In Krimis, Horror,- und Gruselfilmen sehr beliebt sind verfremdete Stimmen, welche einem kalte Schauer über den Rücken jagen. Ganz gleich ob Psychopathen, Erpresser, Radikale oder alles in einem,- in Filmen bekommen diese oft Stimmen, die stark verfremdet sind. Natürlich geht es in erster Linie darum, dass die Verbrecher nicht ihre Identität preisgeben wollen, andererseits soll aber auch eine deutliche Warnung und Einschüchterung damit ausgelöst werden. Nicht nur für die Betroffenen im Film,- vor allem natürlich für die Zuschauer.
Manchmal sind es auch Psychopathen, Monster, die sich ihrer eigenen Fremdartigkeit gar nicht bewusst sind, die vielleicht gar nicht so grausam sein wollen. Bereits in der Zeit, als man noch nicht mit Workstations digitale Effekte über Soundfiles drüberlegen konnte, haben Sounddesigner es geschafft, Stimmen so eindrucksvoll zu verfremden, dass es in den Kinosälen bedrückend still wurde, wenn diese ertönten. Eines der gelungensten Beispiele hierfür ist Kurt Russells Stimme in John Carpenters Horrorschocker "The Thing" (1982), vollständig analog bearbeitet und unglaublich eindringlich.
Die visuelle Ebene erfährt durch die passenden Stimmen eine unglaubliche Erweiterung. Wie stellt man einen solchen Effekt her? Ist das sehr aufwändig und falls nein,- was benötigt man dafür?
Texte aufnehmen
Natürlich muss man zunächst einmal die Stimme, die verfremdet werden soll, ganz normal mit einem Audiorecorder aufnehmen. Da es bei den Horrostimmen nicht um einen möglichst hochwertigen, natürlichen Klang geht, muss man auch nicht zwingend mit einem Top-Mikrofon und Profirecorder aufnehmen. Ein kleiner Handheld,- Zoom-Recorder oder Ähnliches tut es bereits.
Eine Männerstimme ist für unseren Effekt zu bevorzugen und hier wieder sollte der Sprecher bereits beim Sprechen und Betonen versuchen, etwas bedrohlicher zu sprechen. Unbedingt mehrere Varianten einsprechen und dann später entscheiden, welche am besten geeignet ist. Natürlich kommt es auch auf den Inhalt an. Derartige Stimmen sollten etwas Absolutes aussprechen, etwas, das keinen Widerspruch duldet und signalisiert, dass der Sprechende alle Fäden in der Hand hält. Ein wenig muss man also auch die Dramaturgie im Blick haben. Wenn die Stimme zu banal, zu harmlos spricht, lässt sich darauf auch kaum etwas Bedrohliches generieren.
Workstation
Als nächstes muss man die Aufnahmen von der Speicherkarte auf den Rechner kopieren und sie in ein geeignetes Soundprogramm imprtieren. Praktisch alle hochwertigen Tonprogramme wie ProTools, Audition etc. verfügen über ähnliche Effekte, die wir benötigen um die Stimme entsprechend zu verfremden. Wir beschreiben an dieser Stelle den Workflow mit Adobe Audition, mit anderen Programmen geht es aber weitgehend genauso.
Workflow in Audition
Nachdem also unser Soundfile in die Session importiert ist, meist geht das per Drag and Drop, legt man es in die Timeline in eine Spur. Als nächstes schneidet man den Teil zurecht, den man verwenden und verfremden will. Danach beginnt man damit, verschiedene Effekte bzw. Filter in die entsprechende Spur zu legen. Bei Audion platziert man die einzelnen Effekte im sogenannten Effekte-Rack. Als erstes wird der "Tonhöhen-Schieber" ausgewählt. Hier kann man mit einem Schieberegler unter "Tonhöhe transponieren" die Tonhöhe absenken. In unserem Fall haben wir -6 Halbtöne eingestellt.
Als weiteren Effekt legt man den 10 Band Equalizer darüber, reduziert die Höhen und verstärkt die Bässe. Als nächstes legt man einen Kompressor darüber und zuletzt den Flanger Effekt, der das Signal zwischen den beiden Stereokanälen hin und herwandern lässt.
Und fertig ist unsere Horrorstimme... Das Ergebnis kann sich hören und fühlen lassen:
Viel Spaß bei Euren eigenen Kreationen....