Auh wenn einige neue Kameras mit 180 Grad Bildabdeckung auf den Markt kommen um speziell die neue Apple Vision Pro Brille zu bedienen, für echte 360 Grad Videos mit mehr als zwei Kameramodulen ist die Auswahl dünn geworden. Zu viele Player im Bereich hochwertiger 360 Grad VR Kameras gibt es nicht mehr, was bietet diePilotEra VR 8K Kamera aus China? Viele Anbieter von High-End VR Kameras oder VR-Rigs haben aufgegeben, so ist es doch beachtlich, dass diese Kamera mit immerhin vier Kameramodulen daher kommt und in einem kompakten Gehäuse eine ganze Reihe von Features anbietet, die erstaunlich klingen. Da wäre allen voran der Ansatz, dass das möglichst nahtlose Zusammenfügen der vier Kameraaufnahmen, das "stitchen" zu einer Videodatei, nicht mit einem separaten Programm, sondern direkt in der Kamera erledigt wird. Das erfordert eine Menge Knowhow und vor allem Rechenleistung. Die Kamera kam 2019 auf den Markt, vielleicht etwas zu früh, weil die Software noch gar nicht ausgereift war und viele User zur Verzweiflung brachte. Inzwischen, einige Updates später, hat die Kamera eine bessere Bedienbarkeit, ihr fehlen aber weiterhin differenzierte Einstellmöglichkeiten. Das ändert sich auch nicht, wenn man die Kamera per W-LAN mit der Kamerapp verbindet,- die App zeigt lediglich eine Vorschau, bietet aber ansonsten genau die gleichen Menüpunkte wie die Kamera selbst. Es wäre schon schön, wenn man manuell die Belichtung oder die Farbtemperatur verändern könnte.
Die Bedienung der Kamera erfolgt ähnlich wie das Bedienen eines Smartphones über das berührungsempfindliche Display. Auf jeder der vier Seiten des rechteckigen Gehäuses sind jeweils unterhalb des Kameraobjektivs unterschiedliche Elemente untergebracht. Da ist einmal die Vorderseite mit dem Display, einer Kontroll-LED für die Aufnahme sowie einer "Home" Taste. Auf der linken und rechten Seite befindet sich jeweils ein Recording Knopf, der auch als Auslöser für VR Fotos dient. Auf der Rückseite findet sich die Verriegelung für den Kamera-Akku. Auf der Unterseite befindet sich ein Stativgewinde sowie ein USB-C Anschluss.
Zum Einschalten der Kamera muss man die "Home" Taste" drei Sekunden lang gedrückt halten, dann fährt die Kamera hoch und das Display erscheint im Preview Modus, das heißt man bekommt bereits ein Bild zu sehen. Wie dieses Bild des VR Raums aussieht, kann man mit einem Klick auf das Symbol oben rechts auf dem Display einstellen, dies hat aber nur Einfluss auf die Vorschau, nicht auf die eigentliche Aufnahme. Zur Auswahl stehen: Little Planet, Equirectangular, Fisheye, Rectilinear. Über das Display kann man über das Zahnrad-Symbol unten rechts auch unterschiedliche Aufnahmemodi auswählen, Photo, Unstitched video, Stitched video, PilotTour, Time Lapse, Google Street View Video. Bei Fotos steht wahlweise auch ein HDR Modus zur Verfügung. Je nachdem, welchen Modus man voreingestellt hat, öffnet sich mit dem Tippen auf das Zahnradsymbol ein anderes zugehöriges Menü, in welchem man dann den jeweiligen Modus genauer einstellen kann.
VR Videos Drehen
Bei Video, dem Modus, der uns besonders interessiert, kann man über ein Symbolbild einer Kamera in der sich vier Quadrate befinden, wählen "Unstitched". Dann werden hier die Videoaufnahmen als Teildateien gespeichert. Man kann verschiedene Auflösungen auswählen, 8K, 6K, 4K und diese mit unterschiedlichen Bildraten. Nach dem Drehen kann man dieses File dann im Bereich "Gallery" auswählen und durch klicken auf das Pusszleteil-Symbol ein Stitchen in der Kamera in Auftrag geben, was einige Zeit in Anspruch nimmt. Die Behauptung des Herstellers, dies brauche die doppelte Zeit der eigentlichen Aufnahme, ist mit Vorsicht zu genießen, bei uns dauerte es grundsätzlich länger.
