Nicht jeder hat sich ausführlichst mit den technischen und gestalterischen Gegebenheiten bei Videoaufnahmen auseinandergesetzt, ist Mediengestalter oder hat Film studiert. Die folgenden Tipps helfen, notfalls mit der vielleicht sogar frisch aus dem Geschenkkarton ausgepackten Kamera ansehnliche Aufnahmen zu machen.
Kamera
1. Kamera ruhig und gerade halten, Bildstabilisator bei Handkamera einschalten (bei Stativaufnahmen ausschalten). Ruhiger werden die Aufnahmen vom Stativ aus. Vorsicht: Fotostative taugen nichts zum Schwenken.
2. Falls die Kamera es nicht automatisch tut, vor Aufnahmebeginn einen Weissabgleich durchführen. Mit einem weißen Blatt Papier am Aufnahmeort, welches man formatfüllend im Sucher erfasst, kann die Kamera die Lichtsorte erkennen und unangenehme Farbstiche vermeiden.
3. Die Aufnahmen nicht zu kurz machen. Jede Aufnahme sollte mindestens 10 Sekunden lang sein, besser länger. Will man später mit einem Schnittprogramm Timecode-genau schneiden, ist es besonders wichtig, dass die Kamera noch etwas Vorlauf (ca 5 Sek.) hat.
4. Die Zoomtaste am Besten nur zum Verändern der Größe für die nächste Aufnahme betätigen, also nicht wenn die Kamera gerade aufnimmt. (Pause) Möchte man trotzdem während der Aufnahme zoomen, so sollte man eine langsame Geschwindigkeit wählen. Nicht gleichzeitig zoomen und schwenken.
Schwenks
5. Schwenks: Für das Schwenken immer eine bequeme Position aussuchen, also so stehen, dass sie in keiner der beabsichtigten Schwenkphasen das Gleichgewicht verlieren. Vor Beginn und nach Ende jedes Schwenks sollte es möglichst einen ruhigen Stand geben, mindestens 6 Sekunden unbewegte Kamera.
6. Schwenks, die durch Bewegungen (von Personen oder Tieren) motiviert sind, etwa wenn man mit der Kamera eine Person die durch den Raum geht, mit schwenkt wirken natürlicher, die Schwenkgeschwindigkeit orientiert sich dann an der Person.
7. Soll der Schwenk zwei verschiedene Motive miteinander verbinden, dann langsam und mit gleichmäßiger Geschwindigkeit schwenken. Bei Erreichen der gewünschten Endposition, die Schwenkbewegung sanft abbremsen.
8. Man sollte nicht ständig schwenken. Wenn der Bereich zwischen Anfang und Ende zweier Positionen uninteressant ist, macht es Sinn, statt dessen mehrere einzelne Aufnahmen zu machen.
Bildausschnitt
9. Die Höhe der Kamera sollte möglichst etwa die Augenhöhe der aufgenommenen Person sein. Für Kinderaufnahmen in die Hocke gehen.
10. Bild so aufteilen, dass stets auf der Seite, zu der eine Person spricht, schaut oder geht, mehr freier Bildraum vorhanden ist, als hinter der Person. Die Köpfe der Personen sollten den Rand des Kamerasuchers nicht berühren, etwas (nicht zuviel) Luft über den Köpfen lassen.
11. So filmen, als wäre man ein Besucher, der zum ersten Mal die Räume und die Menschen sieht: Wo befinde ich mich, wen sehe ich alles, was machen die Einzelnen? Zeigen, wer etwas tut und wie es gemacht wird.
12. Die Örtlichkeit wie ein Theater begreifen, die Kamera sollte möglichst immer auf der Seite des Zuschauerraums bleiben, und soll dort ruhig auch den Platz wechseln. Filmt man jedoch plötzlich aus Richtung der Bühne, kann es zu Fehlern in der Bildlogik kommen (Achsensprung).
Auflösung, Dramaturgie
13. Versuchen, kleine Geschichten zu erzählen. Z.B.: Die Vorbereitungen in der Küche. Die Kinder warten ungeduldig im Nebenzimmer, während die Erwachsenen Geschenke unter den Weihnachtsbaum legen, die neugierigen Gesichter der Kinder, wenn sie hereinkommen dürfen, Weihnachtslieder singen, das Auspacken, die strahlenden Gesichter, das Erproben der Geschenke.
14. Dauern die Abläufe lange, oder man will die Aufnahmen später zusammen schneiden, so wählt man mehrere unterschiedliche Größen. Man zeigt den Anfang der Handlung aus größerem Abstand, etwa als Amerikanische (ab den Knien aufwärts) dann das Gesicht der Person als Nahe (ab Brustkorb aufwärts) und das Ende der Handlung als Halbnahe (Aufnahme von der Hüfte an Aufwärts).
15. Für jede aufeinander folgende Aufnahme des gleichen Motivs, sollte man nicht nur die Größe (s.o.) sondern auch den Aufnahmestandpunkt leicht verändern, das heißt wenigstens einen Schritt seitlich machen und von dort aus weiter filmen. Die leichte Veränderung des Aufnahmewinkels hilft später beim Schneiden der Aufnahmen.
Licht
16. Wenn sie im dunklen Raum mit Tannenbaum drehen: Mindestens eine Lampe (Tischlampe, Stehlampe) sollte aus Richtung der Kamera in etwa 45 Grad Winkel kommen. Personen sollten nicht direkt unter Deckenleuchten stehen, das erzeugt Augenringe.
17. Falls das Zimmerlicht unvorteilhaft ist: Schönes weiches Licht zum Drehen liefern einfache chinesische Laternen, jene Papierlampenschirme mit einer 80 W Halogen, LED (ca 13 Watt) oder falls noch vorhanden, einer 100 W Glühbirne darin.
18. Laufende Fernseher oder Computerbildschirme vermeiden, Geräte besser abschalten.
19. Bewegungen von Personen sollten sich immer innerhalb des Bildes abspielen, wenn man jemand aus dem Bild verliert, dann sollte man ihn nicht wieder zurück schwenkend einholen. Dann lieber etwas vor die Person / das Fahrzeug, die Brennweite verändern und die Person wieder neu ins Bild hineinkommen lassen.
Mit diesen simplen Regeln kann nicht mehr viel schiefgehen beim Weihnachtsvideo. Und nicht vergessen, die Kamera auch mal wegzulegen und einfach nur die Stimmung und die Nähe der Anderen genießen.