Wer sich eine hochwertige Ausrüstung mit kleinem Budget zusammenstellen möchte, kann leicht Beute von Betrugsfirmen werden. Die Online Angriffe nehmen zu. Gerade im Bereich von Film,- Licht,- Foto,- und Tonequipment sowie Software kommt es immer häufiger vor, dass Kunden auf Betrüger herein fallen.
Dass man bei Markenprodukten, die man am Urlaubsstrand günstig von fliegenden Händlern angeboten bekommt, mit ziemlicher Sicherheit auf mehr oder weniger geschickte Fälschungen stößt, gehört schon lange zum Allgemeinwissen. Wahrscheinlich sind weltweit mehr falsche als echte Prada-Taschen oder Adidas Shirts im Umlauf, als Echte. Doch da man den Trick schon beim Kaufen irgendwie geahnt hat und ja auch deutlich weniger bezahlt hat, ist man nicht allzu verärgert über die Kopien, die man in der sonnigen Meeresbucht erstanden hat.
Anders sieht es allerdings mit Produkten aus, die man in der virtuellen "Bucht/Bay" oder anderen Online Anbietern erworben hat. Der eCommerce, der Handel über sämtliche Ländergrenzen und Kontinente hinweg hat hier die Nachvollziehbarkeit von Vertriebswegen praktisch ausgehebelt. In letzter Zeit haben die Betrügereien in Bereichen zugenommen, die weitaus sensibler sind. Immer öfter werden technische Geräte, vor allem aber Zubehör und Software gefälscht, gehackt und als reguläre Ware verkauft.
Dabei stammt ein Großteil der Fälschungen aus Asien, insbesondere China, Thailand und Malaysia, wo ja bekanntlich ganze Transrapid-Züge nachgebaut werden. Da ein Großteil der Markenprodukte ohnehin in Asien gefertigt werden, kann es durchaus sein, dass Nachbauten oder unter anderem Namen vertriebene Produkte sogar die gleiche oder zumindest ähnliche Qualität haben wie die Originale. Auch fehlt hier die entsprechende Gesetzgebung und ein Unrechtsbewußtsein. Das Kopieren von Produkten wertet man vielmahr als ein Kompliment an den Originalhersteller.
Kenner der Materie können sogar schlechte von guten Fälschungen unterscheiden. Im Web gibt es dazu zahlreiche Diskussionen. Das ist vor allem ein Problem für die Markenhersteller, an dieser Stelle geht es aber um handfesten Betrug.
Neue Herstellungsverfahren wie etwa 3D Drucker oder preiswerte CNC Fräsen erlauben es, beliebige Produkte mit geringem Aufwand zu kopieren, kleine Siebdruckeinheiten und fotografische Übertragung von Schriften und Logos kopieren vielfältige Label.
Speichermedien: Schäden auch für die Kunden
Da werden beispielsweise Speicherkarten von minderer Qualität mit Markenlabels bedruckt, die ein Vielfaches der erreichbaren Geschwindigkeit und des Speichervolumens versprechen. Setzt der Käufer die Speicherkarte etwa in einer HD Videokamera ein, werden diese entweder gar nicht erst erkannt oder es kommt zu permanenten Bildfehlern und Aussetzern bei der Aufnahme.
Selbstverständlich sind sie professionell verpackt und samt gefälschter Garantieunterlagen und Bedienungsanleitungen eingeschweißt, sodass eigentlich von Außen kein Grund zum Zweifel besteht. Oftmals sind die Speicherkarten oder bei Micro SD Karten auch die mitgelieferten Adapter auf SD aber schlampig bedruckt, sodass kritische Buchstaben wie e,a oder o bei der kleinen Schriftgröße zulaufen.
Ähnliches gilt für Speichersticks, auch hier werden minderwertige Sticks als schnelle und hochwertige Speichermedien verkauft, viele Kunden machen sich erst gar nicht die Mühe, die versprochene Schreib,- und Lesegeschwindigkeit zu überprüfen. Selbst vor Festplatten machen die Fälscher nicht halt. Gerne werden minderwertige oder gar gebrauchte Platten in neue Gehäuse eingebaut. Statt versprochenen 8 MByte Cache und 5400 U/min läuft im Innern des Gehäuses eine Festplatte mit 2 MByte Cache und nur 4200 U/min.Und vor allem,- die verbaute Festplatte ist gebraucht, lief vermutlich in einem rechner bereits mehrere Jahre.
Selbst vor SSD Laufwerken machen die Fälscher nicht halt. In ihrem Innern findet sich dann das minderwertige Innenleben eines langsamen USB Sticks sowie ein paar metallene Unterlegscheiben um mehr Gewicht zu suggerieren. Und selbstverständlich gibt es keine 2 TB USB 2 Sticks für 16,- € zu kaufen. Das sind immer Fälschungen, meist stecken darin gerade mal 16 oder 32 GB Speichermodule. Also bitte wachsam sein und sich nicht von der eigenen Sonderangebots-Gier überwältigen lassen...
