Gedruckte Schaltungen oder sogenannte Platinen können, besonders beim Ein,- und Ausbau Schaden nehmen. Sie bilden das Herzstück moderner Geräte und müssen vielfältige Signal,- und Stromversorgungswege sicherstellen. Oft genug stellt bereits das herausnehmen und wieder einsetzen einer Platine eine riskante Aktion dar. Was tun, wenn dabei eine Leiterbahn beschädigt wurde? Wenn ein teures Gerät durch eine Unachtsamkeit oder schlichten Verschleiss unbrauchbar wurde?
Prinzipaufbau
Der Aufbau von Platinen ist im Prinzip stets recht ähnlich, ein Trägermaterial, Hartfaserpappe (meist erkennbar an der hellbraunen Farbe) oder besser Epoxytharz (meistens eher bläulich, rötlich oder grünlich) ist die Grundlage und darauf befindet sich eine dünne Kupferschicht, auf welche in der Herstellung die notwendigen Leiterbahnen und Lötpunkte belichtet werden.
Danach wird die mit einem Photoschutzlack versehene Kupferschicht entwickelt, dabei bleibt nur dort der Schutzlack übrig, wo beim Belichten eine Leiterbahn bleiben soll. Im anschließenden Ätzbad wird überall dort, wo kein Schutzlack mehr vorhanden ist, das Kupfer weggewaschen. Zuletzt entfernt man dann den Schutzlack auf den gewünschten Bahnen und je nach Qualitätsanspruch des Herstellers werden die Kupferbahnen zur besseren Leitfähigkeit evtl. noch versilbert.
Damit dieser Vorgang nicht zu lange dauert und natürlich auch um die Kosten niedrig zu halten, Kupfer ist ein begehrtes Metall, ist diese Kupferschicht relativ dünn. Das macht sie empfindlich, so kann es vorkommen, dass einzelne dünne Leiterbahnen etwa beim Einsetzen oder Herausnehmen aus Slots etc. beschädigt werden und die ganze Schaltung nicht mehr funktioniert.
Abgerissene oder durchtrennte Leiterbahnen reparieren
Grundsätzlich hängt bei der Entscheidung, welche Reperaturmethode man wählt alles davon ab, wieviel Platz auf der Platine ist. Wenn viel Platz vorhanden ist und damit ist sowohl die Höhe über der Leiterbahn als auch der Abstand zu benachbarten Bahnen gemeint, und man nur eine durchtrennte Leiterbahn wieder verbinden muss, kann je nach Breite der Trennstelle unterschiedlich gearbeitet werden.
Ist es nur ein feiner Haarriss, hilft oft schon ein wenig Lötzinn, die beiden Enden wieder miteinander zu verbinden. Diese Haarrisse sind oft so fein, dass man sie mit bloßem Auge gar nicht sehen kann. Manchmal entdeckt man sie nur, wenn man einzelne Leiterbahnen mit einem Multimeter auf Durchgang überprüft. Das bedeutet, man stellt ein Messgerät auf Widerstandsmessung und berührt mit den Messfühlern jeweils ein entgegengesetztes Ende der verdächtigen Leiterbahn.
Wenn es um besonders sensible Audio,- oder Video Schaltkreise geht, ist Silberlötzinn zu empfehlen, das leitet noch besser die Signale. Gerade wenn es um solche Themen wie Rauschspanungsabstand geht, macht die Wahl des Lötzinns durchaus einen Unterschied. Nicht ohne Grund verwenden manche Hersteller für ihre Kontakte sogar vergoldete Leiter.
Zum Löten lieber einen regelbaren Lötkolben nehmen, um die auf der Platine verwendeten Bauteile nicht unnötig zu überhitzen. Diese sind zwar etwas teurer, lohnen sich aber langfristig auf jeden Fall. Denn für unterschiedliche Aufgaben benötigt man einfach verschiedene Löttemperaturen. Außerdem sollte man eine passende Lötspitze kaufen, die möglichst genau so schmal ist, wie die Lötstelle, die man bearbeiten möchte.
Die Temperatur gerade so hoch stellen, dass das Lötzinn schmilzt. 250 bis 300 Grad sind Temperaturen, bei denen Lötzinn in der Regel schmilzt, wenn man zu nahe an empfindlichen Bauelementen, wie etwa Halbleitern arbeitet, kann man mit einer Zange, mit der man die Lötbeine der Halbleiter festhält, beim Löten zusätzliche Wärme abführen.
Ist der Abstand der durchtrennten Enden größer, kann man mit etwas Schaltdraht, den man jeweils an die beiden zu verbindenden Leiterbahnstücke anlötet, die Funktion wieder herstellen.
Hier ist isolierter Schaltdraht vorzuziehen und man sollte unbedingt darauf achten, dass man beim Löten die Hand ruhig hält und nicht am Draht wackelt. Sonst entsteht eine sogenannte "Kalte Lötstelle", welche die Signale nicht optimal überträgt. Man erkennt sie daran, dass sie eher matt ist, anstatt zu glänzen, wie eine optimale Lötstelle.
Reparatur besonders dünner Leiterbahnen
Schwieriger wird es, wenn wenig Platz vorhanden ist oder etwa ein Schaltdraht durch seine Dicke verhindert, dass man die Platine wieder ein bauen kann. Dann müssen andere Wege genutzt werden.
Wenn genügend Platz vorhanden ist, also nicht unmittelbar neben der Reparaturstelle weitere feine Leiterbahnen verlaufen, kann man mit einem Silberleit-Lack, wie man ihn im KFZ-Zubekör zur Reparatur von Heckscheibenheizungen findet, die Leiterbahn überbrücken bzw. verlängern. Man findet ihn in Fachgeschäften oder online unter den Stichworten: Leitsilber, Leitlack, Silberleitlack, Silberlack
Vorsicht: Vor der Verwendung muss man die betreffende Stelle mit Reinigungsalkohol säubern. Der Lack haftet schlecht auf fettigen (Fingerabdrücke, Lötfett) oder verschmutzten Leiterbahnen. Man braucht einen sehr feinen Pinsel und muss vorsichtig arbeiten, damit der Lack nicht verläuft und benachbarte Leiterbahnen berührt. Klebefolie kann helfen, das Berühren benachbarter Leiterbahnen zu verhindern.
Selbstklebend
Ein anderer Weg ist selbstklebende Kupferbahn, die es im Electronic Zubehör oder auch Online zu kaufen gibt. Es gibt sie beispielsweise als 6mm x 20m Rolle. Es ist feines, selbstklebendes Kupferband bzw. Kupferfolie.
Diese kann man von der Rolle passend zuschneiden (dafür am Besten ein Schneidemesser aus dem Bastel,- oder Grafikbedarf mit Rasierklinge verwenden) und aufkleben kann. Am Übergang zu der noch intakten Leiterbahn muss dann noch mit Lötzinn die Verbindung hergestellt werden.
Je nach Leiterbahngröße kann es hilfreich sein, mit einer beleuchteten Lupe zu arbeiten. Diese sollte als Tischlupe frei stehen, schließlich braucht man beide Hände zum Arbeiten. Viel Erfolg!
Weitere Reparaturanleitungen findet Ihr unter Wartung & Reparatur