Leben und Schreiben
Drehbuchschreiben ist, wenn man es in hoher Qualität betreibt, sehr zeitaufwändig und es erfordert viele Überarbeitungsschleifen. Das kann bei manchen Büchern sogar einige Jahre andauern. In dieser Zeit müssen Drehbuchautor*Innen von irgend etws leben, im Idealfall natürlich von ihrer Arbeit an den Drehbüchern.
Produktionsfirmen und Fernsehsender versuchen, ähnlich den Sterne-Restaurants, durch beste Zutaten (Drehbuch, Talent, Cast) günstige Voraussetzungen für zu schaffen, doch eine Garantie für einen Erfolg ist das noch lange nicht. Und natürlich wollen sie, wenn möglich, nicht ins Risiko gehen und Autor*Innen mal eben mehrere Jahre Arbeitszeit vorfinanzieren. Am liebsten verlagern sie das Risisko auf die Autor*Innen und zahlen diesen, wenn überhaupt nur eine kleinere Summe um ein Treatment auszuarbeiten. Und das ist schon die bessere Variante, schließlich hat man bereits einen Anfangsauftrag...
Wege zu einer Finanzierung
Drehbücher nützen Daheim in der Schublade wenig, sie müssen Filmproduzent*Innen, Studios, Fernsehredaktionen etc. bekannt gemacht und angeboten werden. Welches sind die häufigsten Wege der Drehbuchvermarktung?
Wettbewerbe
Drehbuchwettbewerbe sind ein wenig wie Filmfestivals für Filme. Sie würdigen das Drehbuchschaffen und küren die besten Drehbücher. Drehbuchwettbewerbe gibt es regionale, landesweit und international. Sie bieten Autor*Innen die Möglichkeit, ihre Drehbücher der Öffentlichkeit, den Medien und potenziellen Käufern aus der Filmbranche vorzustellen.
Agenturen
Drehbuchagenten sind oft gleichzeitig auch Agenten für Schauspieler*Innen, Kameraleute und Regisseur*Innen. Das passt ganz gut zusammen, weil sie ihre Kontakte in die Filmbranche gleich Projekt-übergreifend nutzen können. Agenten können beim Verkauf eines Drehbuchs helfen, oft genug kommen Produzenten in Zeitnot und benötigen in kurzer Zeit zuverlässige Autor*Innen. Allerdings darf man auch nicht übersehen, dass Agenten sich keine größere Arbeit damit machen wollen, unbekannte Newcomer bekannt zu machen. Agenten nehmen eigentlich nur Autor*Innen auf, die bereits Erfolg haben.
Pitching
Pitching-Veranstaltungen sind nützliche Plattformen um eigene Ideen vorzustellen. Zu diesen Veranstaltungen, welche oft von Förderungen oder Festivals organisiert werden, kommen dann Filmproduzenten, Redakteure und Vertriebsleute. Eine der bekanntesten Veranstaltungen dieser Art im deutschsprachigen Raum ist der Berlinale Coproduction Market. Doch auch kleinere Festivals bieten Pitch-Sessions an:
wie filmz-mainz.de
interfilm.de
tvseriesfestival.de
up-and-coming.de
junger-film.de
fish-festival.de
Manchmal sind das neutrale Termine, wo alle ihre Ideen in kurzen Sessions präsentieren können, manchmal sind es aber auch Pitching-Wettbewerbe. Manchmal sind solche Workshops aber auch mehr oder weniger gut getarnte Werbeveranstaltungen etwa von Anbietern von Drehbuchkursen, die machen wenig bis gar keinen Sinn. Es kommt darauf an, dass wichtige Branchenvertreter*Innen anwesend sind, alles andere ist wenig erfolgversprechend.
Vermarktungs-Plattformen
Dank Internet gibt es auch diverse Online-Dienste und Plattformen, welche dem Anbieten von Drehbüchern dienen sollen. Autor*Innen können hier ihre Skripte hochladen und einem nicht genauer spezifizierten Userkreis vorstellen. Dazu gehören beispielsweise:
backstage.com
scriptmakers.de
pazz.de
ouragency.de
scriptdock.de
screen-pitch.com
Man darf nicht ganz übersehen, dass diese Plattformen häufig Geld generieren wollen über Mitgliedsbeiträge oder sei es auch nur über Werbung. Sie versprechen viel, doch es ist Vorsicht geboten. Die Erfolgschancen mit diesen Webseiten bleiben eher überschaubar, Profis aus der Branche finden Drehbücher und Autor*Innen meistens auf anderen Wegen.
Professionelle Netzwerke
Mit am erfolgsversprechendsten sind die persönlichen Netzwerke. Wer gut vernetzt ist und gute Kontakte zu Regisseuren, Produzenten oder auch Schauspielern hat, kann auf diesem Wege mögliche Kooperationen oder Drehbuchverkäufe anbahnen.
Eigeninitiative
Die Selbstvermarktung ist vielleicht die mühsamste Variante. Wer sich entschließt, seine Drehbücher selbst zu vermarkten, muss den Kontakt zu Filmproduzenten, Redakteuren oder Regisseuren selbst suchen und über eigene Websites oder auch in den sozialen Medien für die eigenen Arbeiten Aufmerksamkeit aufbauen.
Bei all dem ist die Qualität des Drehbuchs, die angestrebte Zielgruppe, das Format (Einzelstück, Reihe, Serie) das optimale Timing (Agenda Setting) von Bedeutung. Im Idealfall wendet man nicht nur eine Methode, sondern mehrere gleichzeitig an.
Marktanalyse
Es macht wenig Sinn, einfach ins Blaue hinein Menschen aus der Filmindustrie zu kontaktieren. Dafür gibt es schlicht viel zu viele unterschiedliche Genres, Erzählformen, Erzählniveaus, es käme einem Blindflug gleich.
Material für die ersten Schritte
Um ein Drehbuch zu bewerben benötigt man gewisse Geschmacksmuster, denn niemand aus der Filmindustrie liest so einfach mal ein ganzes Drehbuch. Was man braucht ist mindestens ein aussagekräftiges Exposé welches den Kern deiner Geschichte, das Genre, die Hauptcharaktere und den Handlungsbogen vorstellt. Es sollte natürlich Neugier erzeugen und eine professionelle Ausführung belegen.
Wenn danach ein gewisses Interesse geweckt ist, kann man anbieten, ein Treatment oder auch ein ganzes Drehbuch zu schicken. Professionelle Drehbuchautor*Innen schreiben aber eigentlich nie einfach so mal eben ein Drehbuch, ohne bereits eine Verwertungsperspektive zu haben. Sie kontaktieren potentielle Interessent*Innen meist in einem frühen Stadium und beginnen mit dem Schreiben erst, wenn sie ein Förderung oder Finanzierung etwa für ein Treatment erhalten haben.
Oft lassen sich Drehbuchautor*Innen zusammen mit Produzent*Innen die Drehbucharbeit als Paket einer Entwicklungsförderung finanzieren. Filmförderungen verlangen nämlich in der Regel Interessensbekundungen von Produktionsfirmen bzw. gleich ganze Anträge zur Projektentwicklung in denen dann auch Anteile für die Drehbuchautor*Innen enthalten sind, etwa für die Stoffentwicklung oder das Schreiben eines Treatments oder Drehbuchs.