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Dass viele kleinere und mittlere Produktionsfirmen ächzen und stöhnen, hängt auch mit dem Bürokratie,- und Regulierungswahn Deutscher Behörden zusammen. Was den ganzen Staat lähmt und überall unnötige Kosten produziert, schadet auch den Filmproduktionsfirmen. Der häufiger in den Medien zitierte "Leiterbeauftagte", eine, wie es die Beamten nennen, „befähigte Person für Leitern und Tritte“ muss tatsächlich in jedem Betrieb in Deutschland in dem es eine Leiter gibt, selbst wenn diese nie benutzt wird, ausgewählt, benannt und in Fragen der Leiterbenutzung weitergebildet werden und regelmäßig die Leitern und Trittstufen überprüfen. Ähnlich überflüssige Vorschriften gibt es zuhauf, leider auch in der Filmbranche.

Es gehört zum Wesen der Verwaltung und der Beamten, die eigene Bedeutung durch immer neue erdachte Regelungen und Kontrollmechanismen zu erhöhen, nicht zuletzt um auch stets neue Arbeitsstellen zu generieren und die eigene Position abzusichern. Praktisch alle Bürokratien neigen dazu, sich mit ständig neuen Regelungen so breit wie möglich zu erweitern. Inzwischen haben die Vorschriften und Regelungen ein Ausmaß angenommen, dass ein massiver Teil der Produktivkraft und der Budgets einer Filmproduktion in das Abarbeiten von Berichten, Formularen und Überwachungsmechanismen geht.

Gar nicht selten sind die belastenden Regelungen Kopfgeburten von Berufsgenossenschaften, Verbänden, technischen überwachungsvereinen, selbsternannten Vereinen zum Schutze von wem oder was auch immer. Dabei entstehen viele neue Arbeitsplätze und es generieren die Kontrolleure all der Vorschriften satte Gebühren, die dann den Filmproduktionen für die eigentliche kreative Arbeit fehlen. Meist argumentiert man mit eigentlich positiven Zielen, wie dem Schutz von Natur, vor Feuer, vor Umweltverschmutzung und mehr, also Dinge, die ja eigentlich Jeder will. Allerdings betreiben es all die Interessensgruppen nie uneigennützig und stets ist ihr Kontrollwunsch verbunden mit Kosten und riesigem Verwaltungsaufwand. Sie alle wurden von Lobbyisten den zuständigen Politikern oder Behörden aufgeschwatzt, die Leidtragenden hatten so gut wie nie ein Mitspracherecht.

Inzwischen haben all die Regelungen und Gesetze ein Ausmaß angenommen, dass der Staat um seine Handlungsfähigkeit ringt. All Jene, die an dem Bürokratiemonster verdienen, wehren sich vehement gegen jede Art der Reduktion und Vereinfachung von Regelungen. Welche Dinge betreffen nun besonders Filmproduktionen?

 

Finanzen

Wie jedes Unternehmen in Deutschland müssen auch Filmproduktionen alle finanziellen Vorgänge im Unternehmen in einer Buchhaltung erfassen und an das Finanzamt in Form verschiedener Erklärungen berichten. Hinzu kommen alle möglichen Reports und Berichte, welche eine Filmproduktion, sobald sie gefördert wird, vorlegen muss. Dazu gehören:


Verwendungsnachweis - gemeint sind Belege über die zweckgebundene Verwendung der Fördermittel für die geförderte Produktion und auch dass das Geld tatsächlich ausgegeben wurde.

  • Kostenstand
  • Abschlussbericht - Dies ist ein Bericht über Produktion und den wirtschaftlichen Erfolg
  • Abrechnung mit Belegen - Hier werden sämtliche Belege, Rechnungen, Honorare und sonstigen Ausgaben nachgewiesen.
  • Kinostart- & Vertriebsbericht - Nachweise über die Veröffentlichung des Films (Kinostart)
  • Musiknutzung - Produzenten müssen Musiklisten erstellen, mit denen die verwendete Musik bei der GEMA gemeldet werden muss, falls geschützte Musik verwendet wurde.
  • An und Abmeldungen aller nicht selbsständigen Mitarbeiter*Innen bei Krankenkassen, Rentenversicherung etc.
  • Ausländische Darsteller brauchen ggf. Arbeitserlaubnis und Visum – zusätzliche Anträge müssen gestellt und Fristen eingehalten werden.
  • Lohnsteuer-Abrechnungen für sämliche nicht selbstständigen Mitarbeiter*Ìnnen
  • Abrechnung mit der Rentenversicherung der Rundfunkanstalten
  • Versicherungen - Anmeldung der Crew & Darsteller bei der VBG (Berufsgenossenschaft) Das Buchen von Versicherungsschutz für Personal, Technik und Ausfallrisiken ist höchst bürokratisch und sehr aufwendig.
  • Künstlersozialkasse (KSK) - Abgabe für freiberufliche Künstler (z. B. Schauspieler, Regisseure, Kameraleute)
  • Häufig ist vor der eigentlichen Drehphase ein Wirtschaftlichkeitsgutachten erforderlich, Genderreports oder Green-Production-Dokumentationen müssen erstellt werden.

