Wer häufiger professionell dreht, steht vor der Frage, ob das Equipment gekauft oder gemietet werden soll. Was der bessere Weg ist, lässt sich nicht pauschal beantworten, es kommt auf diverse Faktoren an und auch auf die Art des Equipments.
Gerätemieten sind teilweise recht hoch und seit das Vermietgeschäft nicht mehr so viele Anbieter hat, wie früher, sind auch die eingeräumten Rabatte niedriger. Da kann es leicht passieren, dass man nach mehreren Ausleihen im Jahr schon nah am Kaufpreis verschiedener Geräte angelangt ist. Da könnte es Sinn machen, die Geräte, falls man die Möglichkeit dazu hat, gleich selber zu kaufen.
Wer das Equipment selbst besitzt, hat folgende Vor,- und Nachteile:
Vorteile
Man hat das Equipment sofort und jederzeit verfügbar
Man kann sich lästige Abhol,- und Rückliefervorgänge sparen
Man ist möglicherweise der / die Einzige, welche-r mit den Geräten arbeitet,- sie sind deshalb weniger abgenutzt und bessser in Schuss
Man kennt seine Geräte vermutlich besser, weil man sie auch zum testen länger zur Verfügung hat
Man kann auch das Zubehör optimal auf die Geräte abstimmen und optimieren
Man hat das Equipment auch für private oder No-Budget Projekte zur Verfügung
Man kann kurzfritsig drehen
Man kann die Geräte auch selber vermieten
Man kann sie wieder verkaufen und damit Erlöse erzielen
Nachteile
Man ist an das Equipment, welches man besitzt, gebunden kann weniger unterschiedliche Produkte testen
Man muss Geld in die Hand nehmen und investieren, Finanzmittel sind gebunden
Kaufen und Verkaufen des Equipments sind möglicherweise aufwändig
Wenn man an anderen Orten oder Ländern dreht, und vor Ort mietet, spart man die Transporte
Für jeden Job braucht man etwas anderes Equipment
Man hat nicht immer die neuesten Geräte zur Verfügung
Mietkosten für Filmequipment kann man in voller Höhe absetzen. Kauft man Equipment selbst, wird der Nettokaufpreis über viele Jahre, in der Regel 7, verteilt über die Abschreibung abgesetzt.
Es gibt trifftige Argumente sowohl für Mieten als auch für Kaufen, es kommt stark auf die individuellen Bedürfnisse an. Beim professionellen Kinodreh mit teuren Spitzenkameras und Top- Cine-Objektiven wird es vielleicht eher die Miete sein (wer kann sich schon für 100.000 € und mehr, Equipment leisten), beim langfristigen Dokumentarfilm oder bei Low Budget Spielfilmen (mit kompakten Kameras für unter 6000,- €) eher der Kauf.
Was das Kaufen angeht, so sollte man unbedingt auch den Preisverfall bzw. den Wiederverkaufswert mit in die Kalkulation einbeziehen. Digitale Kameras haben heutzutage keine lange Lebensdauer, meist werden sie nach wenigen Jahren von noch besseren Kameras überholt. Auflösungen steigen, der Dynamikumfang verbessert sich, viele andere Features lassen Kameras nach ein paar Jahren "alt" aussehen. Entsprechend niedrig sind dann auch die Wiederverkaufspreise.
Lebensdauer & Wiederverkauf
Kameras
Im Independent Bereich arbeitet man häufiger mit Kameras die unter 5000,- € kosten, wenn man sie häufig benutzt, macht sich der Kauf vermutlich bezahlt. Profikameras für Kinozwecke können leicht 10.000 bis 100.000 € kosten, da muss man schon sehr viel drehen, bis sich das rechnet. Mit "rechnen" ist gemeint, ob die Mietkosten innerhalb von zwei, drei Jahren höher wären, als der Kaufpreis.
Objektive
Objektive hingegen,- jedenfalls die hochwertigen, behalten oft über eine sehr lange Zeitspanne ihren Nutzwert und man kann auch nach Jahren noch gute Verkaufspreise erzielen. Das gilt vor allem für gute Markenobjektive, die aber nicht zu teuer sind, also unter 2000 oder 3000,- € liegen. Profi-Cineobjektive die 10.000 bis 20.000 € kosten, lassen sich schwer wieder weiterverkaufen.
Ton
Tonequipment ist, Hochwertigkeit stets vorausgesetzt, auch recht langlebig. Auch der Preisverfall ist nicht so groß. Professionelle Kondensator-Mikrofone oder Lavaliers sind jahrzehntelang nutzbar und dank gleichbleibender Standards auch kompatibel mit neuesten Sound-Recordern. Und auch die Sound-Recorder lassen sich sehr lange nutzen, wenn sie 24 Bit bei 48 oder 96 KHz bieten, ist man technisch gut unterwegs.
Kamerastative
Kamerastative mit Hydroköpfen sind ebenfalls zeitlos. Die Schrauben der Bodenplatten sind Standards, man kann die modernsten Digitalkameras auf Stativen verwenden, die 40 Jahre alt sind.
Lichtequipment
Gleiches gilt für Lichtequipment, Lichtstative oder Grip etc. Hier sind die Zapfen zur Befestigung ebenfalls genormt und seit Jahrzehnten unverändert. Etwas anders sieht es bei den Filmscheinwerfern aus. Da setzt sich zunehmend auch im Zuge von Green Filmmaking stromsparende Technik durch, LED dominiert, Fluoreszenz ist auch verbreitet, Halogen ist Out und HMI nur noch in größeren Leistungen dominierend.
Früher haben Geräteverleiher ihre Mietpreise so kalkuliert, dass der Kaufpreis eines Gerätes nach 100 Miettagen reingeholt sein musste. Ein Gerät, was 10.000 € in der Anschaffung gekostet hat, wurde dann für 100,- € pro Tag vermietet. Dieser Wert von 100 könnte eine gute Richtschnur sein, für eigene Kaufentscheidungen. Werden wir mit dem Equipment mindestens 100 Arbeits,- bzw. Drehtage haben?