Die Welt im Studio
Virtuelle Filmsets sind nicht wirklich neu, von gemalten Hintergründen über Aufprojektion und Rückprojektion bis hin zu Green,- und Bluescreen gab es zahllose Ansätze, wie man Personen und Objekte im Studio in andere visuelle Hintergründe integrieren konnte. Inzwischen ist die Technik an einem anderen Ort, dank schneller Rechner, moderner Tracking-Systeme (Um Kamerabewegungen und Lichtveränderungen im Studio auch auf Computergenerierte Hintergründe übertragen zu können) ist weitaus mehr möglich als damals.
So gibt es inzwischen Studios, bei denen statt eines Greensreen Rundhorizonts Rückwände aus randlosen Displays montiert sind, auf welchen die generierten Hintergünde in Echtzeit zu sehen sind. Das hat den großen Vorteil, dass Schauspieler`*Innen nicht vor grünen oder blauen Hintergründen agieren müssen, sondern sehen können, in welcher Umgebung sie sich im Film tatsächlich bewegen. Eine große Hilfe, um sich in Situationen besser einzufühlen.
Der finanzielle Aufwand für moderne Studiosysteme, um Personen in vorgedrehte 360 Grad Aufnahmen oder generierte Räume zu integrieren, ist normalerweise sehr hoch. Spezialfirmen lassen sich das Knowhow und die Technik teuer bezahlen. Dafür aber sind Dinge möglich, die gerade im Fantasy und Actionkino neue Attraktionen erzeugen.
VR Spezialist Vive hat nun mit "MarsCam Track" eine Technologie entwickelt, die es ermöglichen soll, auch mit geringerem finanziellen Einsatz modernste Tracking und Keying Technologien zu nutzen.
Dabei kommt dem Hersteller natürlich die Entwicklungsarbeit an Sensoren und Tracking Systemen für seine VR Brillen zu Gute. Die bereits für VR existierenden Vive Tracker werden mit einer neuen Box namens Mars, die alle Signale verarbeitet, kombiniert. Die "Vive Tracker (3.0)", registrieren alle Kamera-, Licht- oder Requisitenbewegungen senden die Informationen über drei "Rover" zu zwei Basisstationen, die dann den präzisen Standort jedes Vive Tracker und Rover-Moduls bestimmen.
Mit dem System können Personen vor einem projizierten bzw. durch große randlose Displays wiedergegebenen Hintergrund gedreht werden, der sich synchron mit den Bewegungen der Kamera mitbewegt, sodass realistische Bildwirkungen erreicht werden.
Schnittstelle Game
Nicht nur die Sensoren entstammen dem VR und Game-Bereich, auch die Hintergründe werden von der führenden Software im Game-Bereich, Unreal Engine generiert. In dieser können virtuelle 3D Welten in Echtzeit berechnet und auf Displays oder Leinwand/Beamer gezeigt werden. Bis zu drei Kamerasignale können dann in Unreal Engine eingespeist werden, der Bildhintergrund wird dann, wenn eine Kamera beispielsweise einem Schauspieler / einer Schauspielerin folgt, entsprechend mitbewegt. Zum Einsatz kam es unter Anderem bei dem Film "The Mandalorian".
Auf diese Weise kann man im Studio auch aufwändige Außenaufnahmen drehen und verschiedenste Sets ohne große Reisewege hintereinander abdrehen. Laut HTC Vive sollen automatische Kalibrierung für Kamera-Offset und Linsenverzerrung die Arbeit vereinfachen. Auch das LiveLink-System von Unreal Engine soll sich ohne weitere Software synchronisieren. Das "Mars" CamTrack System wird inklusive der Tracker, Rover, Basisstation, der Mars-Einheit, Kabeln, einem Kalibrierungskit für Frühbucher für 5.000 US-Dollar verkauft. Für ein funktionierendes virtuelles Studio braucht es natürlich auch Displays oder Beamer, Kameras und vieles mehr, doch so preiswert war derartige Tracking-Technik bislang noch nie erhältlich.