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Farbkorrektur

Wenn ein Film fertig geschnitten ist, wird er möglichst sorgfältig farbkorrigiert.

 

Primäre Farbkorrektur

Farbkorrektur ist in manchen Bereichen relativ objektiv, in anderen Bereichen absolut subjektiv. Welche Einstellungen sind für die individuellen Bilder die Besten? Welche Rolle spielt, wo das Endprodukt zu sehen sein wird? Leinwand, Flatscreen, Handy oder was auch immer? Und welche Rolle spielen inhaltliche Aspekte, wie wichtig sind Kultur, Modetrends oder individueller Geschmack?

Aufnahmen, die wir auf Film oder Video oft an ganz verschiedenen Zeiten, Tagen, ja, Jahreszeiten drehen, sind oft sehr unterschiedlich von der Farbstellung, Helligkeit und Kontrast her und müssen aneinander angeglichen werden. So wird einerseits die notwendige visuelle Kontinuität erreicht, eine möglichst passende Bandbreite an Farben und Kontrast herausgearbeitet und zugleich auch der gewünschte Look für den Film gestaltet. Das kann bis zur durchkonzipierten Farbdramaturgie gehen.

Aber auch die Korrektur unzureichend ausgeleuchteter Aufnahmen oder fehlerhafter Weißabgleich kann auf diese Weise vorgenommen werden. Dies geschieht ebenfalls in der Farbkorrektur. Dabei unterscheiden wir zwischen der primären und der sekundären Farbkorrektur. Die primäre Farbkorrektur bezieht sich auf das gesamte Bild und erlaubt, die Grundfarben der additiven Farbmischung, Rot, Grün und Blau, zu beeinflussen. Sie erlaubt zudem die Kontrolle über Luminanzwerte, zumeist getrennt für Gain, Gamma und Blacklevel.

Die Einstellmöglichkeiten nützen aber nur so viel, wie das Wiedergabemedium hergibt. Die Darstellung von Farben und Helligkeitswerten etwa innerhalb der Fernsehnormen ist recht begrenzt. Messinstrumente, sei es als Einzelgerät (Stand-Alone) oder als Software-Visualisierung, helfen, hier die technischen Möglichkeiten auszureizen.

 

Referenzbildschirm

Referenzbildschirm

Mit der Pipette kann man im linken, unbearbeiteten Bild auswählen, was eigentlich als Weiß, und was als Schwarz definiert sein soll und die Farbkorrektur verändert danach den Gain und den Schwarzwert.

 

What You see is what you get. So ziemlich jeder Computermonitor oder Fernseher hat irgendwelche individuellen Farbeinstellungen. Und die ändern sich auch gerne nochmal, wenn das Gerät warmgelaufen ist. Damit fehlt einem jedwede Referenz, beurteilen zu können, wie die Farben des Materials tatsächlich sind. Deshalb ist ein kalibrierter Bildschirm wichtig - , weil dieser den gewünschten Farbraum komplett darstellen kann. Farbräume beschreiben den Bereich an für das menschliche Auge sichtbaren Farben, die ein System abbilden kann. Bislang sind diese Farbräume stets kleiner, als das, was wir Menschen an Farben differenzieren können.

Heute sind sogenannte LED-Backlight-Flachbildschirme, die ebenfalls einen großen Farbraum abbilden können, der Standard. Wenn die kalibriert sind, kann man auch damit farbkorrigieren. Einige Hersteller (Eizo, LG, Canon etc.) bieten hardwarekalibrierte Bildschirme an, die speziell für die Farbkorrektur optimiert sind, häufig allerdings zu stolzen Preisen. Teuer ist dabei vor allem die manuelle Justage im Werk.

 

Vorgehensweise

Wer die vielfältigen Möglichkeiten einer professionellen Farbkorrektur zum ersten Mal zu sehen bekommt, kann sich schnell überfordert fühlen und begreift, weshalb es einen eigenen Berufsstand gibt für diese Aufgabe. Es ist sinnvoll, bei der Farbkorrektur bestimmte Arbeitsschritte in der richtigen Reihenfolge abzuarbeiten. Das erleichtert ungemein den professionellen Umgang mit den Werkzeugen.

 

Belichtungskorrektur per Halbautomatik

Korrektur

Einstellungen mit unterschiedlichen Lichtstimmungen, links das Original, werden im rechten Bildteil angepasst, damit sie im Film nahtlos zusammenpassen.

 

Zunächst sollte man die Helligkeit der Aufnahme in Angriff nehmen. Unterbelichtete Aufnahmen müssen aufgehellt, überbelichtete abgedunkelt werden. Diese Korrekturen werden vor allem über den Kontrast gesteuert, hier lässt sich die Helligkeit steuern. Die meisten Korrekturprogramme benötigen für diesen Vorgang etwas Hilfe. Mittels mehrerer Pipetten wählt man, je nach Programm (Drei-, Zwei- oder nur Ein-Punkt-Korrektur) in der Aufnahme ein Schwarz, ein Grau und ein Weiß aus, falls das Bild sehr farbstichig ist - eben die Punkte, von denen man möchte, dass sie später als Schwarz, Grau und Weiß dargestellt werden. Es versteht sich von selbst, dass drei Messpunkte besser sind als nur einer. Wenn nur einer zur Verfügung steht (bei einfacheren Programmen durchaus anzutreffen), sollte man einen mittleren Grauton im Motiv auswählen.

