eingeholt. Denn seitdem werden diverse von Canons eigenen Tintenpatronen von den zugehörigen zumeist großen Multifunktions-Canon-Druckern als Fälschungen identifiziert.
Grund dafür sind die Corona bedingten Lieferketten-Probleme, insbesondere bei Chips. Jene Chips mit denen Canon die eigenen Tintenkartuschen kennzeichnet, fehlen schlicht, weshalb die Kartuschen plötzlich für die Drucker als Fremdprodukte gelten.
Das ist nicht nur für die Kunden, sondern auch für das Unternehmen ein Supergau. Um das Problem in den Griff zu bekommen, veröffentlicht Canon deshalb Workarounds ihres eigenen Digital Right Management Systems (DRM), also Tricks, wie man genau diesen vom Werk programmierten Schutzmechanismus umgehen kann. Kunden werden teilweise sogar per Mail dazu aufgefordert, die Warnungen der eigenen Drucker zu ignorieren und das Warnfenster schlicht zu schließen. Danach kann mit den Originalpatronen, genau wie mit denen von Drittanbietern gedruckt werden.
Natürlich geht es nicht nur Canon und den Tintenstrahldruckern so. Die Chipkrise trifft alle. Selbst in Lasertoner-Kartuschen sind meistens derartige Chips eingebaut. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Epson, Brother, HP und all die anderen Druckerhersteller mit ähnlichen Schwierigkeiten werden konfrontiert sehen.
Oder anders ausgedrückt,- Praktisch alle Druckerhersteller werden offenbar nun von ihren eigenen Tricks eingeholt. Tricks, welche das Recycling alter Tinten,- und Tonerpatronen,- also eigentlich umweltverträgliches Verhalten, verhindern sollen. Was Umweltpolitiker über Jahrzehnte nicht geschafft haben, wird durch die Lieferkettenkrise plötzlich möglich...