Sie hängen so ein wenig zwischen Animierten und Realfilmen und haben eine lange Tradition... Irgendwie sind sie keine echten Animationsfilme, aber irgendwie eben auch wieder schon, denn sie sind ja irgendwie doch animiert, sei es als Handpuppen von den Händen, als Marionetten an den Fäden und als Stockpuppen mit den Stäben der Puppenspieler. Dennoch, das worüber wir hier schreiben sind eben keine animierten, weder Stop-Motion noch mit Computerprogrammen animierte CGI Filme. Es sind quasi "Handgemachte" Puppenfilme,- klassisches altes Puppentheaterhandwerk.
Lange bevor es den Film gab, gehörten die Puppen zum festen Repertoire wenn es darum ging, Menschen auf Fantasiereisen mitzunehmen. Handpuppen, Stockpuppen und Marionetten an Fäden waren die häufigsten Varianten. Und dann gab es natürlich auch noch Ganzkörperkostüme, in die Menschen geschlüpft sind und damit lebensgroße Puppen auf der Bühne oder auch im Film verkörperten. Das Phänomen, dass Puppen Menschen oder auch magische Figuren und Götter repräsentieren, geht Tausende Jahre zurück und findet sich in fast allen Kulturen wieder.
Die wahrscheinlich bekanntesten Stockpuppen sind die Muppets, schließlich haben sie nicht nur in der legendären Fernsehserie, sondern auch in mehreren Kinofilmen mit The Muppets: Kermit, Miss Piggy, Tier & Co.grandiose Auftritte gehabt. Im Kino erfolgreich u.a. "The Muppets" (2012), "The Great Muppet Caper" (1994)
Die im deutschsprachigen Europa bekanntesten Marionetten sind vermutlich jene der Augsburger Puppenkiste. Sie spielten bereits in den 1960er Jahren für das Fernsehen und gingen Jahrzehnte später dann auch ins Kino. Furore machten auch frühe Science-Fiction Filme mit Marionetten Made in Great Britain. Gerry und Sylvia Anderson erschufen 1962 die erste europäische Puppenserie über aufregende Reisen im Weltraum: "Fireball XL 5" wurde mit großem gestalterischem Aufwand produziert und war überaus erfolgreich. Und die für die Puppen erdachten Spezialeffekte waren Ihrer Zeit weit voraus. So arbeiteten für die Kinoversion 29 Techniker an den Spezialeffekten. Explosionsszenen drehte man ausserhalb des Studios. Im fertigen Film detoniert ein Raumschiff in einer gigantische Feuerkugel in der Luft.
Längst sind Puppenfilme aus dem reinen Kinder,- und Familienfilmgenre entwachsen. Puppen tauchen in höchst artifiziellen Filmen, aber auch in Horrorfilmen auf. Im Laufe der Jahre entstanden zahlreiche Puppenfilme, einige darunter mit hohem künstlerischem Anspruch. Der Bau spannender Kulissen, ausdrucksstarker Puppen, ansprechender Kostüme und natürlich das virtuose Führen der Puppen haben diesem Genre zu größerer Bedeutung verholfen. Die Fantasie und die Genauigkeit mit der Kulissenbauer*Innen, Hintergrundmaler*Innen und Puppenbauer*Innen für eine eindrucksvolle Umsetzung der Geschichten arbeiten, sind äußerst beeindruckend. Die hier gezeigten Marionetten aus "Wohin ist, der ich war und bin" wurden beispielsweise vom Salzburger Marionettentheater und dem Regisseur des Films, Matthias Bundschuh hergestellt. Das Filmset und die Kulissen wurden von Richard Collins entworfen und gebaut. Regisseur Matthias Bundschuh hat bei diesem Film eine Geschichte von Franz Werfel fantasievoll umgesetzt, die Münchner Ginger Foot Films (Björn Jensen) hat den Film produziert.
Da man in der Regel für jede Puppe eine-n eigene-n Puppenspieler*In benötigt, drängen sich häufig drei, vier Puppenspieler*Innen auf engstem Raum, wenn mehrerer Puppen gleichzeitig in einer Szene spielen. Die Sprache kann entweder, wie beim Puppentheater vorproduziert sein, oder aber als Working-Track eingesprochen und später bei der Vertonung des Films dann von professionellen Sprecher*Innen eingesprochen werden. Beim Puppenfilm geht es häufig gar nicht darum, die Art der Puppenführung unsichtbar werden zu lassen. Sie haben eine sehr spezielle, poetische Erzählkraft, die einzigartig ist. Die Fäden, an denen eine Marionette hängst, gehören zur Ästhetik dazu und dürfen durchaus sichtbar sein. In dem Dänisch-Schwedischen Puppenfilm "Strings" wurden sogar bewusst dickere Schnüre für die Führung der Puppen verwendet, um diesen Aspekt noch stärker zu unterstreichen.
Bekannte Puppenfilme
Traumspiel an Fäden, 1959
Fireball XL 5, (Gerry und Sylvia Anderson, 1962)
Augsburger Puppenkiste- Kater Mikesch, 1964
Augsburger Puppenkiste- Der Löwe ist los! 1965
Augsburger Puppenkiste- Kommt ein Löwe geflogen, 1966
Augsburger Puppenkiste - St. Nikolaus in Not / Wie das Eselchen das Christkind suchte, 1966
Thunderbirds Are Go, (Gerry und Sylvia Anderson, 1966)
Augsburger Puppenkiste- Die Museumsratten, 1967
Augsburger Puppenkiste- Gut gebrüllt, Löwe, 1967
Augsburger Puppenkiste- Der Räuber Hotzenplotz, 1967
Der Starke Wanja (Abrecht Rosser, 1967)
Augsburger Puppenkiste- Urmel aus dem Eis, 1969
Das Kleine Gespenst, (Albrecht Rosser 1969)
Augsburger Puppenkiste- Kleiner König Kalle Wirsch, 1970
Augsburger Puppenkiste - Die kleine Hexe (1971)
Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt, (Albrecht Rosser,1972)
Muppet Movie (1979)
Augsburger Puppenkiste - Fünf auf dem Apfelstern, 1981
Augsburger Puppenkiste - Katze mit Hut, 1982
Die Muppets erobern Manhattan (1984)
"Rumpelstilzchen", Marionettenfilm, 1985
Muppets – Die Schatzinsel 1996
Muppets aus dem All (1999)
Strings (Dänemark / Schweden 2004)
Muppets - Der Zauberer von Oz (2005)
Splettrhex, 2009
Wohin ist, der ich war und bin (2009, Ginger Foot Films)
Die Muppets (2011)
Kasper: Meister Hobelbein und sein Kobold (2012)
Muppets Most Wanted (USA 2013)
Cabaret Crusades, 2014
The Happytime Murders (Muppets) 2018
In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es diverse Puppenbauer bzw. Puppenspieler, die für Fernsehen und Film arbeiten, darunter Martina Großer, Silvia Witte, Robert Rebele (Figurenbildner, Charakter-Designer), Richard Collins, Tobias Weishaupt, Philippe Brunner, Vladimir Fediakov, Pavel Tikhonov u.v.a.
Falls Ihr eigene Ambitionen für Puppenfilme habt, hier die Webseite des Verbands Deutscher Puppentheater: https://www.vdp-ev.de