Selbst ist der / die Filmemacher*In
Bei der Herstellung des Eigenbau-Dollys ist, wie so oft, Präzision gefragt. Dazu gehört auch die Geduld, alle Laufrollen genau an den richtigen Bohrungen anzubringen, also genau nachmessen, markieren und präzise bohren. Insbesondere für das Bohren der Metallwinkel (hier müssen in jeden Winkel vier Bohrungen) ist ein Schraubstock und, wenn möglich, auch ein Bohrständer für die Bohrmaschine zu verwenden. Nur so kann man auch den optimalen Bohrwinkel und die genaue Parallelität der Laufrollen sicherstellen.
Mechanisches
Ebenso wichtig ist es, die optimalen Schrauben und Muttern zu verwenden. Also nachmessen, wie lang die Schrauben sein müssen - alles, was übersteht, stört. Machen Sie sich auch Gedanken über die Haltbarkeit. Verzinkte Schrauben sind rostfrei und überstehen auch mal einen Regendreh. Schrauben sollten nicht einfach mit einer Mutter befestigt werden, sondern unter der Mutter sollte sich eine Zahnscheibe befinden, um das Lösen der Muttern zu verhindern. Wenn Sie kräftige Stahlfedern zwischen Stahlwinkel und Skaterrolle einsetzen, können Sie den Dolly sogar etwas elastisch aufhängen. Doch Vorsicht: Wenn die Federn zu weich sind, hat die Konstruktion zuviel Spiel und Sie erreichen das Gegenteil.
Plattform
Für eine leichte Verarbeitung bietet sich die Holzplatte an. Hier kann man die Muttern auch im Holz versenken, wenn man will. Dafür bohrt man an den Bohrlöchern, in denen jeweils die beiden Schrauben eines der vier Winkelbleche auf der Oberseite der Holzplatte befestigt werden, mit einem dickeren Bohrer, der den Durchmesser der Muttern hat, ein wenig die Bohrstelle an (Vorsicht: Nur so tief bohren, wie die Muttern dick sind, also nur wenige Millimeter). Um der Holzplatte einen professionelleren Look zu geben, kann man ein Waffelblech zuschneiden lassen und es auf die Oberseite der Holzplatte schrauben. Im vorliegenden Beispiel war das Blech etwas länger als die Holzplatte und wurde auf zwei Seiten so umgebogen, dass auch die Seiten der Holzplatte damit bedeckt wurden. Also ein Metallblech wählen, welches man selbst biegen (oder mit einem Hammer um die Holzkante klopfen) kann und die Materialstärke der Holzplatte (ca. 20 mm) in der Länge des Bleches zweimal hinzurechnen.
Für die Konstruktion eines Bügels, um den Dolly anzuschieben, eignen sich beispielsweise Tischbeine, die man umgekehrt an der Bodenplatte befestigt und die man an den Enden, wo sie auf den Boden aufsetzen würden, mit einer Querstange verbindet. Achtung: Nur Tischbeine verwenden, die einen Durchmesser von mindestens 5 cm haben und die stabil sind. Bei einem schwedischen Möbelhaus gibt es solche Exemplare für 3 Euro das Stück.
Professionelle Beispiele
Längst sind die Skaterrollen auch in der professionellen Filmtechnik angekommen. Diverse Anbieter haben eigene Lösungen entwickelt, die den Ansätzen der Selbstbau-Dollys überraschend ähnlich sind. Manche Lösungen sind auch kompakt aufgebaut und erlauben gar nicht erst, dass ein Operator auf dem Dolly sitzt. In diesen Fällen kann man einen Schwenkkopf oder über Verlängerungselemente (Bazooka) eine Säule aufbauen, auf der dann der Schwenkkopf sitzt. In diesen Fällen geht man einfach nebenher. So kann der Dolly extrem kompakt aufgebaut werden. Besonderer Vorteil der professionellen Lösungen ist es, dass die Elemente alle in der Metallverarbeitung präzise aufeinander abgestimmt sind. Eine Schale zur Aufnahme von Schwenkköpfen kann in die Bodenplatte integriert werden, Gewinde sind in die Grundplatte geschnitten, in denen man Säulen etc. verankern kann.
Wer handwerklich geschickt ist und über eine ordentliche Werkstatt verfügt, kann sich natürlich auch eine Aluplatte als Basis besorgen und dort die entsprechenden Gewinde selbst hineinschneiden. Will man professionelle Zubehörteile kombinieren, sollte man sich erkundigen, welche Gewinde verwendet werden. Die meisten Gewinde sind nämlich nicht, wie bei uns in der DIN-Norm festgelegt, metrisch (M3, M4, M5 usw.), sondern in Zoll ausgeführt.
Das Endprodukt
Wenn Sie dann noch Stopper oder kleine Vertiefungen für die Stativbeine vorsehen, damit diese nicht beim Fahren verrutschen, können Sie Ihren Dolly in Betrieb nehmen. Eine Sitzgelegenheit für den/die Kameramann/-frau nicht vergessen - möglichst stabil und geräuschfrei! Im Notfall tut es auch eine stabile Holzkiste. Das sanfte Anfahren und Abbremsen gehört übrigens zu den schwersten Übungen Ihres Kamerabühnenmannes (das ist der, welcher die Kräne bewegt, Schienen legt und Dollys schiebt) - auch mit Profigerät ist das nicht so einfach, wie man denkt.
Beim Einsatz der Abflussrohr-Schienen hat sich gezeigt, dass es sehr zur Laufruhe beitragen kann, wenn man diese nicht auf harten Steinboden, sondern auf Teppichboden legt. Also auch wenn man außen dreht: einfach Teppichboden unter die Rohre, dann können die Fahrtaufnahmen losgehen.
Zum ersten Teil des Dolly-Projekts