Kanzlerin Angela Merkel kam eigens zum Jubiläum der Medientage angereist, nicht nur um zu gratulieren, auch um die Bedeutung der Medien zu unterstreichen. Eigentlich hätte im vollbesetzten Kongresssaal der eigens zum Jubiläum produzierte Film laufen sollen, doch der wollte sich irgendwie nicht abspielen lassen, ein Steilvorlage sowohl für den bayerischen Ministerpräsidenten Seehofer, als auch für Kanzlerin Merkel.
Vielleicht auch ein kleiner Wink an alle, die vor lauter Digitalisierungs-Verbalien gerne vergessen, dass es immer noch Menschen sind, die die Technik bedienen, die Geschichten erzählen müssen. Die Versuche über das Filmdebakel hinweg zu moderieren waren allemal spannender, als so ein Filmrückblick es jemals sein könnte. Menschen 4.0 eben.
Moderatorin Dunja Hayali hatte bereits vorab vor Dummheit, Ablehnung oder gar Hass Andersdenkender gewarnt und Pluralität der Meinungen als wichtiges Gut eingefordert. Das griff die Kanzlerin nur zu gerne auf und betonte, wie wichtig Meinungsvielfalt für Deutschland sei und dass die Medien hier eine große Verantwortung trügen und man Themenschwerpunkte nicht kritiklos irgendwelchen Algorithmen überlassen dürfe. Sie forderte hier mehr Transparenz.
Ausstellungsbereich
Im ICM am Münchner Messegelände trifft sich die Medienbranche oder besser gesagt, jener Teil der eher mit den Business-Aspekten der Medien befasst ist. Die Kreativen besuchen wenn überhaupt, doch eher andere Veranstaltungen.
Der Mediencampus Bayern hat wie jedes Jahr, wieder einen eigenen Bereich für den Mediennachwuchs eingerichtet, wo sich einerseits Firmen in einer Jobbörse vorstellen, aber auch die wichtigsten Medien-Ausbildungseinrichtungen präsentieren.
Im Erdgeschoss präsentieren sich zahlreiche Firmen und Institutionen an Messeständen. Auffällig, wie präsent das Thema VR vor allem bei Startups ist. Diverse sogenannte Agenturen bieten Ihre Dienste als Dienstleister für die Herstellung von VR Produktionen an.
Panel 152 Mobile & Me "Wie das Ich die Medien steuert"
Die Veranstaltungen sind gut besucht, alles was neu und hip klingt, wird bevorzugt besucht, klassische Themen kommen kaum noch vor. Oder wenn doch, dann in der Form, dass Einer berichtet, wie sich sein klassischestes aller Medien, die Zeitung, in die Internet-Welt herüberretten ließ.
So erläuterte etwa Mark Thomson, President und CEO der New York Times auf dem Panel "Wie das Ich die Medien steuert", auf welche Weise die Tageszeitung es geschafft hat, sich durch besonders gezielte Online-Angebote finanziell erfolgreich zu machen.
Thomsen erklärt wie die Times es schaffte vier Mal so viele Einnahmen pro Besucher im Jahr einzunehmen wie andere Zeitungen. Wobei inzwischen der Anteil der über Abos eingenommen wird höher ist, als der Ateil der über Werbung generiert wird. Die Nutzung über Handy spiele eine immer größere Rolle und der Wille, zu lernen, wie Paymodels besser funktionieren.
Neben der hochwertigen Inhalte ist es für die Times sehr wichtig, dass die Leser die für sie interessantesten Inhalte auch auf einem Handy finden können. Die Times hat sogar eine eigene Abteilung die Inhalte für Werbekunden herstellen, diese Inhalte sind dann auch gekennzeichnet. Auf jeden Fall hat die Zeitung sehr stark in Programmierung und Optimierung der Abo-Vorgänge investiert und ertet nun die entsprechenden Erfolge.
Franziska Bluhm vom Handelsblatt berichtet, man habe etwa 50.000 Abos, ein verglichen mit der Times natürlich niedriger Wert, dennoch beachtlich. Saim Rolf Alkan von der Firma Semantics arbeitet seit Jahren an Systemen für automatisch generierte Artikel. Er glaubt, 70% etwa einer FAZ könnte automatisch generiert werden. Marco Maas, Trainer und Medienberater, ist überzeugt, dass Algorithmen was Themen angeht schwierig sind. Reine Empfehlungen seien langweilig, man müsse das beim Journalismus anders machen als bei Shops.
Unser Bericht über das "Truth-Panel"
Unser Bericht über das "Artificial Intelligence Panel"
Unser Medientage-Video in VR:
Die Medientage sind zwar vorüber, aber Ihr könnt sie weiterhin virtuell besuchen... in unserem Video-Blog