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Pferde auf Weide Western 2000

 

Die Bandbreite unterschiedlichster Western ist riesig und so fällt es schwer, eine einfache Definition für dieses klassische Genre zu finden. Die einfachste, die allerdings nur auf einen Teil der Filme zutrifft ist, dass hier der amerikanische Mythos von der Besiedelung bzw. Eroberung des (damals noch wilden) Westens im neunzehnten Jahrhundert im Mittelpunkt steht. Die Zeit in denen die Anfänge Amerikas als Staatsform liegen.

In eben dieser Epoche haben vor allem europäische Auswanderer, die an der Ostküste Amerikas angekommen waren, den Westen des Kontinents von Mitte des 18. bis Ende des 19. Jahrhunderts besiedelt. Diese Siedlertrupps bestanden aus unterschiedlichsten Menschen diverse Nationalitäten, verschiedenster Gesellschaftsschichten, bis hin zu Kriminellen. Mehrheitlich waren es Männer, die den weiten und gefährlichen Weg mit Pferden und Planwagen auf sich nahmen, doch auch Frauen und Kinder kamen teilweise mit den Wagenkolonnen der Siedler mit. Sogar reine Frauentrecks soll es gegeben haben.

Allein diese disparate Zusammensetzung lieferte jede Menge Stoff für dramatische Entwicklungen. Hinzu kamen die Auseinandersetzungen mit den Ureinwohnern des Westens, den verschiedenen Indianerstämmen, die Themenkreise Rinderzucht, Weideland, sowie die Gier nach Gold, Macht und Waffen. Und nicht zuletzt auch der schmerzliche Bürgerkrieg zwischen Nord,- und Südstaaten in dem es letztlich auch um die Würde und Freiheit versklavter Menschen ging.

Wenn man die Bedeutung des Westerns gerade für die Amerikaner einschätzen möchte, muss man sich vor Augen halten, wie relativ kurz eigentlich die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika ist. Umso bedeutender sind all diese Geschichten und Mythen für die Identitätsbildung dieses so disparaten Volkes.

 

Zwischen Fantasie und Zeitdokument

Western Saloon 2000

 

Eine Menge Dinge, die in den Western thematisiert werden, sind historisch gesichert. Von den Siedler-Trecks, die Goldschürfer und Viehzüchter über die Vertreibung der Indianer bis zum Bau der Eisenbahnlinien haben all diese Ereignisse tatsächlich stattgefunden. Doch das sind nur die Settings und die jeweiligen Milieus.

Man kann davon ausgehen, dass viele der Geschichten, die zunächst in Form von Groschenromanen und letztlich in Filmen verbreitet wurden, zuvor mündlich an den Lagerfeuern weitererzählt wurden. Und wie bei allen mündlichen Überlieferungen bestanden sie sowohl aus realen Erlegnissen als auch aus dramatischen Überhöhungen und Hinzugedichtetem. Also all das, was es braucht, einen waschechten Mythos zu erzeugen. So gab es schon früh ab den 1880 Jahren Western-Shows ("Wild West Shows")  in denen talentierte Geschichtenerzähler wie „Buffalo Bill“ der den Indianer „Sitting Bull“ für seine Shows engagierte, diese Mythen vermarkteten.

Spätestens durch die Westernfilme sind die wichtigsten Orte und Protagonisten für uns alle zum Allgemeingut geworden. Es waren wiederkehrende Elemente in den Drehbüchern, die sich in unserem Bewußtsein einbrannten. Seien es der Saloon mit den pendelnden Eingangstüren, die tapfere Barfrau hinter dem Tresen, das Piano, der strenge und gerechte Sheriff, die Cowboys, die Colts im Halfter, die Revolvergürtel, das Duell, der Shootout, die Steckbriefe, der Galgen, die Pferde, der Indianerhäuptling, der Totempfahl, die Wagenburg, die Friedenspfeife, die Trapper, die Soldaten im Fort, der fesche Hauptmann mit dem Halstuch, der Barbier, die betrügerischen Kartenspieler, das Gefängnis, die Postkutsche, das Pulverfass, der mutige Arzt mit der Falttasche in der ein halber Operationssaal enthalten ist, der Whisky als Betäubungsmittel und vieles mehr.

