Farbe bekennen
Auch, wenn unser Auge die verschiedenen Lichtarten nahezu perfekt für unsere Wahrnehmung angleicht, spielen die unterschiedlichen Farbanteile des Lichts, sobald wir sie auf Film oder Video aufnehmen, eine große Rolle. Beachtet man gewisse Grundregeln nicht, so kommt es zu unschönen Farbstichen und Farbverschiebungen.
Farbstiche sind zunächst einmal nichts Schlechtes, sie schaffen ja durchaus interessante Stimmungen. Das warme Glühlicht in winterlichen Fenstern während Außen alles neutral oder leicht bläulich scheint, erzeugt die klare Botschaft von Gemütlichkeit in den Häusern. Also solange Farbstich gewünscht ist,- wunderbar, doch oft werden unterschiedliche Farbstiche in einer Aufnahme als Fehler wahrgenommen. Grund genug, sich das ein wenig genauer anzuschauen.
Analoges Filmmaterial und die Sensoren von digitalen Kameras sind im Prinzip entweder auf Tageslicht einer ganz bestimmten Tageszeit oder auf Kunstlicht von einer ganz bestimmten mittleren Farbigkeit sensibilisiert. Videokameras kennen als Standard auch noch Neonlicht. Eigentlich würde diese Unterscheidung reichen, gäbe es da nicht den Sonnenuntergang, die blaue Stunde, die Kerzen oder die Neonleuchten. Immer, wenn wir zu einer anderen Tageszeit oder mit einer anderen Kunstlichtquelle drehen, lauert bereits die Gefahr eines Farbstichs. Filmkameras können durch Filter auf diese Abweichungen angeglichen werden, Videokameras mit Hilfe des Weißabgleichs.
Lichtstrahlen
Licht besteht aus elektromagnetischen Strahlen unterschiedlicher Wellenlängen, das für uns sichtbare Spektrum ist in der Gesamtbetrachtung aller Wellenlängen, die die Physik so kennt, extrem schmal und liegt zwischen 400 nm (violett) und 700 nm (rot). Diesen Wellenlängen entsprechen bei uns Menschen bestimmte Farbempfindungen. 380 bis 436 nm empfinden wir als violett, 436 bis 495 nm als blau, 495 bis -566 nm als grün, 566 bis 589 nm als gelb, 589 bis 627 nm als orange und 627 bis 780 nm als rot.
1 nm = 1 Nanometer = 1E-9 Meter
Mondlicht |
4100 K |
Mittleres Tageslicht |
5500 K |
Sonnenlicht Mittags |
6000-8000 K |
Bedeckter Himmel |
6500-7500 K |
Blaues Himmelslicht |
9000-18000 K |
Die Mischung all dieser sichtbaren Lichtstrahlen ergibt weißes Licht, welches (Physikunterricht!) sich durch ein Prisma in sein Farbspektrum von violett über blau, grün, gelb bis rot zerlegen lässt. Je nachdem, wie viele Luftschichten zwischen der Sonne und dem beleuchteten Objekt liegen, wird das Sonnenlicht unterschiedlich gefiltert.
Hinzu kommt, dass die Lichtstrahlen die Luftschichten mit verschiedenen Einfallswinkeln treffen und dabei, wie beim Prisma, verschieden gebrochen werden. Besonders deutlich wird dies bei den Sonnenauf- und Untergängen. Dadurch, dass das Licht unter einem sehr flachen Winkel durch die Atmosphäre strahlt, werden nur die langen Wellenlängen (rot) in Richtung des Betrachters geleitet, die blauen Anteile werden stärker gebrochen und sorgen an einem anderen Ort für den schönen blauen Himmel.
Wärmeskala
Kerzenlicht |
2000 K |
Glühbirne |
2800 K |
Halogenlampe |
3400 K |
Photolampe |
3400 K |
Der Glühfaden in einer Glühbirne wird durch Erhöhen der Strommenge immer heißer und das Licht, welches er abgibt, wird immer weißer - umgekehrt wird Glühlicht, welches mit einem Dimmer schwächer geregelt wird, immer rötlicher. Die Physik hat zur Festlegung von genormten Werten einen theoretischen schwarzen Metallkörper erdacht, der durch Erwärmung seine Farbe von rotglühend über weiß bis blauglühend ändert. Daraus hat man eine Skala abgeleitet, die als Maßeinheit Kelvin (K) verwendet: die Farbtemperatur.
Wir beschreiben die unterschiedlichen Farbtemperaturen mit dieser Einheit Kelvin. Die entsprechende Skala wurde nach dem Britischen Physiker W. T. Kelvin benannt und definiert die Farbe des Lichtes in Kelvin-Graden. Die Skala beginnt beim absoluten Nullpunkt minus 273º C. Rötliches Licht von glühendem Eisen hat etwa 1000º C und deswegen unter Einbeziehung des absoluten Nullpunktes eine Farbtemperatur von 1273º K.
Man darf sich bei Farbtemperatur-Werten nur nicht von der alltäglichen Erfahrung verwirren lassen:
Rotes Licht ist physikalisch gesehen „kälter“ als blaues Licht!
Neutralität erreichen
Da moderne Kamerasensoren zumeist auf Kunstlicht (3400 Kelvin) und analoge Filmmaterialien entweder auf Tageslicht (5600 Kelvin) oder Kunstlicht (3400 Kelvin) neutral reagieren, müssen wir das Licht am Drehort ausmessen und wenn wir es mit unterschiedlichen Farbtemperaturen zu tun haben, gegebenenfalls durch Filterfolien (CTO oder CTB) korrigieren, um Mischlicht oder Farbstiche zu vermeiden. Bei Videokameras hilft der Weißabgleich, um neutrale Farbwiedergabe zu erreichen.