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Raum Verkehrt 2 4000

Wenn die Gesetze der Schwerkraft im Film aufgehoben sind, stecken häufig Szenenbildner und Kulissenbauer dahinter...

 

Es sind sehr besondere Filme, Reihen und Serien, in denen die Schwerkraft scheinbar mühelos überwunden wird. Viele Filme wollen unsere Fantasie aktivieren, wollen die Zuschauer in magische oder verwirrende Welten eintauchen lassen. Und obwohl VFX vieles kann, wurde und wird auch heute noch häufig noch real gebaut. Dank kreativer Setbauten und technischer Innovation sind nicht nur in der Vergangenheit immer wieder visuell beeindruckende Szenen entstanden, auch heute noch werden Entscheidungen zugunsten eines konventionellen Setbaus getroffen. Man kennt das beispielsweise auch von Filmen in denen Menschen oder Tiere miniaturisiert werden.

Damit derartige Tricks glaubwürdig erscheinen, kommt meistens eine Kombination aus physikalischen Effekten, entsprechend angepastem, antrainiertem Schauspiel, spezieller Ausrüstung mit Gurten, Stahlseilen etc. und Postproduktionstechniken beispielsweise zum Retuschieren von Seilen etc. zum Einsatz. Für welche Methode man sich letztlich entscheidet hängt, wie so oft, auch vom Budget ab. 

 

Vertigo 2 4000

Für seinen Klassiker "Vertigo" ließ Alfred Hitchcock ein Treppenhaus flach auf der Seite liegend bauen, in welchem ein Dolly auf Schienen fahren konnte. Heute würde man so etwas mit einem Teleskopkran oder gleich Digital als VFX lösen

 

Beispiele aus der Filmgeschichte

Manchmal fragt man sich bei Filmen, wie haben die das bloß gemacht. Tatsächlich wurden in der Filmgeschichte immer wieder Filmkulissen so gebaut, dass man die physikalischen Gesetze scheinbar überwinden konnte.

  • In dem Stummfilm "The Haunted House" ( Regie: Buster Keaton, USA 1921) landet Keaton in einem Gespensterhaus. In mehreren Szenen geht Keaton eine Treppe, die in den ersten Stock führt, scheinbar entgegen der Schwerkraft, hinauf, manchmal verschwinden die Stufen auch und er rutscht einfach hinunter. Das Set-design sowie Kameratricks halfen, Tricks wie diesen zu ermöglichen.
  • Bereits bei "Beggars of Life" (Regie: William A. Wellman, USA 1928) gibt es eine seltsame Szene, in der die beiden Protagonisten durch ein Fenster, welches an die Zimmerdecke gebaut wurde, aus einem Haus fliehen müssen. Das Set wurde so gebaut, dass es aussieht, als könnten die Filmfiguren die Schwerkraft überwinden.
  • Man denke nur an das legendäre Treppenhaus in "Vertigo" von Alfred Hitchcock, das liegend gebaut wurde, damit gleichzeitig eine Schienenfahrt durch das Treppenhaus und eine Zoomfahrt, welche die Fahrt gegenläufig scheinbar wieder aufhob, gedreht werden konnte. Danach wurde der legendäre Vertigo-Effekt benannt.
  • In dem Musical "Royal Wedding" (Regie: Stanley Donen, USA 1951) tanzt Fred Astaire an den Wänden und an der Decke eines Raumes. Dieser wurde als um die eigene Achse rotierbarer Studiobau realisiert, bei dem die Filmkamera mit dem Raum synchron mit rotierte.
  • In dem Science Fiction Klassiker "2001: A Space Odyssey" (Regie: Stanley Kubrick, USA1968) wurde die Illusion einer im Weltall rotierenden Raumstation, jenseits der Schwerkraft durch rotierende Sets erzeugt.
    Auf diese Weise konnten die Darsteller scheinbar auf sämtlichen Flächen gehen. In einer Szene, läuft ein Astronaut im Kreis und nutzt sämtliche Seiten des Filmsets.
  • Unvergessen auch eine Szene im Kinderzimmer bei "Poltergeist" (Regie: Tobe Hooper, USA 1982) bei der der gesamte Raum von geheimnisvollen paranormalen Kräften scheinbar auf den Kopf gestellt wird. Auch hier wurde das gesamte Zimmer einmal normal und einmal auf dem Kopf stehend gebaut.
  • In dem Film"A Nightmare on Elm Street" (Wes Craven, USA 1984) gibt es eine Szene, in der eine junge Frau von Freddy Krueger an der Decke herumgeschleudert wird. Für diesen Trick wurde das entsprechende Set auf dem Kopf stehend gebaut, die Illusion, dass die sich Darstellerin an der Decke befindet, war perfekt. Tatsächlich befand sie sich natürlich am Boden des verkehrt herum gebauten Sets.
  • Oder an einige Szenen in "Inception" (Christopher Nolan, USA 2010) etwa die in einem rotierenden Korridor, für den tatsächlich ein spezielles Filmset gebaut wurde, welches sich um die eigene Achse drehen konnte. Auf diese Weise konnten die Darsteller an den Wänden und der Decke entlang laufen.

 

Setbau in "The Curse"

Für die Serie "The Curse" (USA 2023), mit Emma Stone als Whitney, in welcher Ihr Ehemann Asher (Nathan Fielder) im Verlauf der Staffel Opfer einer seltsamen, umgekehrten Schwerkraft wird, musste die Austatterin, Katie Bryon das Haus der beiden bereits von Anfang an so bauen, dass eine Szene mit der umgekehrten Schwerkraft im Schlafzimmer, welche erst in der zehnten Folge spielt, funktionieren konnte. Dafür musste ein Bücherregal so gebaut werden, dass Asher in der Szene als Leiter verwenden kann und das Schlafzimmer musste einmal real und einmal auf dem Kopf stehend gebaut werden. Es mussten Befestigungsmöglichkeiten für Gurtsysteme sowie Holzbalken, um diese zu verstecken, eingeplant werden.

 

 

Der Regisseur der Serie, Benny Safdie legte Wert darauf, dass man die Schwebeszenen nicht als billige VFX Tricks sondern möglichst realistisch drehte. Der realistische Eindruck sollte verstärkt werden, indem die betreffenden Szenen in langen Einstellungen gedreht wurden, sodass die Zuschauer spürten, dass da nichts zwischen kurzen Schnittfolgen kaschiert wird. Es wurde auch so geplant, dass nicht etwa ein Stuntman, sondern Nathan Fielder selbst in einem Geschirr unter der Decke hängen musste. Eine aufwändige Prozedur, die man maximal 10 bis 15 Minuten lang durchhalten kann, bevor der Kreislauf Schwierigkeiten macht und die Aufhängung schmerzt. Für einige Außenaufnahmen, bei denen Asher laut Story beinahe in den Himmel hinausgezogen wird, aber in den Ästen eines Baumes hängen bleibt, stellten sich andere Herausforderungen.

Es gelang dem Filmteam, einen Baum in der Nähe des Hauptmotivs zu finden, bei dem massive, ausgewachsene Äste in nur 3-4 Metern Höhe wuchsen, an die man Nathan Fielder für Aufnahmen von unten mit dem Himmel im Hintergrund mit dem Geschirr anhängen konnte. Man sieht, der gute alte Studiobau, wie man ihn aus analogen Kinozeiten kannte, bleibt auch heute noch hochaktuell.

 

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