Ohne geht's nicht
Wer in der Anfangszeit mit DV arbeitete, kam ohne sie nicht aus. Die Schnittstelle zur Übertragung digitaler Informationen in beiden Richtungen (Eingang und Ausgang), mit deren Hilfe Camcorder untereinander oder mit Computern, Digital-/Analog-Wandlern etc. verbunden werden können. Eigentlich wurde die Schnittstelle für den Datentransfer zwischen Computern (Netzwerk) entwickelt. Doch in Ermangelung anderer schneller Protokolle wurde sie kurzerhand auch für frühe digitale Videokameras eingesetzt.
Geschichtsforschung
Die Entwickler dieser Schnittstelle hatten sie IEEE 1394 getauft, eine Bezeichnung, die zumindest bei den Filmern rasch durch den Begriff Firewire ersetzt wurde. Bereits 1987 hat Apple diese Schnittstelle im Nubus-Computer eingesetzt, aber erst 1995 hat die neugegründete 1394 Trade Organisation diese anerkannt. Allerdings galt zu dieser Zeit die Schnittstelle (im Vergleich zu der Computerleistung) als zu schnell und zu teuer. Man wusste nicht so richtig, was man mit einem so schnellen Bus anfangen sollte.
Es lag in der Luft, dass diese leistungsfähige Schnittstelle auch zur Übertragung digitaler Bild- und Toninformationen in einen Computer verwendet werden würde. So tauchte dieser winzige Stecker erstmals 1995 in einer Videokamera von Sony als i-link auf. Und plötzlich war die Killer-Applikation für die Schnittstelle gefunden. Allerdings verwendete Sony statt der ursprünglich sechs Kabel nur vier, um einen kleineren Stecker realisieren zu können. Wichtigster Vorteil: Bild und Ton konnten in Echtzeit digital übertragen werden.
Verbindungen
Wie bei den meisten aktuellen Netzwerken arbeitet auch Firewire mit zwei paarverseilten Kabeln (Twisted Pair), sowie zwei Spannungsleitungen und Abschirmung. Die maximale Kabellänge (ohne Zwischenverstärkung per Repeater) liegt bei 4,5 Metern. Ein besonderer Vorteil von Firewire ist, dass keine Abschlusswiderstände erforderlich sind, und dass man dünne, biegsame Kabel verwenden kann. Und was in einer Welt der konkurrierenden Industriegiganten besonders wichtig ist: 60 verschiedene Firmen haben diesen Standard anerkannt und verwenden ihn gemeinsam.
Die Geschwindigkeit der Datenübertragung kann seriell 100, 200 oder 400 MBit pro Sekunde betragen und die Entwickler arbeiten bereits an IEEE 1394b, welches bis 1.000 MBit/s leisten soll. Über Glasfaser sollen auch 1.600, 3.200 und mehr MBits/s möglich werden. Man findet die Schnittstelle neben den erwähnten DV-Kameras und Computern auch bei DVD-Laufwerken, Brennern, Streamern und Scannern. Die Normierungskommission denkt aber nicht nur an Videokameras und Computer. Auch Videogeräte, Fernseher, Kühlschränke und andere Haushaltsgeräte sollen künftig über diese Schnittstelle an zentrale Haushaltsrechner angeschlossen werden.
Kabellänge
Die Camcorder liefern meistens eine Datenrate von 100 MBit/s, die Schnittstelle bietet also einige Reserven. Wegen der vergleichsweise geringen Datenmenge ist es, auch wenn die Hersteller das Gegenteil behaupten, durchaus möglich, Kabelverbindungen über 4,5 Meter zu realisieren. Es sollen schon Datenverbindungen über 20 Meter Länge, mit dickerem Kabelquerschnitt auch darüber, problemlos verwirklicht worden sein. Bedauerlicherweise begrenzen die von den Herstellern angebotenen fertig konfektionierten Kabel die Möglichkeiten sehr rigide.
4-Pol- oder 6-Pol-Firewire
Das Standard-Firewire-Kabel besteht aus sechs Leitern. Zwei mal zwei Kabeladern werden verwendet, um Daten zu senden. Damit sind im Videobereich zum Beispiel Bild- und Toninformationen, aber auch Fernsteuer-Signale gemeint. Zwei weitere Kabeladern sind für Stromversorgung gedacht (8 bis 40 Volt bei Maximal 1,5 A). Die DV-Kameras übertragen lediglich Daten, ihre Stromversorgung wird vom Akku oder Netzgerät übernommen. Deshalb kann man die zwei Adern der IEEE 1394, die für die Spannungsversorgung gedacht sind, weglassen. Will man eine DV an einen Computer anschließen, benötigt man meistens ein Adapterkabel, da die Computer die 6-Poligen Steckbuchsen haben.
Der Selbstbau von Kabeln ist theoretisch möglich, allerdings nicht ganz preiswert. Die Stecker (z. B. Typ AMP 787...) kosten ca. 7 bis 10 Euro und auch die hochwertigen Kabel haben ihren Preis. Zudem benötigt man für die Montage eine spezielle Crimpzange (ab 70 Euro) sowie ein Anlegewerkzeug. Wer ein ganzes Firewire-Netzwerk aufbauen möchte, für den rechnet sich die Investition, geht es aber nur um das eine Kabel zwischen Camcorder und Computer, ergibt es weniger Sinn.