Diese Motive tragen wir alle so tief in unserem Bewußtsein, dass man diese sogar problemlos für Persiflagen a la "Der große Bluff" (USA 1939, Regie: George Marshall), "Der wilde, wilde Westen (USA 1974, Regie: Mel Brooks), "Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe" (USA 1969, Regie: Burt Kennedy), "Mein Name ist Nobody" (It 1975, Regie: Tonino Valerii, Sergio Leone) oder "Schuh des Manitu" (D 2001, Regie: Michael Herbig) abrufen kann.

 

Die Natur

Western Kutsche 2000

 

Western brauchen weite Himmel. Der Western zelebriert die Freiheit und Weite des riesigen Landes wie kaum ein anderes Genre. Weite Prairien, zerklüftete Felslandschaften, Wüsten und immer dieser gigantische Himmel. Wetterphänomene und ihre Macht über den Menschen, der sich vor ihnen zu schützen sucht, Dürrekatastrophen, Sturm oder Regen machen klar, wie die Machtverhältnisse trotz Schießpulver und Dampfmaschiene tatsächlich sind. So gesehen sind Western stets auch Naturfilme und nicht selten spiegelt die Natur auch das Innenleben der Protagonisten wieder, ganz so wie in einem romantischen Gemälde des 19ten Jahrhunderts.

Überhaupt wird in vielen Western auch eine höhere Dosis an Romantik verbreitet, ein klares Statement zur Schönheit der atemberaubenden Landschaften und ein starker Gegenpol zu den oft tödlich endenden Auseinandersetzungen. Und vor allem bedient der Western-Mythos die große ungestillte Sehnsucht in den Menschen nach Freiheit und Abenteuer. Nicht zuletzt deshalb ist der Western das wohl amerikanischste aller Filmgenres.

 

Die Moral

Western hatten zumeist eine starke moralische Komponente. Das Gute musste am Ende immer über das Böse triumphieren.

Der Zug nach Westen führte die Siedler nicht nur in freie, unbebaute Landschaften, sondern auch in recht,- und gesetzlose Lebensstrukturen. Ein wichtiges Erzählelement in vielen Western ist der Kampf um die Herstellung einer allgemeingültigen Rechtsbarkeit. Hier kam den Sheriffs, den Marshalls eine besondere Bedeutung zu, die oftmals völlig alleingelassen gegen Räuber,- und Mörderbanden antreten mussten.

Die Vertreter-innen der verschiedenen Lager stammten je nach Filmstory aus unterschiedlichsten Zusammenhängen. Typische Konstallationen waren:

 

Weiße gegen Indianer

Planwagen-Trecks gegen Gesetzlose

Ehrliche Goldsucher gegen Verbrecher

Viehzüchter gegen niedergelassene Farmer

Franzosen gegen Engländer

Kampf mehrer Männer um eine Frau

Räuber und Mörder gegen Sheriffs und Marshalls

Nordstaatler gegen Südstaatler

 

Die Protagonisten der Filme sind zumeist hin,- und hergerissen zwischen tiefen Rechtsgefühlen und ambivalenter Gewalt. Auf so manchem Gesicht eines Cowboys oder Sheriffs kann man beinahe die ganze Geschichte Amerikas ablesen, die Hoffnung, die Demütigung, den Mut und die Trauer, die notfalls in Whisky ertränkt wird.

Dabei sind die Positionen klar verteilt, zerrissene Persönlichkeiten wie im Film Noir, bei denen man erst auf den zweiten Blick den wahren Charakter erkennt, finden sich im Western äußerst selten. Vielleicht ist es deshalb auch so einfach, Western zu konsumieren, weil die etablierte Welt erst gar nicht in Frage gestellt wird. Nur wenige Filme wie etwa "Der gebrochene Pfeil" oder "Der mit dem Wolf tanzt", haben die Mythen rund um die Besiedelung des Westens kritisch hinterfragt und beispielsweise das Unrecht an Indianerstämmen thematisiert.

