Werkzeug für Filmemacher
Es muss schon eine schwierige Situation sein, wenn ein Hersteller sowohl hochpreisige Videokameras als auch deutlich günstigere Fotoapparate im Angebot hat, welche eine ähnliche Bildqualität abliefern können, wie die Profi-Videokameras.
Im Vergleich zu manch anderer DSLR besitzt die GH4 keinen Full-Frame oder APS C Sensor, sondern lediglich einen MFT Sensor, der in etwa dem Super 16 Format beim analogen Film entspricht. Wer Kleinbild Fotoobjektive verwendet, hat einen Crop-Faktor von 2,3 zu berücksichtigen, es sei denn man verwendet einen Konverter ala Speedbooster, der das Brennweitenverhältnis ausgleicht und nebenbei sogar die Lichtstärke verbessert. Dieser Nebeneffekt ist durchaus wünschenswert, denn die Lichtempfindlichkeit der GH4 ist nicht so gut wie die ihrer Full-Frame Konkurrenten.
Anschlussfreudig
Das MFT Bajonett erlaubt beste Adaptierung verschiedenster Objektive von Fremdherstellern wie Canon, Nico, Zeiss. Allerdings gibt es nur wenige Adapter, welche auch die optische Bildstabilierung für Fremdhersteller ermöglichen. Metabones etwa bietet einen an mit dem man Canon-Objektive samt optischem Bildstabilisator verwenden kann.
Ansonsten kann man auch auf Panasonic-Objektive zurückgreifen, die, wenn es sich um die hochwertigen Varianten handelt, ähnlich teuer sind, wie jene der anderen Marken-Objektivhersteller. Beispielsweise das hervorragende stabilisierte 12-35er Zoom oder das 20mm ASPH mit 1:1,7. Die optische Bildstabilisierung bei den älteren Panasonic-Typen mit "Mega-O.I.S." war besser für Videozwecke geeignet, als die neueren mit "Power-O.I.S". Über diese wird in amerikanischen Foren berichtet, dass sie ein in Videos sichtbares minimales Bildzittern produzieren.
Wer also mit Hilfe der geringen Schärfentiefe Personen durch Hintergrundunschärfe besonders im Bild herausmodellieren möchte, sollte vielleicht eher zu größeren Kamerachips greifen. Andererseits wird damit das Risiko von ungewollter Unschärfe natürlich auch größer, gerade wenn man hier etwas mehr Toleranz wünscht, sollte man sich diese Kamera etwas genauer anschauen.
Die Kamera ist überraschend kompakt und doch ergonomisch gut für die Hand geformt. Ihr Display bringt die wichtigsten Anzeige-Optionen für digitale Cinematographie wie Zebra, Focus Peaking oder Ausschnittvergrößerung mit. Man kann das Display so einstellen, dass das Bild in Schwarzweiß wiedergegeben wird, dann sind die einfärbten Kanten des Focus Peaking besonders gut zu erkennen.
Innere Werte
Im Gegensatz zu manch anderer DSLR kann die GH4 in 4K aufnehmen und sogar mit H.264 intern aufzeichnen. Damit entfällt die lästige Verkabelung zu externen Rekordern. Nur wer 4 K in 10 Bit mit 4:2:2 aufzeichnen will, benötigt weiterhin externe Rekorder.
Die besseren Ergebnisse erzielt man übrigens, wenn man nicht in 1080p sondern im UHD Modus aufzeichnet und erst später in der Postproduktion herunterskaliert auf 1080p. Auch das Feintuning der Einstellungen bringt viel. Kontrast (eher reduzieren also -2 oder -1) bei der Schärfe gilt ebenfalls "weniger ist mehr" (hier eher -3 bis -5 wählen) das Entrauschen sollte ebenfalls runtergeregelt werden, -3 bis -5. Die iDynamic/iResolution unbedingt abschalten.
Die GH4 bringt neben einer sehr ansprechenden (vierfach) Zeitlupe auch die gute alte Zeitrafferfunktion mit, welche jede bessere Super 8 Kamera beherrschte, ein tolles Tool um ganze Tage oder Nächte in Sekundenschnelle am Auge des Zuschauers vorbeisausen zu lassen.
Die Kamera kostet unter 1500,-€ (mit Miniklinkenbuchsen für Audio und Micro HDMI Stecker für externe Videoaufzeichnung) doch man kann, wenn man professionelle XLR Eingänge und diverse andere Video-Ausgänge wie HD SDI etc. wünscht, mit einem Andock-Zubehör welches teurer ist als die ganze Kamera, auch in gänzlich anderen Preisregionen landen.