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Wer ein Filmprojekt plant, sucht manchmal Möglichkeiten, die Vorstellungskraft, die man beim Lesen eines Drehbuchs braucht, zu verstärken. Prävisualisierungen sind näher an den zu erwartenden Filmszenen dran. Man erstellt sie hauptächlich, um zu testen, wie die geplanten Einstellungen vermutlich zusammen passen und/oder um Anderen zu verdeutlichen, was genau man sich vorstellt. In der Vorbereitung eines Filmes kann man auf diese Weise möglicherweise Zeit und Geld sparen. Vor allem Spielfilme, Musikclips und vor allem Werbung werden häufig vorab mit Grafiken versehen.

Auch wenn es seltsam klingt, aber in gewisser Weise ist auch die Shot-List, obwohl sie nur mit Worten funktioniert, eine Art Prävisualisierung. Sie beschreibt in Abfolge mit Einstellungsgrößen und Kamerabewegungen die jeweilige Handlung der geplanten Einstellungen zu einer Szene.

 

Storyboards

Nicht Jeder kann zeichnen, doch dank cleverer Tools ist es trotzdem möglich, Storyboards für seine Filme herzustellen. Ein paar Tipps für die nächsten Projekte können da nicht schaden.

In den wenigsten Fällen werden Filme tatsächlich nach Storyboards gedreht. Das ist, wenn nicht präzise Compositing-Umsetzungen notwendig sind, eher selten der Fall. Doch Storyboards dienen häufig anderen Zwecken, sie sollen eine Idee von dem zu erwartenden Film vermitteln und vielleicht auch dabei helfen, diesen zu finanzieren. Deshalb werden sie häufig gar nicht funktional, sondern vor allem ästhetisch und künstlerisch überzeugend erstellt, um den Anspruch eines Filmes hervor zu heben.

Storyboards werden durch die Einzeichnung des Frames (Bildrahmens) im jeweiligen Aufnahmeformat gekennzeichnet und enthalten oft auch Einzeichnungen, welche Kamerabewegungen simulieren, Schnitte oder andere Übergänge zur nächsten Einstellung andeuten sollen. Erfahrene Storyboarder versuchen auch Brennweiten (Tele, Normal, Weitwinkel) sowie Lichtstimmungen in ihren Zeichnungen anzudeuten.

Während früher Storyboards im wahrsten Sinne des Wortes zu Papier gebracht wurden, also mit der Hand gezeichnet wurden, entstehen viele Storyboards heute mit einem Grafiktablet. Die digitale Variante kann dank unzähliger Stiftvarianten der Grafikprogramme ebenfalls sehr artifiziell aussehen und kann vor allem besser editiert und optimiert werden. Wenn auf Papier gezeichnet wird, muss man bei Fehlern oft neu beginnen, zu zeichnen.

Um auf diese Weise gute Storyboards herzustellen, sind nicht nur künstlerische Fähigkeiten gefragt, sondern vor allem auch ein Grundlagenwissen um die Filmsprache und visuelle Gestaltung.

 

Kostenpflichtige Storyboard-Software

Um auch Menschen, die keine begnadeten Zeichner sind, zu ansehnlichen Storyboards zu verhelfen, gibt es zahllose Programme, die mit vorgefertigten visuellen Bausteinen die Arbeit erleichtern. Allerdings sind die wenigsten dieser Programme wirklich gut und einige lassen sich ihre Fähigkeiten auch fürstlich honorieren.

Eher für Grafiker, die viele vorgefertigte Elemente wie Frames, Pfeile, Richtungselemente etc. nutzen wollen, aber eben auch selbst zeichnen können ist "Storyboard Pro", welches ähnlich wie gängige Grafikprogramme mit mehreren Ebenen arbeiten kann. Das kostenpflichtige (1100,- € einmalig oder 500,- € monatlich) Programm erlaubt es aber zusätzlich, aus den gezeichneten Skizzen auch gleich Animatics mit Tonspur zu erstellen. (https://www.toonboom.com/products/storyboardpro) In dieser Preiskategorie ist es eher für professionelle Storyboardzeichner geeignet.