 

Dreh-Vorschriften

Dies ist nur eine kleine Auswahll, mit welchen Verordnungen und Vorschriften man es selbst bei kleinen Produktionen zu tun bekommt. All diese Dinge erzeugen Kosten, vernichten kostbare Produktionszeit und verlangen nach ausführlichen Formularen und Berichten.

  • Arbeitsschutzberichte - Wenn Kinder in dem Film mitspielen, müssen Arbeitszeiten & Drehbedingungen dokumentiert werden
  • Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) - Gefährdungsbeurteilungen müssen erstellt werden. Sicherheitsunterweisungen müssen durchgeführt, manchmal ein Sicherheitsbeauftragter benannt werden.
  • Unfallverhütung (VBG-Vorschriften) - Spezielle Regeln für Filmsets, z. B. bei Stunts, Feuer, Wasser oder Höhenarbeiten. Einweisungen von Teams müssen abgehalten werden.
  • Erste-Hilfe-Versorgung - Jemand mit Erste-Hilfe Ausbildung muss am Set dabei und benannt sein um bei Unfällen eine medizinische Betreuung zu gewährleisten.
  • Green Shooting Richtlinien - Hier werden möglichst umweltschonende Produktionsweisen angestrebt, (z. B. kein unnötiger Stromverbrauch, Vermeidung von Plastikflaschen Plastikvbechern, Plastiktellern).
  • Drehorte sauber hinterlassen - Orte müssen nach Drehschluss sauber und im Originalzustand übergeben werden.
  • Nachtruhe ab 22:00 Uhr - Bei nächtlichen Drehs ist bei Lärm nach 22 Uhr eine Sondergenehmigung nötig.
  • Lautstärke messen - Insbesondere bei Actionszenen oder Explosionen.
  • Sprengstoffgesetz - Stunt- oder Pyrotechnik erfordert Genehmigungen und fachkundige Aufsicht.
  • Waffengesetz - Requisitenwaffen müssen von einem Waffenmeister beaufsichtigt werden.
  • Tierschutzgesetz - Tierszenen müssen mit einem Tierschutzbeauftragten abgestimmt werden.

 

Grundsätzlich war es schon immer so, dass eine Filmproduktion viel Büro,- und Buchhaltungsarbeit leisten musste und für die Verträge juristische und die Abrechnung steuerliche Betreuung brauchte. Der Aufwand für all das ist in den letzten Jahren allerdings erheblich gestiegen. Das bedeutet erhöhen Personalbedarf und höhere Kosten und das, obwohl sich all die Preissteigerungen kaum mehr auffangen lassen. Warum werden Produktionsfirmen in so einer Situation gezwungen, irgendwelche Consultants für 1500,- € pro Woche zu beschäftigen, die beispielsweise die Einhaltung von "grünen" Vorgaben am Filmset kontrollieren sollen?

Es müssen Wege aus der Überbürokratisierung gefunden werden, indem nicht mehr alles und Jedes ins Kleinste hinein geregelt oder überprüft wird, in dem man wieder mehr auf den gesunden Menschenverstand hört und,- auch indem man nicht jedem Überwachungsverein Mittel an die Hand gibt, die eigene Einnahmestruktur durch erzwungene Kontrollen zu verbessern. Was den Kontrollvereinen hilft, schadet häufig einer halbwegs funktionierenden Filmproduktionsstruktur. Der Staat sollte den Menschen wieder mehr vertrauen und die Vorschriften auf ein sinnvolles Maß reduzieren und nicht für jeden nur denkbaren Zusammenhang ständig neue Kontrollbehörden einrichten.

 

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