In den professionellen Farbkorrekturprogrammen stehen für die Regelung eine Vielzahl von Reglern zur Verfügung und insbesondere Rot, Grün und Blau gleich mehrmals. Dafür muss man sich vor Augen halten, dass ja die Intensität der einzelnen Farbauszüge in ihrer Summe auch über die Helligkeit bzw. Dunkelheit des jeweiligen Bildpunktes oder Bereiches entscheiden. Konkret werden in den Korrekturprogrammen häufig die verschiedenen Helligkeitsbereiche, also Spitzen, Mittelwerte oder Schwärzen in unterschiedliche Bereiche mit jeweils drei Reglern (RGB) aufgeteilt. Der Gain-Bereich berührt vor allem die hellen Bereiche, bis dort, wo es sich der Überbelichtung nähert. Der Gamma-Bereich spricht die mittleren Helligkeitsbereiche an und Blacklevel, wie der Name schon andeutet, eher den Schattenbereich und das Schwarz. Leider genügt es nicht, einfach nach Geschmack mit den Reglern herumzuprobieren, man sollte auf jeden Fall berücksichtigen, dass nicht alle Einstellungen auch auf jedem Bildschirm wiedergegeben werden können. Hier kommt ein wenig Messtechnik ins Spiel…

 

Falscher Weißabgleich

Farbstiche, ausgelöst durch fehlenden oder falschen Weißabgleich, kann man mit der Grauwertkorrektur revidieren.

 

Anpassung

Die bereits erwähnte Anpassung einzelner Einstellungen zueinander übernehmen Farbabstimmungstools. Diese dienen dem Vergleich und der Anpassung zweier Einstellungen zueinander. Vorab muss man sich entscheiden, welche Kurven oder mathematischen Formeln hier zur Anwendung kommen sollen: RGB, HLS oder Gradationskurven. Die Entscheidung kann einem niemand abnehmen, testen ist da der ideale Weg. Auch diese arbeiten mit Pipetten, allerdings mit jeweils zwei für jeden Wert, den man angleichen will. Der eine Wert ist immer die Vorlage, die Quelle, also der Wert, der einem zusagt und an den man die andere Einstellung angleichen möchte, und der zweite Wert definiert das Ziel, also den Bildteil, der entsprechend verändert werden soll. Hat man etwa mehrere Naturaufnahmen, so kann man in der einen als Quelle mit einer Pipette eine optimal korrigierte Rasenfläche in der einen Einstellung auswählen und in der anderen Einstellung mit der Zielpipette ebenfalls eine Rasenfläche auswählen, die aber vielleicht zu hell oder zu dunkel ist, und dieser die gleiche Wertigkeit zuweisen wie in dem Quellbild.

 

Sekundäre (=selektive) Farbkorrektur

Professionelle Farbkorrektursysteme erlauben auch eine sekundäre Farbkorrektur, bei der auch die Mischfarben Gelb, Cyan und Magenta beeinflusst werden können. Hier ist es zudem möglich, Teile des Bildes herauszugreifen (etwa mit der Pipette einen Farbwert auswählen) und diese unabhängig von den restlichen Bildanteilen zu korrigieren. Leistungsstarke Software in diesem Bereich wird langsam bezahlbar - sehr zum Leidwesen der bisherigen Platzhirschen auf diesem Gebiet. "FinalCut Pro Studio 2" etwa beinhaltet die Farbkorrektur "Color", ein vollwertiges Programm auf hohem professionellem Standard, mit Möglichkeiten, die zuvor nur mit höheren Investitionssummen überhaupt realisierbar waren.

 

Grenzwerte

Farbkorrektur

Messanzeigen, wie sie die Farbkorrektur von FinalCut bereitstellt

Vectorskop oder ein Waveform-Monitor schaffen klare Aussagen, ob die Farben noch im darstellbaren Bereich liegen. Gemeint sind 75 % Farbe, also dass kein Farbanteil über die 75%-Einzeichnungen am Vektorskop hinaus geht. Inzwischen braucht man nicht unbedingt reale Stand-Alone-Geräte, die professionellen Programme bieten auch sehr gute Software-Messgeräte zur Kontrolle der technischen Parameter.

Auf dem Waveform-Monitor wird die Helligkeitsverteilung über eine ganze Bildzeile oder das Bild hinweg dargestellt, hier kann man auf einer Skala die Werte ablesen, die evtl. über der Norm liegen. Zur Farbverteilung liefert der Waveform-Monitor keine Informationen, da ist das Vektorskop aussagekräftiger. Ist dies der Fall, sprechen die Fernsehtechniker von "illegalen Farben" und lassen eine Produktion auch schon mal durch die sogenannte technische Abnahme sausen. Eine andere Angabe für die Grenzwerte ist IRE. Interessanterweise gerät man vor allem bei den Farben Gelb und Cyan recht schnell an die Grenzwerte heran. Für die hellsten Punkte im Bild wurden 120 IRE, für die dunkelsten je nach Fernsehanstalt -20 bis -30 IRE festgelegt. Diverse Programme besitzen automatische Videobegrenzer, also Limiter, bei denen man die Grenzwerte festlegen kann. Die Helligkeit (Luminanz) sollte dort auf maximal 120 IRE eingestellt werden und die Chrominanz auf etwas weniger, so ca. 110 IRE.

 

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