Wer von der künstlerische Anmutung weg möchte und eher 3D Bilder a la Sims zum prävisualisieren möchte, kann zum Beispiel auf Frame Forge zurückgreifen. Hier sehen die einzelnen Bilder eher wie Computerspiele der Jahrtausendwende aus, man hat ein wenig das Gefühl, dass die Engine länger nicht weiterentwickelt wurde. Für ein vollwertiges Softwarepaket werden 350,-€ verlangt. (https://www.frameforge.com/collections/software)

In eine ähnliche Richtung, aber etwas aktueller in der Anmutung ist iClone, welches ebenfalls mit vorgefertigten Bausteinen und Animationssequenzen arbeitet. Die verschiedenen Versionen kosten zwischen 200,- und 700,- USD. (https://www.reallusion.com/iclone/previz/)

Für mobile Geräte, zum Arbeiten unterwegs, wird Shot Pro angeboten, welches in den verschiedenen App-Stores verfügbar ist und ca. 40,- € kostet. (https://www.shotprofessional.com/)

Die Reihe der angebotenen Programme ist schier unendlich, man muss sich sehr genau überlegen, ob man sowohl die visuelle Anmutung eines Games (Videospiels) oder teilweise unzeitgemäßer 3D Animation mag und auch die Kosten dafür aufbringen möchte. Denn es gibt Alternativen.

 

Kostenlose Software

Es muss gar nicht immer Geld kosten, mit hochwertigen Programmen zu arbeiten. Eines der besten und spannendsten Tools ist das Programm "Storyboarder", welches Open Source und kostenlos ist. Hier der Link zum Download: https://wonderunit.com/storyboarder/

Mehr zum Thema gibt es auch in unserem Storyboard-Artikel 

 

Mood-Boards

Beispiel eines Mood Boards

So kommen Storyboards oder andere Prävisualisierungen (engl. previz) wie Moodboards (was so viel wie "Stimmungs-Tafel" bedeutet) zum Einsatz. Sie dienen der vorherigen Präsentation von Stimmungen, Stilen, der visuellen Atmosphäre.

Dazu kombiniert man Textbeschreibungen etwa zu Filmfiguren, deren Kleidung oder Örtlichkeiten, wie die Wohnungen oder Zimmer der Filmfiguren mit Fotos, Zeichnungen, Farbtabellen etc. Da können auch einzelne Kleidungsstücke, Schuhe, Möbel, Zubehör, Stoffmuster, eben all die Dinge, die einem zu einer bestimmten Person im Film einfallen, zum Text hinzugefügt werden.

Das darf ruhig auch ein wenig roh aussehen, Mood-Boards, welche den künstlerischen Prozess noch erkennen lassen, sind besonders attraktiv.

Wenn man das Mood Board nicht veröffentlichen will, kann man auch Bilder aus Zeitschriften ausschneiden oder im Web gefundene Bilder einmontieren (Copyright beachten). Selbst Kugelschreiberzeichnungen oder Buntstiftskizzen können so einem Mood-Board einen besonderen Anstrich geben.

Es kommt übrigens immer gut, wenn man in einem solchen Mood-Board auch Entwicklungen innerhalb einer Filmfigur etwa durch eine geänderte Farbpalette in den Kostümen andeutet. Der Fantasie sind hier grundsätzlich keine Grenzen gesetzt.

 

Einsatzmöglichkeiten

Die Begrifflichkeiten für die visuelle Präsentation von Filmen oder Szenen vor ihrer Herstellung sind vielfältig, Pre-Vis, Previs oder Prävisualisierung, sind nur ein paar Beispiele, sie meinen aber zumeist das Selbe. In Zusammenhang mit Zeichentrickfilmen etwa hat sich auch der Begriff Concept Art, später bei Science Fiction Filmen auch Concept Painting, ausgeprägt.

In solchen Prävisualisierungen versucht man, die Kadrage (Bildausschnitt), die Schärfentiefe, die Kameraposition, die Objekte und handelnden Figuren, das Timing, den Schnitt und je nach Aufwand auch Musik, Atmos und Dialoge einzuarbeiten. Wenn sie hochwertig hergestellt sind, können sie mithelfen, etwa bei Pitches, die potentiellen Kunden bzw. Auftraggeber oder Finanziers zu überzeugen.

