Früher tauchte das Problem häufiger auf, weil die Kameras schlicht länger lebten. Filmkameras und Fotoapparate hielten ein halbes Jahrhundert lang und die Standards wie die analogen Filmformate 16mm, 35mm und Mittelformat änderten sich nicht. So kam es häufiger vor, dass die Geräte zwar einwandfrei funktionieren, die äußere Belederung sich aber ablöste und unschön aussah.
Früher gab es aus diesem Grunde auch Fachgeschäfte, die Fotoapparate und Filmkameras reparieren konnten und diese boten natürlich auch die Reparatur solcher Schäden am Leder mit an. Heute erleben viele Kameras das gar nicht mehr, weil sie durch ein neueres, moderneres Modell abgelöst wurden, bevor etwas kaputt ging. Früher gab es also jede Menge Knowhow, was aber mit diesen Reparaturdiensten ebenfalls verloren gegangen ist.
Obwohl Kameragehäuse heute häufig aus Kunststoff sind und eine Belederung nicht notwendig wäre, so ist sie dennoch bei vielen Kameras nach wie vor anzutreffen, weil man die Kameras einfach besser in der Hand halten kann und sie wertiger aussehen. Natürlich findet hier glücklicherweise längst kein echtes Leder mehr Verwendung, es handelt sich um Kunstleder. Doch auch dieses kann sich nach jahrelangem intensivem Gebrauch, lösen. Bevor Ihr einfach den nächstbesten Klebstoff, der irgendwo in der Schreibtischschublade liegt nehmt und Eure schöne Kamera schrottet, solltet Ihr die folgenden Tipps lesen:
Reparatur
Wie so oft, gibt es unterschiedliche Optionen, wie man abgelöste Belederung wieder reparieren kann. Die naheliegendste besteht darin, die Belederung wieder festzukleben. Falls diese nicht defekt ist, sollte man versuchen, sie einfach wieder anzukleben. Falls sie defekt sind, gibt es für verschiedene Kameratypen auch vorgestanzte, passgenaue Ersatzleder.
https://hugostudio.com/
https://www.cameraleather.com/
https://www.micro-tools.de/
Vorbehandlung Reinigung
Ganz gleich, für welche Variante man sich entscheidet, in jedem Fall ist es sinnvoll, die alten Klebstoffreste von Kamera und Belederung vollständig vorsichtig zu entfernen. Zum Entfernen alter Klebstoffreste eignet sich ein Alkohol Gel (Hygiene-Handgel) recht gut. Eine gute Vorbehandlung ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass eine neue Verklebung erfolgreich gelingt.
Wattestäbchen sind hier nicht zu empfehlen, besser ein Stück Holz (Asia-Essstäbchen) oder Kunststoffstäbchen / Kunststoffschaber mit Baumwolle umwickelt verwenden.
Manchmal kann man die alten Klebereste einfach mit dem Daumen abrubbeln. Danach muss man trotzdem mit Alkohol reinigen, um feine Fettreste von der Hand zu entfernen. In den Ecken muss man hartnäckige Reste vielleicht mit einem feinen Schraubenzieher oder so vorsichtig entfernen. Auch eine alte Zahnbürste kann zusammen mit Alkohol zur Reinigung hilfreich sein.
Warnung: Keinesfalls Aceton verwenden, das löst den Kunststoff vom Kameragehäuse auf.
Klebstoffe
Doch wir gehen mal davon aus, dass wie in den meisten Fällen die Belederung intakt, aber abgelöst ist. Früher wurde die Belederung bei analogen Kameras mit Schellack aufgeklebt. Dieser war mit Alkohol, entweder Ethanol (Prost) oder Iso-Propanol löslich.
Als Klebstoff für die neue Klebeverbindung sollte man unbedingt einen elastischen und sehr stark haftenden Klebstoff verwenden. Sekundenkleber oder normale Haushaltskleber verbieten sich damit bereits automatisch.
Deutlich besser geeignet sind Pattex Classic oder Pattex-Transparent noch besser dezidierte Klebstoffe aus dem Schuhmacherbedarf wie etwa Kövulfix oder Pliobond Kleber (nicht für Vinyl-Kunstleder). Manche Kunstleder-Kunststoffe vertagen sich nicht mit Pattex. Es ist auch nicht verkehrt, wenn der Kleber sich notfalls auch wieder ablösen lässt, denn manchmal verbergen sich unter der Belederung Schrauben, welche für mögliche Reparaturen zugänglich bleiben müssen. Kövulfix klebt so fest, dass man das Leder eher nicht mehr herunterbekommt.
Pattex Classic
Pattex-Transparent
Kövulfix (klebt sehr fest, Leder geht nicht mehr herunter)
Pliobond Kleber (nicht für Vinyl-Kunstleder)
Terokal 2444 Profilgummi-Kleber
Neoprenkleber (vorzugsweise in Schwarz)
Anwendung
Den Klebstoff trägt man am Besten mit einem feinen Pinsel sparsam,- will heißen hauchdünn, und nicht ganz bis zum Rand auf. Das gilt sowohl für die Kameraoberfläche als auch für das Leder. Entgegen der Anleitung, welche ein Antrocknen der Klebeflächen vorsieht, sollten man die Belederung aufbringen, wenn der Kleber nur etwas angetrocknet, aber noch etwas flüssig ist. Dann sind Korrekturen der Position noch möglich.
Bewährt hat sich folgende Methode: Wie oben beschrieben, dünn mit Kleber einstreichen. Dann zusammendrücken, um den Klebstoff zu verteilen, optimal positionieren und anschließend wieder öffnen. Dann einen Spalt mit einem Streichholz ,, Plastikstäbchen etc. offen halten und den Kleber 5 - 10 Minuten antrocknen lassen. Danach die Belederung kräftig andrücken.
Doppelklebeband
Alternativ kann man mit sehr dünnem doppelseitigem Klebeband arbeiten, hierfür muss das entsprechende Stück Belederung einseitig auf das Klebeband aufgedrückt und die äußere Form möglichst präzise mit einem Grafikermesser ausgeschnitten werden. Anschließend kann das Belederungsstück auf die Kamerafläche aufgeklebt werden. Nachteil- wenn man es nicht präzise eingepasst hat, kann man es nicht mehr zur Korrektur verschieben. Beim Nass-Verkleben mit Klebstoff kann man immerhin noch korrigieren.
Doppelseitiges Klebeband- das muss ultradünn sein, also kein Teppichklebeband. Gut geeignet: Tesafix spezial, 3M Extra Dünn Montage Klebeband
Natürlich ist nicht jede Kamera gleich. Wie immer sind alle Reparaturhinweise auf eigene Gefahr. Im Zweifel muss die Kombination von Klebstoff und Belederungsmaterial an einer weniger sichtbaren Stelle vorher getestet werden.