Wer im Ausland dreht, muss sich frühzeitig mit den Regelungen und Gegebenheiten beschäftigen. Für unsere Dreharbeiten in Tanzania haben wir versucht, alle nur denkbaren Vorkehrungen zu treffen und wurden dennoch von der Realität überrascht... In diesem ersten Teil geht es um sinnvolle Drehvorbereitungen für den Dreh mehrerer hochwertiger Dokumentarvideos.
Illusion Reisegepäckversicherung
Die Angst, dass auf der Reise das Gepäck gestohlen wird oder irgendwie verloren geht, besteht, kennt Jeder. Sie ist umso größer, wenn wichtiges Equipment mitgeführt wird. Da ist die Versuchung, eine Reisgepäckversicherung abzuschließen, groß, schließlich sind die Geräte einiges wert.
Doch wie so oft, lohnt sich der Blick auf das Kleingedruckte in den Versicherungsbedingungen. Dort finden sich so viele Ausschlussbedingungen, dass man den Eindruck hat, dass nur Koffer versichert sind, auf denen man schläft oder die man an das eigene Handgelenk gekettet hat. Und ganz nebenbei wird die Haftung auch noch für Film, Foto und Tongeräte sowie sämtliches Zubehör auf maximal 1000,- Euro pro Person begrenzt, falls ein solcher Schadensfall eintritt und anerkannt wird.
Das gilt übrigens auch für Notebooks etc. und selbstverständlich geht es nur um Materialwert, nicht um den Wert etwa aufgezeichneter Aufnahmen.
Was allerdings unbedingt abgeschlossen werden sollte, ist eine Auslandskrankenversicherung, die auch den Rücktransport im Krankheitsfall etc. absichert. Die medizinische Versorgung, gerade in Kleinstädten oder Dörfern ist nach wie vor schwierig.
Strategie beim Gepäck
Da wir als Mini-Team möglichst flexibel sein wollen, muss das ganze Equipment tragbar sein. Das bedeutet, dass jedes Gerät und Zubehör auf Kompaktheit und Gewicht optimiert sein muss. Ebenso wichtig sind optimierte, gut durchdachte Rucksäcke. Kata hat hier tolle Variationen und auch bei Manfrotto gibt es einzelne Exemplare die den Dreh erleichtern.
Das Sachtler Stativ mit der 75er Schale, die Aputure Leuchte, der kleine Zoom Rekorder, der Reflektor, das Manfrotto Nano Lichtstativ, es es wird sich später erweisen, dass unsere Auswahl ihren Sinn erfüllt. Da man ständig Akkus nachladen muss, sind Doppeladegeräte im Vorteil, die schalten dann einfach auf den zweiten Akku um, wenn der erste voll ist. Powerbanks sind ebenso hilfteich um am Drehort nachladen zu können und auch ein Solarladegerät sollte man für alle Fälle dabei haben. Ab und an fällt der Strom aus. Infos zu den Sicherheits-Bedingungen, insbesondere bei LiIon Akkus findet Ihr hier. Hinzu kommen kleine Hilfsmittel, Kabelbinder, Klettband, Linsenreinigungstücher, Tasche für Speicherkarten, Micro SD Adapter usw.
Die Speichermedien sollte man stets bei sich führen, was angesichts kleiner Speicherkarten und Festplatten auch gut im Handgepäck möglich ist. Festplatten oder SSDs auf denen die Drehergebnisse gespeichert sind, sollten jeweils doppelt vorhanden sein (Kopien anfertigen) Reist man zu mehreren, sollte man die Festplatten / SSDs auf die Personen verteilen.
Gleiches gilt auch für Kameras, oder Tonequipment. Nur das, was man im Handgepäck hat, kommt auch sicher an den Bestimmungsort. Bei den Koffern haben wir alle technischen Zubehörteile, Kabel, Batterien, Scheinwerfer usw. so verteilt, dass falls ein Koffer verloren gehen würde, im verbleibenden anderen Technikkoffer noch Ersatz ankommen würde. Zusätzlich haben wir natürlich auch noch Koffer mit Bekleidung etc. mitgeführt.
Die Wirklichkeit ist immer anders...
Doch bei der Ankunft in Dar es Salaam zeigte sich, dass diese Einschätzung, das man beim Verlust eines Koffers in den verbliebenen noch ausreichend Ersatz finden würde, falsch war. KLM ließ unser Gepäck einfach komplett, also ganze vier Koffer auf dem Umsteige-Airport Amsterdam. Da wir aber nicht in Dar es Salaam sondern im Herzen von Tansania, in Peramiho drehen wollten, wurde das Gepäck aus diesem Grunde natürlich auch nicht mit der kleinen Cesna mit der wir am nächsten Morgen noch 600 Km weiterflogen, mitgeführt.
Und da KLM der Meinung war, dass das am nächsten Tag nach Dar es Salaam nachgeschickte Gepäck dann auf dem Landweg (2 Tage!) befördert werden sollte, schrumpften unsere geplanten Drehtage merklich zusammen. Also mussten wir das nachgeschickte Gepäck per Flugzeug zu unserem Drehort schaffen. Erschwerend der Umstand, dass die Cesna nicht jeden Tag fliegt. Also war nicht nur die Gebühr für das Übergepäck mit der Cesna verfallen, es musste auch noch neu Übergepäck gebucht werden. Und natürlich musste Jemand in Dar es Salaam unser Gepäck vom KLM Schalter ins Nebengebäude zum Cesna-Abfertigungsgebäude bringen. Denn nicht einmal dazu sah sich KLM im Stande. Servicewüste Niederlande? Zumindest kein Einzelfall, wem auch immer wir die Geschichte mit den vier nicht mitgeführten Koffern erzählten, man berichtete uns, dass genau so etwas bei KLM häufig vorkäme.
Zumindest hatten wir die Kameras im Handgepäck und konnten, wenn auch erst einmal ohne Stative, aus der Hand die ersten Drehtage absolvieren. Also bitte unbedingt das dringlichste Equipment ins Handgepäck.
Stromversorgung
Viele Reiseadapter bedienen lediglich die schmalen Eurostecker, nicht aber breitere Stecker, wie sie bei vielen Netzteilen etc. üblich sind. Unbedingt darauf achten, dass man etwas passendes dabei hat.
In unserem zweiten Teil geht es u.a. um praktische Tipps vor Ort für den Afrikadreh.