Billag meint das Unternehmen, welches in der Schweiz die Rundfunkgebühren einsammelt und ist die Abkürzung für ein Fantasiewort welches sich aus dem englischen "Bill" (Rechnung) und "Aktiengesellschaft" zusammensetzt.
Das ist ähnlich kreativ-genial wie bei der deutschen Gebühreneinzugszentrale die Benennung "Beitragsservice". Man möchte gar nicht wissen, welche Werbestrategen für derartige Schöpfungen Millionen kassiert haben... ups, da sind wir gerade selbst in ein populistisches Fettnäpfchen geraten.
Nun wurde in den vergangenen Monaten sehr populistisch unter dem Motto "No Billag" darauf eingestimmt, gegen diese Gebühren zu sein, schließlich könne man sich von dem Geld ja auch etwas anderes leisten. Weniger genau, so ist das nun mal bei populistischen Denkansätzen, wurde darüber nachgedacht, was ein Wegfall der Gebühren für Konsequenzen haben würde.
Die höchsten Gebühren
Am 4. März wurde in der Schweiz aus diesem Grunde darüber abgestimmt, ob künftig nur noch profitgetriebenes Privatfernsehen über die Bildschirme laufen soll. Dabei wurde auch immer wieder darauf hingewiesen, dass die Rundfunkgebühren in der Schweiz die höchsten in Europa seien. 451,10 Franken sind in der Tat recht viel, wenn man sie mit anderen Ländern vergleicht. Allerdings hinkt der Vergleich massiv, weil in der Schweiz viel höhere Löhne ausgezahlt werden und deshalb konsequenterweise (irgendwie müssen die höheren Löhne ja bezahlt werden) auch alles viel teurer ist.
Wer mal ein Restaurant in der Schweiz besucht, wird mit Schrecken feststellen, das man dort nahezu das Doppelte für sein Essen bezahlt, wie in anderen europäischen Ländern. Auf die Idee, aus diesem Grunde Restaurants in der Schweiz abzuschaffen, ist deshalb aber glücklicherweise noch niemand gekommen... ohje, da war es schon wieder dieses populistische Gen...
Glücklicherweise hat sich die überwältigende Mehrheit der Schweizer für den Beibehalt des bisherigen Systems ausgesprochen, ein deutliches Signal für ein unabhängiges Mediensystem.
Wer braucht schon Unabhängigkeit?
Im Gegensatz zu den Briten, die nur einmal in Jahrzehnten per Volksabtimmung ihren Brexit verursachen konnten, haben die Schweizer auf Grund ihrer demokratischen Verfassung regelmäßiger Gelegenheit, schwierige Situationen per Abstimmung herbeizuführen, oder aber wie in diesem Fall, erfolgreich abzubiegen.
Die Abstimmung über die Abschaffung der Rundfunkgebühren für die öffentlich rechtlichten SRG Sender hätte das Ende der freien und unabhängigen Fernseh,- und Radiokultur in der Schweiz bedeuten können. Während nämlich Privatsender nahezu ausnahmslos nur das senden, was Massengeschmack und Werbekunden bevorzugen, deckt das Programm des SRG eine breite Palette an kulturellen und journalistischen Inhalten ab.
Sicherlich kann man, wie auch in anderen Ländern über die Filme, Sendungen und Inhalte, die in den öffentlich rechtlichen Sendern programmiert werden, oder die genaue Verwendung der Gebühren, trefflich streiten, doch die grundsätzliche Notwendigkeit von nicht kommerziellen Sendern sollte eigentlich außer Frage stehen.
Ganz nebenbei produziert der SRG Radio und Fernsehen auch in Form von italienischen und französischen Programmen, was sehr wichtig ist in diesem mehrsprachigen Land.
Konsequenzen einer Abschaffung der Gebühren
Neben einem Verlust unabhängiger und kulturell breitgefächerter Programminhalte, hätte ein Ende des SRG übrigens auch Konsequenzen für die Nachbarländer gehabt. Der SRG ist nämlich auch am Kulturkanal 3-Sat sowie TV 5 (Frankreich, Belgien) beteiligt, macht Koproduktionen mit ARD und ZDF und liefert Tatort-Folgen.
Außerdem würde eine Abschaffung des unabhängigen Fernsehens und Rundfunks selbstverständlich die Damen und Herren anderer populistischer Parteien der Nachbarländer Deutschland und Österreich auf ähnlich abstruse Vorstöße bringen.
Da hätten wir gleich noch ein paar andere populistische Einsparvorschläge: Abschaltung der Straßenbeleuchtungen in der Nacht, Einsparung von Straßenreinigung sowie Pflege von Parks und Grünanlagen. Das sind nämlich auch Dinge, die alle in einem Staat bezahlen, wir vielleicht nur wenig nutzen und die aber dennoch unendlich wichtig sind für einen Staat, in dem nicht nur kommerzielle Gesichtspunkte zählen.