 

Die Filme

Western Saloon 2000

 

Bereits der erste echte Blockbuster des amerikanischen Kinos, "The Great Train Robbery" von 1903 (Regie: Edwin Porter) war ein Western und erzählte vom Kampf zwischen bewaffneten Räuberbanden und den Scheriffs, die das Recht wiederherstellen.

 

Auswahl klassischer Western in den 40 er Jahren

Buffalo Bill, der weiße Indianer (R: William A. Wellman, US 1944)

Red River (USA 1948 R: Howard Hawks)

Bis zum letzten Mann (USA 1948, H: John Wayne, R: John Ford)

Der Teufelshauptmann (USA 1949 R: John Ford, H: John Wayne)

 

Auswahl klassischer Western in den 50 er Jahren

Winchester 73 (USA 1950 R: Anthony Mann)

Rio Grande (USA 1950, R: John Ford, H: John Wayne)

Der gebrochene Pfeil (1950, R: Delmer Daves)

Zwölf Uhr mittags / High Noon (USA 1952 R: Fred Zinnemann)

Massai - Der große Apache (USA 1954 R: Robert Aldrich)

Fluß ohne Wiederkehr (USA 1954, R: Otto Preminger)

Der schwarze Falke (USA 1956 R: John Ford)

Vierzig Gewehre (R: Samuel Fuller, USA 1957)

Weites Land (USA 1958, R: William Wyler)

Der letzte Zug von Gun Hill (USA 1959, R: John Sturges)

 

Auswahl neuerer Westernfilme

Das war der Wilde Westen (USA 1962, R: John Ford, Henry Hathaway, George Marshall)

Der Mann, der Liberty Valance erschoss (USA 1962, R: John Ford)

Cheyenne (USA 1964, R: John Ford)

Cat Ballou (USA 1965, R: Elliot Silverstein)

Butch Cassidy und Sundance Kid (USA 1969, R: George Roy Hill)

The Wild Bunch (US 1969 R: Sam Peckinpah)

Der Texaner (USA 1976, R: Clint Eastwood)

Heaven’s Gate (US 1980, R: Michael Cimino)

Pale Rider (USA 1985, R: Clint Eastwood)

Der mit dem Wolf tanzt (USA 1990, R: Kevin Costner)

Erbarmungslos (USA 1992, R: Clint Eastwood)

Maverick (USA 1994, R: Richard Donner)

There Will Be Blood (US 2007, R: Paul Thomas Anderson)

No Country For Old Men (US 2007, R: Joel & Ethan Coen)

Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford (US 2007, R: Andrew Dominik)

Diango Unchained (USA 2012, R: Quentin Tarantino)

The Hateful Eight (USA 2015, R: Quentin Tarantino)

 

Europäische Western

Bergtal 2000

 

Das Genre war auch in Europa äußerst beliebt, sodass auch hier eine Reihe von Western produziert wurde. Gedreht wurde zumeist in Europa, so etwa in Spanien, Italien oder auch dem damaligen Jugoslavien. Sie bildeten eigene Subgenres, etwa den Italo-Western oder auch die Karl May-Verfilmungen. Betrachtet man die kurze Abfolge an Filmen aufeinander und die sich abwechselnden Regisseure, wird klar, dass hier auf einer Erfolgswelle geritten und hochindustriell produziert wurde. Außerdem wurden erstaunlich viele Koproduktionen mehrerer europäischer Filmnationen realisiert, offenbar ging das damals viel einfacher, als heute.

