Zu jenen Genres, die die Menschen sein Anbeginn des Films und in der Literatur lange davor bewegt haben, gehört jene Fiktion, die sich mit der Zukunft und insbesondere der Forschung und Erforschung von Visionen für die Zukunft beschäftigt, die Science Fiction.
Gleich zu Beginn der Filmgeschichte hat der legendäre Filmpionier George Meliés zunächst 1897 mit dem Kurzfilm "Röntgenstrahlen" und dann 1902 mit seiner "Reise zum Mond"die Fantasien der Zuschauer beflügelt. Im deutschen Kino waren "Der Tunnel" von 1915 und "Das Himmelsschiff" von 1918 frühe filmische Auseinandersetzungen mit der Zukunft. Fritz Lang hat mit seinem "Metropolis" und mit der "Frau im Mond" (bei dem er übrigens den Countdown lange vor dem ersten realen Raketenstart erfunden hat) Zukunftsvisionen in Bilder gegossen, die noch heute Filmemacher inspirieren. In den USA gab es diverse frühe Ausflüge ins Fantasy-Genre, die Science-Fiction spielte sich vor allem in Serien für die Kinoleinwand und später das Fernsehen ab. "Flash Gordon", "Buck Rogers oder "Captain Marvel" waren als verfilmte Comic-Serien ab Ende der 30er Jahre in regelmäßig neuen Folgen auf den Kinoleinwänden zu sehen. Erst in den Fünfzigerjahren begann dann ein regelrechter Boom an eigenständigen Science-Fiction Filmen, unter Anderem ausgelöst durch soziale Sorgen, geschürte Ängste durch den zweiten Weltkrieg, die Angst vor dem Kommunismus oder auch den Folgen der Atombombenabwürfe in Japan.
Ein Meilenstein der Visionierung von Zukunft war sicherlich "Time Mashine" aus dem Jahre 1960 von George Pal, die Geschichte eines Wissenschaftlers, der 1899 eine Zeitreise mit seiner selbstgebauten Maschine antritt. Fremde Welten und Außerirdische gehören zum Instrumentarium der Zukunftsvisionen. Ihr Aussehen hat sich mit den technischen Möglichkeiten der Tricktechnik stetig verändert. Das Wettrüsten der USA und der Sowjetunion, welches sich stark auch in einem Wettlauf in der Weltraumfahrt manifestierte, fand zudem seinen Widerhall im Kino. Filme wie "Alarm im Weltall" oder "Kampf der Welten" aber noch deutlicher dann in den 60er Jahren mit "Das Rennen zum Mond" oder "Countdown: Start zum Mond" arbeiteten deutlich mit dieser Thematik. Allerdings nahm das Interesse an dem filmischen Wettkampf um die erste Mondlandung verständlicherweise mit der realen Mondlandung 1969 rapide ab. Zugleich entstanden aber auch eher nachdenklich kritische, philosophisch motivierte Science-Fiktion Filme wie Kubricks "2001", Douglas Trumbols "Silent Running" (Lautlos im Weltall) oder auch "Solaris" (Andrej Tarkowski).
Das Zukunft nicht nur im Weltall, sondern auch auf der Erde und in vielen Bereichen des Lebens und der Forschung stattfindet, bewiesen etwa "Die phantastische Reise" welche in den Körper des Menschen führt oder auch "Barbarella", eine Comic-Verfilmung welche die sexuelle Befreiung Ende der sechziger Jahre thematisiert. Visionen vom Leben im Weltall oder auf anderen Planeten zeichneten Filme wie "Planet der Affen" und der endgültige Siegeszug des Genres begann dann 1977 mit "Star Wars" (George Lucas). Doch neben modernen Märchen gab es auch kritische Zukunftsvisionen unter denen "Blade Runner" sicherlich hervorzuheben ist, der den heutigen Science-Fiction Film ähnlich beeinflusst wie seinerzeit "Metropolis".
Die Studios witterten mehr und mehr das Blockbuster-Potential und experimentierten mit Mischformen. Als Mischform aus Horror und Science-Fiction wurde "Alien", als Mischform aus Action und Science Fiction etwa "Predator" oder "Terminator" erfolgreich. "Zurück in die Zukunft" von Robert Zemeckis erreichte im Unterhaltungskino Kultstatus. Terry Gilliam legte mit "12 Monkeys" 1995 einen kafkaesken Science-Fiction Erfolg hin und sicherlich darf "Matrix" von den Wachowski Brüdern aus dem Jahre 1999 hier nicht unerwähnt bleiben.
