And the winner is...
Die heimischen Interessenverbände wünschten sich lange Jahre eine German Film Academy, einen Club zahlreicher Vertreter der Filmbranche, die eine Art deutschen Oscar zu vergeben haben. Dabei hatten sie den deutschen Filmpreis im Auge, dessen nicht unerhebliche Dotierungen jener Film Academy schlagartig Bedeutung verleihen würden. Seit 2006 werden die Preisträger*Innen von der Deutschen Filmakademie gewählt.
Beinahe monatlich kullern irgendwo auf der Welt die Tränen der scheinbar ahnungslosen Gewinner, Grund genug ein wenig hinter die Kulissen zu schauen. Wie funktioniert das überhaupt mit den großen, PR-wirksamen Filmpreisen in der Welt, wer entscheidet über die Vergabe und wie objektiv sind diese Entscheidungen? Wie überrascht sind die Preisträger-innen wirklich? Hier schauen wir uns die europäischen Filmpreise genauer an.
Europäischer Filmpreis
Ähnlich wie bei den Oscars sind es die Mitglieder der Europäischen Filmakademie, die seit 1988 einmal im Jahr über die Preisträger*Innen der Europäischen Filmpreise abstimmen. Dabei bekommen sie allerdings nicht alle vorgeschlagenen Filme, sondern nur eine Auswahl nämlich die "nominierten" Filme zu sehen. Bis 1996 wurde als Trophäe der "Felix" übereicht, seitdem ist es eine Frauentsatue mit einem Kleid mit den Europäischen Sternen.
Preise werden in vielen Kategorien vergeben, mit denen nicht nur Filme (Bester Film, beste Komödie, bester Nachwuchsfilm, bester Dokumentarfilm, bester Animationsfilm und bester Kurzfilm), sondern vor allem auch künstlerische Einzelleistungen ausgezeichnet werden.
Deutscher Filmpreis
Ähnlich wie bei den amerikanischen Filmpreisen kann die Filmindustrie, vertreten durch die verschiedenen Verbände, Vorschläge bei der Deutschen Filmakademie einreichen. Die Filme müssen in den zwei Jahren vor der Nominierung fertiggestellt worden und spätestens am Tag vor der Nominierung im Kino gestartet worden sein. Es können Spiel-/Dokumentar- und Kinderfilme vorgeschlagen werden.
Über die Nominierungen und Preise befinden die Mitglieder der Deutschen Filmakademie, welche die Filme früher per DVD zugeschickt bekamen, sie aber heute auf der Plattform der Academy als Stream anschauen können.
Bereits die Nominierungen sind bares Geld wert. Die Nominierten erhalten für die Produktion eines neuen Filmes 250.000 Euro. Mit insgesamt beinahe drei Millionen Euro Preisgeld ist es der am höchsten dotierte deutsche Kulturpreis. Darin enthalten sind auch Preise für Einzelleistungen (Regie, Kamera, Schnitt, Darsteller, Szenenbild etc.) die nicht für einen neuen Film verwendet werden müssen.
Die Preisträger*Innen erfahren vor der Verleihung in einer Festveranstaltung im Berliner Hotel Adlon von Ihren Nominierungen, die bereits einen Förderpreis darstellen. Vor allem in der Fachpresse und ggf. auf Kinoplakaten wird mit den Filmpreisen geworben.
Link zu den Richtlinien: http://www.filmfoerderung-bkm.de/internet/02foerderung/21412.htm
Deutsche Filmpreise 2019 Deutsche Filmpreise 2020
Bayerischer Filmpreis
Seit 1979 werden jedes Jahr im Januar, früher im Cuvilliéstheater in der Münchner Residenz, inzwischen im Prinzregententheater, die bayerischen Filmpreise vergeben. Die hohe Bedeutung des Films als Kulturgut will diese Veranstaltung unterstreichen.
Dabei handelt es sich um Auszeichnungen für Produzenten, Regisseure, Darsteller, Drehbuchautoren, Ausstatter, Dokumentarfilmer, Kinderfilmer, sowie einen Ehrenpreis des bayerischen Ministerpräsidenten.
Daneben gibt es seit kurzem auch einen Publikumspreis, bei dem Zuschauer ihren Favoriten wählen können. Die begehrte Trophäe ist eine Porzellanfigur, der „Pierrot".
Filmschaffende aus ganz Deutschland, in bestimmten Kategorien auch international, werden für ihre Bestleistungen ausgezeichnet.
Nicht selten hatten bayerische Filmpreise Signalwirkung für die im Frühjahr folgenden deutschen oder andere internationale Filmpreise. Die Auszeichnung von Regisseur Roman Polanski etwa gab das Startsignal zu vielen anderen europäischen Filmpreisen für „Der Pianist".
Wer wählt die Preisträger?