 

Auswahl Karl May Verfilmungen

 

Durch die Wüste (D 1936, R: Johann Alexander Hübler-Kahla)

Die Sklavenkarawane (D/ES 1958 R: Georg Marischka)

Der Schatz im Silbersee (D/F/JUG 1962, R: Harald Reinl)

Winnetou 1. Teil (D/F/JUG 1963, R: Harald Reinl)

Der Schut (D/F/IT/JUG 1964, R: Robert Siodmak )

Winnetou 2. Teil (D/F/JUG 1964, R: Harald Reinl)

Old Shatterhand (D 1964, R: Hugo Fregonese)

Unter Geiern /D/F/IT/JUG 1964, R: Alfred Vohrer)

Der Ölprinz (D/JUG 1965, R: Harald Philipp)

Durchs wilde Kurdistan (D/JUG 1965, R: Franz Josef Gottlieb)

Winnetou 3. Teil (D/JUG/IT/F 1965, R: Harald Reinl )

Old Surehand 1. Teil (D/JUG 1965, R: Alfred Vohrer)

Winnetou und sein Freund Old Firehand (D/JUG 1966, R:Alfred Vohrer)

Winnetou und das Halbblut Apanatschi (D/JUG 1966, R: Harald Philipp)

Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (D/JUG 1968, R: Harald Reinl)

 

Übrigens gab es auch in der damaligen DDR ab 1966 Westernfilme nach westlichem Vorbild, darunter "Die Söhne der großen Bärin", "Chingachgook" und "Tecumseh".

 

Auswahl Italo-Western

Der Gehetzte der Sierra Madre (ES/IT 1966, R: Sergio Sollima)

Zwei glorreiche Halunken (IT 1966 R: Sergio Leone)

Django (IT 1966, R: Sergio Corbucci)

Mercenario – Der Gefürchtete (IT 1968, R: Sergio Corbucci)

Leichen pflastern seinen Weg (FR, IT 1968, R: Sergio Corbucci)

Spiel mir das Lied vom Tod (IT/US 1968, R: Sergio Leone)

Keoma (IT 1976, R: Enzo G. Castellari)

 

Daneben gab es in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die vom Western abgeleiteten Heimatfilme, bei denen teilweise die selben Autoren und Regisseure arbeiteten wie bei den späteren Karl May Verfilmungen, doch das ist wieder eine ganz andere Geschichte...

 

Genre-Innovationen

Eines der Kernprobleme des filmischen Erzählens, die Unmöglichkeit, die Weite der Prairie nachts mit Filmscheinwerfern ausleuchten zu können, umgingen die Studios indem sie mit Filtern und leichter Unterbelichtung einfach bei strahlendem Sonnenschein Mondnächte am Lagerfeuer drehten. Die Geburtsstunde der "amerikanischen Nacht". Und ein weiteres bildsprachliches Element des Kinos verdanken wir dem Western,- die "Amerikanische" Einstellungsgröße. Sie wurde so gewählt, dass man bei Duellszenen stets noch den Revolverhalfter sehen konnte, um nicht zu verpassen, wer schneller den Colt zieht.

 

Die Westernhelden

Es gibt ein paar Namen, die so eng mit dem Westerngenre verknüpft sind, dass man regelrecht staunt, wenn man die Schauspieler mal in anderen Rollen zu sehen bekommt. Der wohl wichtigste Westernheld war John Wayne, so etwas wie ein Gütesiegel für klassische Westernfilme. An manchen Filmen waren gleich mehrere Mitglieder der Familie Wayne beteiligt. Sein Sohn Patrick etwa als Schaupieler oder sein ältester Sohn Michael als Produzent.

Weitere wichtige männliche Westernhelden waren: Gregory Peck, Clint Eastwood, Gary Cooper, James Stewart, Henry Fonda, Charles Bronson, Randolph Scott, Robert Mitchum, Kirk Douglas, John Ford, Burt Lancaster, Pierre Brice, Lee Marvin, James Coburn, Steve McQueen, Franco Nero, James Garner, Alan Ladd u.v.a. Wichtige Western-Darstellerinnen waren: Jane Russell, Natalie Wood, Vera Miles, Olive Carey, Claudia Cardinale, Jane Fonda, Hannie Caulder, Natalie Portman u.v.a.

Jedes Jahr laufen unzählige Western über die Leinwände und Bildschirme dieser Welt und ihre einfachen Botschaften erfreuen sich großer Beliebtheit. Ein Ende des Genres ist nicht in Sicht.

 

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