Zu den gerne verdrängten Wahrheiten rund um die digitale Bildaufzeichnung gehört es, dass gleichwertige analoge Aufzeichnungen weitaus weniger Informationen beinhalten mussten. Im Vergleich zu einem analogen SD Fersehsignal etwa, welches in 5MHz Bandbreite unterzubringen ist/war, benötigt das gleiche Signal digitalisiert 40 MHz Bandbreite.
Eingedampft
Ein unbearbeitetes HD Signal ist damit achtmal so groß. Erst durch die Datenreduktion und Kompressionen diverser Codecs wird das Digitale Signal dann (oft genug auch unter sichtbarem Qualitätsverlust) eingedampft und die Datenmenge reduziert.
Nun das was dann datenreduziert und optimiert übrig bleibt, ist auch noch eine ganze Menge und bei höheren Auflösungen (2K, 4K, 6K, 8K) und größerer Farbtiefe (4:2:2, 4:4:4) kommt da Einiges zusammen. Der Wunsch, RAW aufzuzeichnen, vergrößert die Datenmenge zusätzlich.
Ja und wenn es dann auch noch Virtual Reality in hoher Auflösung mit mehr als 5 Kameras sein soll, multiplizieren sich diese Datenmengen noch einmal. Da braucht es häufig eine externe "Rennmaschine", also einen extrem schnellen Computer mit schnellen Schnittstellen, um all diese Daten sicher abzuspeichern. Die Herausforderungen an die Speicher,- und Prozessorhersteller sind enorm.
Speicherstrategie für Dreharbeiten
Wer also ein Projekt plant, sollte dafür sowohl die direkten Aufnahmemedien, in der Regel Speicherkarten oder SSDs, sowie die Backupmedien (im Profibereich sollte 2X gesichert und die Medien wie Festplatten oder SSD an getrennten Orten aufbewahrt werden) den Speicherbedarf vorab kalkulieren, um nicht bei Dreh und Workflow unangenehme Überraschungen zu erleben.
Damit das etwas leichter fällt, haben wir hier gängige Parameter für verschiedene Kameras und Auflösungen zusammengestellt. Das kann natürlich nur ein Anhaltspunkt sein, sich ändernde Codecs, andere Bildfrequenzen etc. führen natürlich immer auch zu Veränderungen bei den Datenmengen.
Außerdem kann man natürlich höchst unterschiedliche Auflösungen an den Kameras einstellen. Hier haben wir vorzugsweise die jeweils höchsten Auflösungen zu Grunde gelegt.
Übersicht verschiedener Kameras
Die Zahlen sind alle minimal gerundet, doch im Endergebnis durchaus repräsentativ. Man kann zudem eine leichte Ahnung bekommen, wo man bei noch höheren Auflösungen und größerer Farbtiefe bzw. Dynamik (Blendenumfang) oder mehreren VR Kameras in einem Array landet. Insbesondere hohe Datenraten pro Sekunde zeigen auf, welche Schreibgeschwindigkeit die entsprechenden Speichermedien bereitstellen müssen. Achtung- nicht alle Angaben beziehen sich auf die gleiche Bildfrequenz bzw. Auflösung.
Kameratyp | Codec | Auflösung | Bildrate | pro Minute | pro Stunde | |||||
Blackmagic Cinema: | ProRes (HQ) | 1080p | 24 B/sec | 1.32 GB | 79 GB | |||||
Blackmagic Cinema: | RAW | 2.5K | 24 B/sec | 7.2 GB | 432 GB | |||||
Blackmagic Pocket: | ProRes (HQ) | 1080p | 24 B/sec | 1.32 GB | 79 GB | |||||
Blackmagic Pocket: | RAW | 1080p | 24 B/sec | 3 GB | 185 GB | |||||
Blackmagic 4K: | ProRes (HQ) | 4K UHD | 24 B/sec | 5.3 GB | 318 GB | |||||
Blackmagic 4K: | RAW | 4K UHD | 24 B/sec | 12 GB | 741 GB | |||||
Canon 5D MII: | H.264 | 1080p | 24 B/sec | 285MB | 17 GB | |||||
Canon 5D MIII: | H.264 ALL-I | 1080p | 24 B/sec | 682 MB | 40 GB | |||||
Canon 7D: | H.264 | 1080p | 24 B/sec | 360 MB | 21 GB | |||||
Canon EOS R6 | IPB | 4K | 50 B/sec | 1,7 GB | 103 GB | |||||
Canon EOS R6 | IPB | 1080p | 25 B/sec | 0,22 GB | 13,5 GB | |||||
GoPro Hero4 | Protune | 4K | 24 B/sec | 3,6 GB | 216 GB | |||||
Panasonic: | DVCPRO HD | 1080i | 25 B/sec | 705 MB | 41 GB | |||||
Panasonic GH4: | H.264 | 4K | 24 B/sec | 712 MB | 42 GB | |||||
Red One | Redcode 42 | 4K | 24 B/sec | 1,5 GB | 92 GB | |||||
Epic Dragon | Redcode 8:1 | 6K | 24 B/sec | 5,3 GB | 312 GB | |||||
Sony F55 | RAW | 4K | 24 B/sec | 8 GB | 480 GB | |||||
Sony PXW-FX9V | XAVC Intra | HD | 50 B/sec | 2,24 GB | 134 GB | |||||
Sony PXW-FX9V | XAVC Intra | 4K | 50 B/sec | 4,9 GB | 295 GB |
Bits und Bytes...
Häufig werden die Angaben durcheinander gebracht, Grund genug, das an dieser Stelle kurz zu erläutern: Megabytes bzw. Gigaybytes (MB / GB) sind die Angaben, welche verwendet werden, um die Größe einer Datei, also den Speicherbedarf zu beschreiben. Megabits (Mb/Sekunde) sind eine Angabe, welche die Bandbreite an Daten, die pro Sekunde übertragen oder gespeichert werden, beschreibt. Man verwendet sie um die Geschwindigkeit von Speicherkarten (Schreiben und Lesen), Netzwerkverbindungen, Internet etc. zu definieren.
Einen gewissen Zusammenhang gibt es dennoch, als Faustregel kann man sich grob merken, dass etwa acht übertragene Megabit ungefähr ein Megabyte Speicherplatz benötigen, wenn man sie aufzeichnen möchte. Also Megabits pro Sekunde geteilt durch 8 ergibt den Speicherbedarf in Megabyte pro Sekunde. Multipliziert mit 360 ergibt sich der Speicherbedarf pro Stunde.
Wer seine Kamera in unserer kleinen Übersicht nicht findet, kann seinen Speicherbedarf leicht mit der folgenden Formel berechnen:
MByte/Stunde = Mbit/Sekunde x 60 x 60 ÷ 8