Kabel, Objektive und mehr
Je nachdem, wie klein und aufwändig Kabelverbindungen sind, können minderwertige Stecker die Buchsen der hochwertigen Geräte, wie Kameras oder Displays beschädigen. Oftmals sind die gefälschten Kabel zwar von der Farbe, Verpackung und Länge nahezu identisch nachgemacht, die Kontakte und Verbindungsmechanik der Stecker aber so unpräzise, dass man damit seinen geräten ernsthaften Schaden zufügen kann. Dabei machen die Fälscher auch vor Apple Zubehör nicht halt, sogar Lightning auf USB Adapterkabel werden munter nachgebaut und als Apple Originale verkauft. Selbst die Lasergravuren der Logos werden, wenn auch stümperhaft, nachgemacht.
Selbstverständlich kommen auch im Tonbereich dreiste Fälschungen vor, so werden Kopfhörer, Mikrofone oder Funkstrecken verschiedener internationaler Audiohersteller wie Bose, Sennheiser, Shure oder Sony, äußerlich nahezu perfekt nachgebaut. Dass sich in ihrem Innern oft falsche oder zwar richtige, aber wegen Mängeln aussortierte Mikrofonkapseln und Bauteile befinden, oder die versprochenen Funkfrequenzen nicht stimmen, bemerken die Kunden erst, wenn es zu spät ist.
Gefälschte Handys aller Art tauchen auf vielfältigen Plattformen wie ebay, Amazon, Alibaba und AliExpress auf, eine ganze Industrie von Fälschern verfügt inzwischen über erstaunlich hochwertige Fertigungstechniken. Einige davon sind sogar mit gar nicht schlechten Komponenten ausgestattet, wodurch der Betrug kaum auffällt.
Sogar ganze Kameras wurden gefälscht, so gab es etwa russische Leica-Kamera Nachbauten mit Schraubgewinden. Oder ähnlich aussehende Kameras werden umgelabelt. So kamen beispielsweise Nikon D-800 Kameras als D-800E in den Verkauf. Ein kurzer Blick in das Kameramenü klärt in diesem Fall den Betrug sehr schnell auf. Bei der echten D-800E steht die Bezeichnung auch in der Displayanzeige.
Verräterrische Schriftzüge
Ganze Objektive verschiedenster Hersteller werden nachgebaut, so genau, dass man sie Äußerlich kaum unterscheiden kann von den Originalen. Im Fall von Canons EF 50mm f/1.8 II beispielweise, haben die Fälscher lediglich auf dem Bajonettring zwischen CANON INC.. das Leerzeichen vergessen. Dabei kann es sogar in manchen Fällen vorkommen, dass die gleichen chinesischen Firmen, welche die Originalobjektive fertigen, auch die Fälschungen produzieren. In Pekings "Silk Market", einem riesigen, mehrstöckigen Technik-Kaufhaus findet man unendlich viele Produktfälschungen.
Manchmal verwenden die Fälscher minderwertige Materialien. Da ist der Objektivadapter eben nicht aus Stahl sondern Aluminium, was Probleme beim Kamerabajonett hervorrufen kann. Oder der preiswerte Magic Arm fängt nach dem leisesten Regeneinsatz an zu rosten.
Besonders die Äußere Anmutung, der Aufdruck, sogar falsche Schrifttypen oder Details der Verpackung verraten die dreisten Fälschungen. Der optische Vergleich mit Produktabbildungen auf den jeweiligen Herstellerseiten schafft hier zwar keine vollständige, aber immerhin mehr Sicherheit.
Wie kann man sich schützen?
Der Kampf gegen die Fälscherindustrie erinnert an Don Quixote und die Windmühlenflügel. Die Anbieter haben ihren Firmensitz in Ländern, wo keine Strafverfolgung möglich ist. Wird ein Anbietername in den Online-Plattformen als Fälscher identifiziert und gesperrt, so ist das kein Problem, der Anbieter firmiert nämlich parallel unter zig weiteren Namen und Adressen, wodurch der Verkauf nahtlos weiter gehen kann.
Dabei sind die Fälschungen in der Medientechnik nur die Spitze des Eisbergs und außer Geld kann man nicht viel verlieren. Gefälschte Auto,-oder Flugzeugersatzteile können tödliche Folgen haben. Weltweit werden jedes Jahr Produkte im Wert von 200 Milliarden USD gefälscht. Bei Produktfälschungen sind die Gewinnmargen für die organisierten Banden weitaus höher als im Drogenhandel, man hat es deshalb mit einer bestens organisierten Betrugsindustrie zu tun.
In Solingen steht gar ein ganzes Museum voller Fälschungen, das Museum Plagiarius. http://www.museum-plagiarius.de/
Der beste Schutz bleibt also die eigene Intuition und vielleicht auch Internet-Recherche zu verschiedenen Anbietern und Produkten. Hier ein Link zu einer Webseite mit verschiedenen Datenbanken zu Produktfälschungen: http://www.produktpiraterie.org/out.php?idart=44