Die Kunst des Szenenbildes
Set-Design – auch Ausstattung oder Filmarchitektur oder Szenenbild genannt – ist eine hohe Kunst. Sie erfordert höchste gestalterische Qualitäten und tiefes Basiswissen um Geschichte, Kunst und Architektur. Zudem ist handwerkliches Geschick eine wichtige Qualität.
Obschon es viele gibt, die sich mit einer dieser Berufsbezeichnungen schmücken, gibt es gar nicht so viele, die wirklich herausragende Fähigkeiten besitzen. Es ist ähnlich wie mit anderen künstlerischen Berufen: Sie sind nicht geschützt, jeder kann sich Ausstatter nennen und die tatsächliche Qualität der Arbeit fällt auf diese Weise sehr unterschiedlich aus. Diejenigen aber, die ihr Handwerk beherrschen, tragen entscheidend zum Gelingen eines Filmes bei.
Sie bewegen sich sicher in der Kulturgeschichte, Architektur, Farblehre und Stilkunde. Sie beherrschen unter anderem die Kunst, Dinge künstlich altern zu lassen, um Räume und ihr Interieur realistisch bewohnt aussehen zu lassen, ihnen die nötige Patina zu verleihen. Sie sind in der Lage, dem Budget angemessen, den gewünschten Look eines Filmes mitzugestalten und zu unterstützen.
Vorher und nachher Der Szenenbildner erweckt ein Bild zum Leben. |
Es gibt wahre Künstler, Zauberer, die es schaffen, aus den Drehorten und deren gezielter Veränderung Stimmung und Glaubwürdigkeit herzustellen. Die wissen, wie und woher man günstig die optimalen Materialien und Möbel bezieht. Aber sie sind selten.
links: Café der einsamen Herzen (im Stil der 60 er) in „Liebe, Leben, Tod“
rechts: Schlafzimmer Pauls mit den bemalten Wänden der afrikanischen Vormieter |
Beginnen wir mit einem scheinbar einfachen Bereich:
Die Hintergründe
Immer wieder wird die Bedeutung der Hintergründe in der Set-Dekoration oder am Originalschauplatz unterschätzt. Besonders bei uns in Deutschland hält die Raumgestaltung so manche Fallen bereit, die auf das spätere Ergebnis im Bild größten Einfluss haben. Weiße Rauhfaser-Wände etwa machen es extrem schwer, atmosphärische Abendstimmungen herzustellen.
Oder denken Sie nur an die Unsitte, mit Holz-Panelen ganze Wände und Zimmerdecken auszukleiden. Ihr Auge ist vielleicht noch bereit, über diese Dinge hinwegzusehen, aber auf dem Bildschirm oder schlimmer noch auf der Leinwand, wird den davor agierenden Personen regelrecht Gewalt angetan. Man kann das nur in gewissen Grenzen bekämpfen (Kamera), indem man versucht, diesen Holz-Hintergrund im Schatten versinken zu lassen und die Personen mit sehr viel Licht davon herauszumodellieren. Aber besser wäre es, diese Motive gänzlich zu meiden.
Weitere Gefahren können sein (vor allem bei Video): Jalousien, Bücherwände und Rollos. Das kann ganz schnell Unruhe verbreiten und wie ein Testbild aussehen.
Studio
Oft sind Originalmotive zu klein, um atmosphärisch dichte Bilder herzustellen. Folge: Kurze Brennweiten müssen verwendet werden, um räumlich den gewünschten Ausschnitt zu erhalten. Die Kamera steht meistens in der Tür oder im Fenster. Im Studio ist es einfacher. Da gibt es „Sprungwände“ (Wände des künstlich aufgebauten Raumes, die sich einfach fortstellen lassen, und der Kamera einen genügend großen Abstand erlauben.)
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