Auflösungsfragen
In der Riege der neuen HDV- Camcorder war der Sony HDR-FX1 das zweite und wegen diverser Kodierungsprobleme des früheren ein-Chip JVC HDV Gerätes das erste ernstzunehmende Gerät dieser Art. Viele Anwender, die hohen visuellen Anspruch an ihre Filme stellten, hatten lange Zeit auf diese Generation an Camcordern gewartet. Sicher längst veraltet und überholt, so war diese Kamera im ambitionierten Amateur-Videolager zu Beginn des 21. Jahrhunderts sicher ein Meilenstein.
Die 3-Chip Kamera bietet mit 3 Mal 1,120.000 Pixeln eine 1080i Auflösung, ist mit 3 Lux erstaunlich lichtempfindlich und komprimiert die gewaltige Datenmenge per MPEG2 herunter in das handliche Mini DV Kassettenformat. Allerdings spürt man die verräterische Komprimierung (18:1) eigentlich nur beim schnellen Bildsuchlauf wirklich deutlich. Inwiefern diverse Umkodierungen bei der Postproduktion die ursprüngliche Qualität verändern, wird sich noch erweisen müssen.
Erste Eindrücke: Sie ist größer, als die Standard Min-DV 3-Chip Camcorder, eine HD-Hummel im Vergleich zu den schlanken Mini-DV-Wespen, doch sie versteckt ihre Größe geschickt in guter Ergonomie und liegt erfreulich in der Hand. Selbstverständlich beherrscht sie auch das Standard DV- Format, doch wer einmal den Vergleich gesehen hat zur höheren Auflösung und dem echten 16:9 Format, der möchte das blau leuchtende HDV- Signet auf der linken Seite der Kamera gar nicht mehr ausschalten.
Objektiv betrachtet
Bei der Optik verlässt sich Sony einmal mehr auf den wohlklingenden Namen Zeiss und stattet die FX1 mit einem 12-Fach Zoom aus, welches manuelles Fokussieren zulässt. Bedauerlicherweise sind Zoom und Schärfering nicht direkt mit den Linsen gekoppelt, sondern mit Stellmotoren, die allerdings recht direkt reagieren.
Die Automatik kann abgeschaltet und die Blende manuell mit einem kleinen Rändelrad auf der Frontseite geregelt werden. Die Sonnenblende besitzt einen integrierten Lamellenverschluss zum Schutz der Optik.
Der Weitwinkelbereich des Zooms ist beachtlich, bei allzu nahen Senkrechten im Bild durchaus grenzwertig, da biegen sich die Balken wie bei jedem Weitwinkel dieses Bildwinkels (er entspricht etwa einem 32mm Weitwinkel einer Kleinbild-Kamera) doch schon sichtbar.
Sehr gut auch der optische Bildstabilisator, damit ist Handkamera auch in unerfahrenen Händen eine erträgliche Aufnahmemöglichkeit.
Starker Sucher
Der ausklappbare Sucher im 16:9 Format ist eine Augenweide, die Hintergrundbeleuchtung lässt sich abschalten, so lässt es sich auch bei Sonnenlicht recht gut damit arbeiten. Im Ruhezustand deckt das Display ein ebenso großes Tastenfeld ab, welches im Gegensatz zu sonstigen Miniaturknöpfchen eine gute Bedienbarkeit sichert.
Zebra lässt sich selbstverständlich zuschalten. Ein besonders nettes Feature für die Einstellung der Schärfe ist der "Expanded Focus", die Möglichkeit, einen Ausschnitt vierfach vergrößert auf dem Display zu betrachten, während auf Band das eigentlich totalere Bild aufgezeichnet wird.
Bei Sonys Z1 gibt es übrigens eine Funktion im Menü, die sich Allscan nennt und welche das Problem des nicht exakten Sucherbildes, welches häufig nur 80-90 % der Aufnahme abbildet, löst. Es ist gewissermaßen eine "underscan" Einstellung auf dem Display.
Profifeatures
Dem kreativen Kundenkreis sind verschiedene "Movie-Modes" (Cinematone Gamma) gewidmet, mit denen man dem Filmlook etwas näher kommt und tatsächlich sehen die Aufnahmen erstaunlich filmisch aus, Schwarz bleibt Schwarz und bis auf die verräterisch große Schärfentiefe von Video und den kleineren Kontrastumfang deutet nicht viel auf den elektronischen Ursprung der Aufnahmen hin.
Obwohl mit 8 Bit aufgezeichnet wird, können die Chips und die AD- Wandler 14 Bit verarbeiten, das erweitert die Möglichkeiten hinsichtlich des Kontrastumfanges. Um die Kamera dennoch von "professionelleren" Geräten abheben zu können, sind die Anschlüsse wie gewohnt unprofessionell ausgefallen. Die obligate 4-Pol Miniklinken-Buchse für AV, eine Fire-Wire Schnittstelle mit Ein- und Ausgang, ein S-Video Ein- und Ausgang sowie Miniklinken für Kopfhörer und externes Mikrofon lassen die Wunschliste erfahrener Anwender deutlich anwachsen.
HDR-Z1E
Wissend um diese "Schwächen" hat Sony konsequenterweise die Profi-Variante Z1 konzipiert, die mit soliden XLR Buchsen, Phantomspeisung für echte Kondensatormikrofone, getrennt manuell regelbaren Audiokanälen, frei belegbaren Tasten für individuelle Presets und einem verlängerten Zubehörschuh glänzt.
Zudem erlaubt die Z1 Aufzeichnungen im DV-Cam Format, sie kann auch im 60 Hz NTSC Modus (USA) arbeiten, besitzt einen zusätzlichen Mikrofonhalter, bietet deutlich mehr Beeinflussungsmöglichkeiten der Signalverarbeitung, kostet aber auch rund 1800 Euro mehr. Wer professionell arbeitet, der kommt um diese Zuzahlung wohl nicht herum.
Darstellung
Wer keinen HD geeigneten Bildschirm besitzt (Computer-Displays sind übrigens in der Regel bereits HD-tauglich), der kann dank des eingebauten Letterbox-Konverters auch auf SD- Fernsehern in reduzierter Auflösung die Ergebnisse begutachten. Selbstverständlich können auch alte DV- Kassetten abgespielt werden, das erleichtert den Umstieg auf das neue Format.
Die Testaufnahmen sind durchweg von einer überzeugenden Klarheit, auch in eher schwach beleuchteten Situationen beweist die Fx1 ihre Stärken. Artefakte durch die Komprimierung sind beim Betrachten nicht feststellbar, die Tonqualität entspricht der üblicher Kameramikros. Für hochwertige Filme kommt man um externe Mikrofone nicht herum. Selbst auf einem Standard-Bildschirm überzeugt die hohe Bildqualität und feine Auflösung. Wer einmal in diesem Format gedreht hat, möchte ungern auf SD (Standard Definition) zurückkehren.
Wunschzettel
Zu den ebenfalls schmerzlich vermissten Features gehört ein echter Vollbild-Modus, die Kamera bietet einen Kompromiss an, abwechselnd werden mal die ungeraden, mal die geraden Zeilen verdoppelt um Pseudo-Vollbilder auszugeben.
Auch einen Clear Scan Modus um TV- oder Computer- Monitore flimmerfrei abfilmen zu können, lässt die Kamera vermissen. Preislich lag die FX1 im günstigsten Fall bei etwas über 3000 Euro, die Pro Variante Z1E bei 4800 Euro. Mit dem HDV Format hatte eine neue Dimension der Video-Aufzeichnung ihren Weg zu den ambitionierten Low-Budget Filmern gefunden und Sony Zeichen gesetzt.