Lookup Tables ermöglichen es, bereits vor der aufwändigen Farbkorrektur den Look eines Filmes beurteilen zu können.
Wer die analoge Arbeitsweise auf Film kennt, weiß noch genau, wieviel Vorstellungskraft notwendig war, am Filmset zu erahnen, wie wohl die fertige Aufnahme mal in der Korrekturkopie auf Leinwand aussehen würde.
Die heutige Digitaltechnik macht es möglich, das ungefähre endgültige Bild bereits am Drehort begutachten zu können. Der Schlüssel hierzu sind sogenannte LUTs, Lookup Tables, das sind in gewisser Weise Übersetzungsprogramme, welche auf einem Kontrollmonitor das Kamerasignal bereits so anzeigt, wie es später ungefähr aussehen soll.
Damit wird es den Filmteams sehr viel einfacher gemacht, vor allem die Kameraleute müssen weniger darüber nachdenken, wie welche Veränderung an Licht oder Belichtung sich auf das Endbild auswirken würde.
Später in der Farbkorrektur allerdings kann eine LUT (wenn man möchte, auch die gleiche wie beim Dreh) die Farbeingabewerte dann auch endgültig in die gewünschten Ausgabewerte umwandeln. (endgültiges Bildmaterial) um. Vorausgesetzt natürlich, dass der LUT auch für die Farbkorrektur konzipiert wurde.
Dabei verändern LUTs wichtige Parameter wie Helligkeit, Kontrast, Gamma, Farbsättigung, Farbrichtungen etc.
Inzwischen gibt es diverse Kollektionen an LUTs, die man in seinen Kontrollmonitor laden kann. Im Unterschied zu Presets, die man aus Farbkorrekturprogrammen kennt, sind LUTs meist universeller und werden von verschiedenen Geräten und Programmen erkannt. Und natürlich kann man auch selber LUTs erstellen und exportieren.
Monitor LUTs
Lookup-Tabellen auf dem Kontrollmonitor am Filmset verändern das eigentliche Videobild nicht, es bleibt unberührt und wird unbeeinflusst auf das jeweilige Speichermedium aufgenommen. Sie sind lediglich Umsetzungstabellen welche das Bild nur vorübergehend so aussehen lassen, wie es beabsichtigt ist. Die meisten professionellen Kontrollbildschirme erlauben es heutzutage, LUTs zu laden.
Nicht alle Monitor LUTs sind auch für die Farbkorrektur geeignet. Und nicht alle sollen einen Look erzeugen. Es gibt beispielsweise auch Kalibrier (Einmess) LUTs welche den Kontrollmonitor am Set so einmessen, dass man das Bild unverändert, aber auch genau so, wie es die Kamera erzeugt, sehen kann.
Am häufigsten sind aber natürlich jene LUTs, die über das oft recht flaue, langweilige RAW oder LOG Bild einen Look legen.
RAW- oder LOG-Material soll nicht dem Auge schmeicheln, es soll vor allem möglichst viele Bildinformationen für die spätere Bearbeitung beeinhalten. Das bedeutet, dass es eine geringe Sättigung, einen geringen Kontrast hat und auch die Farben sind gerade mal zu erahnen. Es sind die LUTs, die daraus ein ansehliches Bild zaubern.
Eine Monitor-LUT übersetzt das RAW oder LOG Bild so, sodass es dem endgültigen Bild nach der Farbkorrektur nahekommt. Auf diese Weise ist eine bessere Kontrolle über den späteren Look schon am Drehort möglich. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit...
Nicht wenige Kameraleute sind nämlich der Meinung, dass man mit einem Lookup Table auf dem Monitorbild nie wirklich beurteilen könne, ob man richtig belichtet hat. Sie belassen das Bild lieber während des Drehens so, dass man alles sehen kann, was in der Aufnahme da ist. Das ist dann vielleicht nicht der coole Look und auch heller, als es später gegradet aussehen wird, aber eine optimale Kontrolle der Belichtung. Für diese ist ein Rec.709 Bild aussagekräftiger.
Kamerahersteller wie Arri haben eine eigene Look Library, aus der man sich, wenn man mit einer Arri Alexa oder Amira dreht, passende Arri-Looks herunterladen und mit ans Set nehmen kann. Typische LUTs von Arri sind beispielsweise die Nummern 6110, 6240 oder 8170. Diese helfen nicht nur auf dem Kontrollbildschirm am Set sondern sie dienen dann auch später als Grundlage für das Grading.
Farbkorrektur / Grading-LUTs
Vielleicht vorab eine Begriffsklärung, weil das oft durcheinander geworfen wird. Unter Farbkorrektur versteht man das Auskorrigieren von Bildschwächen, von Fehlern. Mit Grading ist der darauf folgende, künstlerische Prozess gemeint, einem Film durch die Beeinflussung von Farbrichtungen und Kontrasten einen bestimmten Look mitzugeben.