Wählt man Stiched werden einem zwar Auflösungen von 8, 6 oder 4 K angeboten, doch nur in der 4 K Einstellung erhält man ein in Echtzeit und mit 24 B/Sekunde gestitchtes Video. Bei 6 K kann dieser Modus nur alberne 7 oder 8 Bilder in der Sekunde aufnehmen, in 6 K sind es dann 15, was ebenso unsinnig ist. Wenn man die 4 K und 24 Bilder in der Sekunde wählt, erhält man tatsächlich eine VR Datei, die man in einer VR Brille einwandfrei anschauen kann. Die Farbabstimmung ist gewöhnungsbedürftig, die Farben sind tendenziell zu intensiv, um nicht zu sagen, bunt. Dies kann man aber in einem Schnittprogramm wie Premiere Pro per Farbkorrektur entwas in der Farbe entsättigen
Unter Gallery kann man Fotos und Videoaufnahmen innerhalb der Kamera abrufen und anschauen. Sie werden immer so geordnet, dass die jeweils letzen Aufnahmen ganz oben angezeigt werden, also mit absteigender Sortierung. Über eine spezielle Funktion die sogenannte "Live app" kann man auf verschiedene Online Plattformen live mit bis zu 4 K streamen,- so beispielsweise auf Facebook, YouTube, Kwai, eigene Server und mehr.
Übrigens gibt es im PlayStore kostenlos die Labpano App "Pilot Go", die eine Bildkontrolle und Bedienung über das Smartphone ermöglicht. Der im Manual der Kamera angegebene Link zum Download der App funktioniert leider nicht.
Support
Während man auf den Foren vergleichbarer Kameras oft Hilfestellungen findet von anderen Anwendern, die Workarounds und individuelle Lösungen für Probleme gefunden haben oder Hinweise des Hersteller-Supports, so bleibt das Labpano Forum seltsam dürftig. Zahlreiche Fragen vin Anwendern etwa ob man die Belichtung maunuelkl beeinflussen könne oder auch der Ruf nach einer externen Stitch Software des Herstellers bleiben unbeantwortet. Zu den meisten Themenbereichen gibt es nur wenige Posts, oft nur die Frage und keine Antworten.
Auch das Manual zu der Kamera ist von ergreifender Schlichtheit. Zu so wichtigen Punkten wie der Weiterverabeitung der Videofiles wird nur diffus empfohlen, "Windows Programme" zu verwenden. Kein Wort über Metadaten in den Files, über Formate, Größenverhältnisse und mehr.
Darstellung in der Brille
Eines der Probleme bei der Darstellung der mit der PilotEra gedrehten VR Filme zeigt sich beispielsweise, wenn man Video in die VR Brille Oculus Quest 3 lädt. Während die in 4K aufgenommenen Videos, die auf die native Auflösung der Brille (2.064 x 2.208 Pixel pro Auge = 4.128 x 2.208 Pixel Gesamtauflösung) herausgerendert wurden, korrekt dargestellt werden, werden die in 8 K aufgenommenen und in der gleichen Auflösung herausgerenderten Videos viel zu groß dargestellt. Für diese falsche Darstellung kann es verschiedene Ursachen geben. Diese können sowohl in der Verarbeitung beim Stitchen in der Kamera als auch bei der Brille liegen.
Wenn die maximale Auflösung einer VR Brille überschritten wird, kann es vorkommen, dass die Prozessorleistung der Brille nicht ausreicht, um das Video auf die notwendige Auflösung herunter zu skalieren. Hier kann man versuchen, die Bitrate der Videos beim Ausspielen zu reduzieren, dann steht dem prozessor mehr Leistung für das Skalieren zur Verfügung. Es kann auch an einer falschen FOV- oder Bildschirmgröße in der VR-Software liegen, vielleicht interpretiert die Brille das Video falsch und vergrößert es sogar. Hier kann man mit Teilungsfaktoren beim Ausspielen experimentieren,- wenn der Fehler aber bereits in den Metadaten vom Stitching liegt, hilft das nicht wirklich weiter.
Nicht selten wird das Problem aus einer Kombination von Hardware-Limitationen, Software-Problemen und falscher Skalierung verursacht. Man sollte dann überprüfen:
Die Hardware-Kompatibilität mit 8K-Inhalten.
Testen unterschiedlicher Skalierungsoptionen oder Auflösung in der VR-Software.
Die Videoauflösung der Brille und sollte mit der Auflösung in der verwendeten Software übereinstimmen.
Notfalls muss man das 8K-Video auf eine niedrigere Auflösung konvertieren, die besser für die Brille geeignet ist. Da ist sicherlich was die Software angeht, noch Luft nach oben, dennoch ein gutes Signal, dass es Kameras wie diese noch gibt.