Das Ministerium für Wissenschaft und Kultur bestimmt eine Jury aus Mitgliedern der Fördereinrichtungen, der Filmindustrie sowie der Filmbewertungsstelle.
Vorschläge können gemacht werden von Mitgliedern der Jury, von Filmverbänden, der Filmförderungsanstalt, dem Kuratorium junger deutscher Film sowie der Filmbewertungsstelle.
Die Preisträger stehen schon längere Zeit vor der Verleihung fest. Häufig produziert der Bayerische Rundfunk, der auch die Verleihungszeremonie überträgt, auch Zusammenschnitte oder Aufnahmen von der Arbeit der Preisträger vor. Es wird aber Stillschweigen gewahrt und auch die Presse veröffentlicht die Preisträger erst am Abend der Verleihung.
Britischer Filmpreis: BAFTA Awards
Die „British Academy of Film & Television Arts" kurz BAFTA, vergibt als britisches Pendant zu den Oscars die alljährlichen BAFTA Awards. Jeweils am letzten Februarwochenende werden Preise für Kino, Fernsehen, Kinderfilm sowie interaktive Medien vergeben.
Die BAFTA wurde 1946, wie konnte es in England auch anders sein, als Club gegründet. Seine Gründungsmitglieder waren Filmlegenden wie Alexander Korda, David Lean, Carol Reed oder Charles Laughton. Die Mitglieder, deren Zahl rasch anwuchs, vergaben zur Steigerung des Ansehens ihrer Produktionen ab 1954 jährliche Preise. Waren es anfangs nur sechs Preise, so hat sich die Zahl bis heute auf 21 vergrößert.
Wie auch bei dem amerikanischen Vorbild, gibt es in jeder Kategorie (z.B. bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch etc.) vier bis fünf Nominierungen.
Voraussetzungen
Um in die Auswahl zu kommen, muss ein Film im Vorjahr der Preisverleihung mindestens sieben aufeinander folgende Tage in England im Kino gelaufen sein. Die Industrie kann der Akademie Vorschläge machen, die entsprechenden Filme werden dann den Akademiemitgliedern vorgeführt. Diese geben zu allen Filmen Bewertungen ab und jene Filme, welche die höchsten Punktzahlen erreichen, erhalten dann die Nominierungen.
Die Entscheidung über die Preisträger aus der Liste der Nominierungen trifft eine zehnköpfige Jury, bestehend aus Persönlichkeiten der Filmindustrie.
Französischer Filmpreis César
Die französischen Césars vergibt die „l'Académie des Arts et Techniques du Cinéma" in Paris. Sie wurde 1975 gegründet, unter den ersten Mitgliedern waren keine Geringeren als Claude Lelouch, René Clément, Costa-Gavras, Claude Berri u.v.a.
Die 1976 geschaffenen Auszeichnungen treffen in erster Linie die heimischen Filmschaffenden. Ähnlich anderen Filmpreisen gibt es aber auch eine Sektion für den besten ausländischen Film. Von anfänglich 600 Mitgliedern aus allen Bereichen der Filmindustrie ist die Zahl auf über 2975 angestiegen. Die Akademie ist eine Art Verein, zu der jeder Filmprofi Zugang hat, wenn er/sie von mindestens zwei Mitgliedern empfohlen wird.
Wahl der Preisträger
Die Mitglieder stimmen in geheimer Wahl ab über die Filme, welche nominiert werden sollen. Zur Auswahl stehen alle Kinofilme der französischen Jahresproduktion sowie Vorschläge für die besten ausländischen Filme. In einem zweiten Wahldurchgang werden dann aus den Nominierten die Preisträger gewählt.
Filme, die einen César erhielten, konnten danach an der Kinokasse zwischen 40 und 60% zusätzliche Zuschauer erzielen. Will man den Veranstaltern glauben, so bleiben die Preisträger bis zum Öffnen der Umschläge geheim.
Spanischer Filmpreis Goya
Beinahe 30 verschiedene Auszeichnungen werden bei den spanischen Goya-Awards vergeben. Neben den üblichen Kategorien wie Regie, Produktion, Schauspiel, Drehbuch, Kamera oder etwa Schnitt, wird mit Blick auf Südamerika auch der beste ausländische Film in spanischer Sprache gekürt.
Wer steht dahinter
Ausgerichtet wird die 1987 ins Leben gerufene Goya-Verleihung durch die spanische Film Akademie, der Academy of Cinematographic Arts and Sciences. Im Vordergrund steht die Förderung und Auszeichnung der spanischen Filmproduktion des Vorjahres. Es gibt aber auch eine Kategorie "Bester europäischer Film".
Preisträger der letzten Jahre waren u.a. Alejandro Amenabar, Pedro Almodóvar, Fernando Leon de Aranoa u.v.a.