Außerirdische
Die Vision, dass es irgendwo im Weltall noch Leben gibt, möglicherweise viel weiter entwickelt als die menschliche Spezies beflügelt immer wieder die Fantasie der SciFi Autoren. Von "Das Ding aus einer anderen Welt" über "Alien" bis zu "Avatar" zieht sich die Reihe von Beispielen derartiger Fantasien.
Angstvisionen
Die Vorstellungskraft der Autoren, was zukünftige Entwicklungen angeht, hat immer schon auch kritische Aspekte gehabt. Machtmissbrauch, vollständige Überwachung, Gefährliche Waffen, Menschmaschinen und Außerirdische standen immer wieder im Mittelpunkt der Betrachtung.
"1984" (Michael Radford nach George Orwell) war zu seinem Entstehen bereits an dem Titeldatum als die Literaturvorlage, prägte aber eindringlich die Science Fiction Unterkategorie der sogenannten Dystopien, der eher düsteren Zukunftsprognosen, zu denen auch "Soylent Green" (Richard Fleischer 1973) zu zählen ist. Ein jüngeres Beispiel für die eher dunklen Sichtweisen sind auch die "Tribute von Panem".
Terry Gilliams "Brasil" zeichnet ein für uns heute nicht mehr allzu überraschendes Bild einer Totalüberwachung zu dem er 2014 ein Update mit "The Zero Theorem" lieferte.
Sicherlich fehlen zahlreiche Titel in dieser Aufzählung, so wie auch TV Serien wie "Raumschiff Orion", "Raumschiff Enterprise" nicht gebührend beachtet sind und einmal Gegenstand eigener Kapitel werden.
Realismus
Eine der großen Schwächen dieses Genres ist, dass die gezeigten Visionen immer wieder mit der Wirklichkeit abgeglichen werden. Weshalb so viele Exemplare schnell nicht mehr zeitgemäß wirken.
Licht und Ausstattungs-Funpark
Es liegt nahe, dass Science Fiction Filme sich hervorragend dazu eigneten und eignen, mit dem Set Design und der Lichtführung der Fantasie freien Lauf zu lassen. Wer einen Zukunftsfilm überzeugend ausgestattet hat, war in der Filmbranche hoch angesehen. Kein Wunder, dass die Liste der Ausstatter von Science Fiction Werken voller bekannter Namen ist. Hier seien nur stellvertretend Douglas Trumbull, Ken Adam, Owen Patterson oder Norman Garwood genannt.
Die gestalterischen Möglichkeiten sind natürlich mit den Möglichkeiten des Compositings immer größer geworden. Mussste in der Anfangszeit noch mit Spiegeltrick (Schüftan) und Modellbau gearbeitet werden, kann man dank Green,- oder Bluescreen die Schauspieler in praktisch jede nur denkbare Umgebung hinein stanzen und per Crowd-Replication gleich auch noch die Menschen im Hintergrund vervielfältigen.
Was die Lichtführung angeht, so gab es in vielen Science Fiction Filmen Szenen mit einer sehr speziellen, nahezu schattenfreien Lichtführung, dem sogenannten High-Key. Dieser bedeutet nicht etwa Überbelichtung, sondern lediglich das Fehlen von Schattenpartien und unterstützend oft auch helles Set Design und helle Kostüme. Außerdem kommen in vielen Science Fiction Filmen Blau und Grautöne vor, wegen ihrer Konnotation zu Wissen, Wissenschaft und Intelligenz.
Die Science bei der Fiction...
Gute Science Fiction ist nicht nur Budenzauber und Bilderwirbel sondern vor allem intelligentes Weiterdenken von Forschung und Technologie. Deshalb kamen bei vielen Science Fiction Filmen wissenschaftliche Berater zum Einsatz. Beispielsweise haben bei "2001" Carl Sagan, ein Astrophysiker, und Frederick Ordway, ein Ex-Nasa Mitarbeiter, Stanley Kubrick beraten.
Auch muss die Logik innerhalb der erfundenen Zeiten und Welten stimmig sein, sonst steigt auch der verwegenste Nerd irgendwann aus dem Film aus. Fachberater werden heute bei allen großen Scifi Produktionen hinzugezogen, ob sie richtig lagen, werden dann wohl erst die nächsten Generationen wissen.
Videotipp
Wie nah oder weit viele Science-Fiction Ausstatter an der Wirklichkeit sind und waren, kann man an einem Fisheye-Video der Nasa aus der ISS ablesen: https://www.youtube.com/watch?v=DhmdyQdu96M