Eine weitere Aufgabe von Prä-Visualisierungen ist es, die Vision Einzelner einem ganzen Filmteam, Schauspieler-inne-n und anderen am Projekt Beteiligten, zu vermitteln. Insbesondere, wenn Visual Effects (Im Computer generierte Tricks wie Compositing) zum Einsatz kommen, unterstützen solche Simulationen die Vorstellung vom späteren Film erheblich. Das kann ein Filmteam stärken, weil alle die gleiche Vorstellung vom späteren Film kennen und im Idealfall auch teilen.

 

Während in Europa Prävisualisierungen manchmal von freien Grafiker-inne-n, häufig von VFX (Visual Effects) Firmen mit erstellt werden, hat sich in den USA ein ganz eigenes Berufsfeld mit vielen Firmen ausgebildet, welche Previz herstellen.

Wenn man Figuren und Räume aus der Fantasie schlecht zeichnen kann, hilft es beispielsweise, mit realen Personen Situationen nachzustellen, die man gerne visualisieren möchte und diese zu fotografieren. Anschließend kann man die Fotos in einem Grafikprogramm öffnen, eine neue Bildebene öffnen und dann die Konturen der Figuren nachzeichnen. Dabei sollte man bei der Stiftauswahl darauf achten, dass die Linien etwas ausgefranst aussehen, dann wirken die so entstehenden Zeichnungen etwas grafischer. Anschließend muss man eine weitere Ebene hinzufügen, die man mit der Füllfarbe Weiß anlegt und diese unterhalb der Ebene mit der Zeichnung verschieben. Und schon ist die Zeichnung auf weißem Untergrund zu sehen.

Dann den Frame entsprechend dem gewünschten Aufnahmeformat (z.B. 16:9) einzeichnen und ggf. Pfeile für Kamerabewegungen hinzufügen.

 

 

Animatics

Insbesondere bei Animationsprojekten können auch so genannte Animatics aus Storyboardzeichnungen erstellt werden. Dabei handelt es sich um abgefilmte Storyboards, denen man Töne, Musik und Sprache hinzufügen kann und so eine noch plastischere Vorstellung vom zu erwartenden Film anzubieten. Im Grunde genommen sind sie so etwas wie eine Diashow ohne Projektor.

Animatics bieten den Vorteil, dass man durch die Länge, in der die einzelnen Zeichnungen, welche Abläufe oder Szenen repräsentieren, sowie die Stimmen, das Sounddesign und die Musik bereits gut testen kann, ob das angestrebte Timing auch funktioniert. Zudem erkennt man recht schnell, welche Einstellungen wirklich benötigt werden und welche verzichtbar sind. Sie helfen, die Wirkung des Filmes lange vor dessen Herstellung, zu testen. Dies kann letztlich dazu beitragen, Filme besser zu machen und auch unnötige Aufnahmen oder Drehtage zu vermeiden.

Die Ausführung solcher anmierter Storyboards kann von sehr simpel bis zu hochkomplex ausfallen, je nach Notwendigkeiten. Dabei müssen es nicht immer zwingend Zeichnungen sein. Manchmal werden auch Aufnahmen in Modellbauten mit Figuren verwendet um Animatics zu erstellen. Alternativ kann auch on location mit Stand-Ins (Personen, welche die Szenen simulieren, die später von Schauspieler-innen gespielt werden sollen) statt der Schauspieler fotografiert oder gefilmt werden. Auch recht simple 3D Animationen kommen hier zur Anwendung.

 

Qual der Wahl

Für welche Variante man sich entscheidet oder ob man überhaupt den Aufwand treiben möchte, hängt sehr von dem verfügbaren Budget, der Komplexität etwaiger SFX Szenen und der eigenen Arbeitszeit ab. Prävisualisierungen können helfen, im Vorfeld über die Vision die man hat, zu sprechen oder auch Filme zu finanzieren. Doch um die Wahrheit zu sagen, die allermeisten Filme entstehen ohne Storyboards und 3 D Grafiken oder Animationen. Sie alle sind Möglichkeiten, sind "nice to have" doch längst nicht für jeden Film zwingend erforderlich.

 

Mehr dazu auch in unserem Storyboard-Artikel

 

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