Korrektur LUTs
LUTs die in der Farbkorrektur oder dem Grading verwendet werden, sind meist komplexer, als die Monitor-LUTs.In diesem ersten Prozess können sogenannte Input- oder Kamera-LUTs zum Einsatz kommen, welche das Material aus der jeweiligen Kamera so bereitstellen, dass man es optimal korrigieren kann. Die Aufgabe solcher Korrektur LUTs kann beispielsweise darin bestehen, ein Farbprofil in ein anderes umzuwandeln. LOG in einen Rec.709 oder Rec. 2020 Farbraum.
Man unterscheidet grundsätzlich je nach Komplexität der Parameter zwischen 1D LUTs, (Dateiendung .lut) bei denen nur ein einzelner Parameter enthalten ist und 3D LUTs (Dateiendung .cube) bei denen Farbton, Gamma, Helligkeit, Kontrast und Sättigung enthalten sind. 3D LUTS sind also umfassender und vielseitiger. Man kann in ihnen praktisch den gesamten Look eines Kinofilms definieren.
Kreativ / Look LUTs
Bevor man mit einem künstlerischen Look herumprobiert, muss unbeding die Farbkorrektur erfolgen. Ist die Farbkorrektur abgeschlossen, kann man in einem zweiten Arbeitsschritt eine Look-LUT verwenden, welche, wie der Name schon sagt, hilft dem Material eine bestimmte visuelle Gestaltung zu geben.
Kreative LUTs geben den Aufnahmen eine stilistische Farbpalette. Besonders im Kinofilm aber auch beim anspruchsvollen TV Movie oder der Serie versucht man, die visuelle Stimmung der Geschichte anzupassen.
Einige LUTs können auch beides,- sowohl das Material korrigieren als auch stilisieren.
Dabei ist wichtig zu wissen, dass die LUTs jweils für bestimmte Arten von Aufnahmen erstellt wurden. LUTS die für ein bestimmtes Kamera-RAW oder ein bestimmtes Kamera-LOG entwickelt wurden, darf man auch nur für diese Aufnahmen verwenden. Es gibt genauso LUTS für Rec.709, Rec.2020 HDR etc.
Unterschiede und Ressourcen
Der Umstand, dass mit den geeigneten Programmen Jeder eigene LUTs erstellen kann, führt natürlich zu einer großen Anzahl von Angeboten, kostenpflichtigen und kostenfreien. Je verbreiteter und preiswerter ein Postproduktionsprogframm ist, desto mehr kostenfreie LUTs sind vorhanden.
Beispiel Premiere Pro
Wer mit Premiere Pro die Farbkorrektur vornimmt, sollte seine LUT vorzugsweise in Lumetri Color platzieren (Befehl import .cube). Das hat gegenüber dem einfachen "LUT einfügen" unter "Grundlegende Korrektur" den Vorteil, dass man die Intensität mit der ein LUT angewendet wird, in Lumetri Color unter "kreativ" einstellen kann.
Der erste Schritt besteht dann darin, in Lumetri Color die Aufnahmen farbzukorrigieren, das heißt man geht unter "Basis-Korrektur" auf die Grundeinstellungen und korrigiert Weißabgleich, Farbton, Farbtemperatur und Belichtung. Danach erst wendet man den Kreativ LUT an.
Wenn man für sich optimale Grundeinstellungen gefunden hat, die man auf ähnliche Clips legen möchte, kann man seinen LUT auch abspeichern. Rechts oben im Lumetri Farbbedienmenü gibt es die drei Menü-Linien. Wenn man die öffnet kann man mit dem Befehl "Export .cube" seinen eigenen LUT abspeichern. Mit dem gleichen Menü kann man diesen LUT künftig auch in andere Sessions importieren.
Es gibt in Lumetri Color auch vorinstallierte LUTs in einer Dropdown Liste, zu finden unter "Kreativ".
Hier ein paar Quellen für kostenfreie LUTs für Premiere Pro
Color Grading Central: https://www.colorgradingcentral.com/free-luts/
Groundcontrolcolor: https://groundcontrolcolor.com/collections/free-color-grading-luts/products/free-canon-cinestyle-to-rec-709-lut
Filtergrade: https://filtergrade.com/free-cinematic-luts-video-editing/
PresetPro: https://www.freepresets.com/product/free-luts-cinematic/
Rocketstock: https://www.rocketstock.com/free-after-effects-templates/35-free-luts-for-color-grading-videos/
Small HD: https://www.smallhd.com/community/movie-looks-download