Tipps und Tricks für das optimale Anbringen von Lavalier-Mikrofonen. Die kleinen Mikrofone, die direkt am Körper getragen werden, sind eine tolle und hilfreiche Erfindung, speziell für Filmaufnahmen. Wenn man ihre Eigenheiten kennt und wichtige Regeln beachtet, können sie recht gute Sprachaufnahmen liefern. Die Betonung liegt auf Sprachaufnahmen, weil sie für die Aufnahme von Rauminformationen und Atmos nicht geeignet sind. Sie sind optimiert für die menschliche Stimme.
Genau aus diesem Grund muss man versuchen, sie so zu positionieren, dass sie die Stimme des Menschen, den man aufnehmen möchte, möglichst optimal einfangen können. Wenn man sich den Oberkörper eines Menschen anschaut und bedenkt, wie Schall sich ausbreitet, wird recht schnell klar, dass die Schallwellen, die von den Stimmbändern erzeugt, aus dem Mund austreten, durch das Kinn akustisch etwas abgeschattet werden. Ein Lavalier, was direkt am Hals platziert wird, wenn man es etwa an den Rundkragen eines T-Shirts klemmt, bekommt einen großen Teil der Frequenzen gar nicht ab.
Je dichter das Lavalier am Hals befestigt ist, desto mehr Frequenzen sind ausgelöscht. Wenn man aus irgendwelchen Gründen keine bessere Platzierung wählen kann, muss man später in der Tonbearbeitung mühsam versuchen, mit einem Equalizer Freauenz-Anpassungen vorzunehmen. Deshalb sollte man das Lavalier wann immer möglich, am Brustkorb und dort möglichst mittig anbringen. Denn dort gelangen die Schallwellen vom Mund auch vollständig hin.
Sichtbare Befestigung
Die Hersteller der Lavaliers, aber auch ein Reihe von Drittherstellern bieten passende Minikrokoklemmen an, mit denen man die Lavaliers an Hemden, Blusen, Jacketts etc. befestigt werden können. Wenn es sich um dokumentarische Drehs oder Interviews handelt, ist das die beste Wahl, schließlich ist die Situation erklärt und niemand stört sich am Vorhandensein eines Mikrofons. Auch hier gilt natürlich, das Lavalier möglichst mittig am Brustkorb zu befestigen. Das Kabel wird unter der Kleidung, meistens zu einem Sender, manchmal aber auch direkt zu der Kamera geführt.
Da das Lavalier praktisch ungeschützt auf der Kleidung sitzt, ist es auch Wind ausgesetzt. In diesem Fall muss man, je nach Stärke des Windes, Windschutz einplanen. Von kleinen Schaumwindschutzen über kleine Korb,- und Fellwindschutze reicht da die Palette. Diese gibt es in unterschiedlichsten Farben, das hilft, sie weniger auffällig im Vergleich zur Kleidung, auszuwählen.
Sensibilität
Es versteht sich von selbst, dass man für das Anbringen der Lavaliers rücksichtsvoll und sensibel vorgehen muss. Das Anbringen von Lavaliers am Körper sollte vor allem bei Nicht-Profis stets in allen Schritten erklärt werden. Es ist sinnvoll, wenn eine weitere Person, etwa vom Kostümbild oder Garderobe beim Anbringen dabei ist. Wenn man der Garderobe eine kurze Einführung bzw. Erklährung gibt, was für die Anbringung notwendig ist, etwa: das Lavalier hier am Kragen anzuclippen, das Kabel hier unter dem Hemd runter zu werfen, das Kabel im Hosenbund zu verstecken den Sender anzuclippen dann kann diese das weitgehend selbsttätig tun. Dann muss man vielleicht nur noch die genaue Ausrichtung des Mikrofons nach Ansage selbst korrigieren.
Am Besten, man kann es der betreffenden Person Schauspieler*In erklären und sie bringt das Lavalier selbst an. Falls das nicht geht, sollte eine Person gleichen Geschlechts wie die/der Schauspieler*In das Mikrofon anbringen.
Bei Kindern sollte dies im Idealfall ein Elternteil oder die Kinderbetreuung sein. Neben dem Erklären der einzelnen Schritte sind auch Rückfragen sinnvoll. Etwa: "Als Nächstes werde ich dein Mikrofon genau hier an dieser Stelle aufkleben, ist das in Ordnung?" Das gleiche gilt natürlich auch, wenn man seine Hand auf das Hemd / Shirt legen muss, um ein angestecktes Lavalier auszurichten. Wenn man bemerkt, dass das Kind sich unwohl fühlt, sollte man die Eltern bitten, zu helfen.
Kinder bewegen sich meistens sehr viel, zugleich sind sie sehr neugierig und berühren ungewohnte Dinge, wie Mikrofone, Kabel oder Sender. Kindern sollte man deshalb auch erklären, dass die Mikrofone sehr empfindlich sind und man sie (vor allem während der Aufnahme) nicht mit den Händen berühren darf.
Unsichtbare Befestigung
Während man früher nur wenige Möglichkeiten hatte, Lavaliers unter Kleidung zu befestigen, stehen heute allerlei Hilfsmittel zur Verfügung. Am Wichtigsten sind kleine Halterungen aus Plastik, Gummi oder Silikon, in die man Lavaliers einsetzen kann. Diese wiederum klebt man dann auf die Haut oder die Innenseite der Kleidung.
Für die Befestigung auf Haut und Kleidung benötigt man mindestens Leukoplast, das ist medizinisches Klebeband, besser noch zusätzlich schmales doppelseitiges Klebeband. Im Idealfall ist beides hypoallergen, um bei Berührung mit der Haut keine Reizung zu verursachen.
Wenn man sich entscheiden muss, ob man auf der Haut oder am Textil befestigt, sollte man es dort befestigen, wo die meisten Geräusche durch Reibung entstehen können. Wenn es die Oberkörperbehaarung ist, die am Mikrofon Störungen verursachen würde, befestigt man die Halterung besser auf der Haut. Wenn man es also mit einem dicken Hemdstoff zu tun hat, macht es Sinn, die Halterung auf der Innenseite des Hemdes zu befestigen. Gleiches gilt, wenn die Person stark schwitzt. Auf schweißnasser Haut halten keine Klebebänder, auch hier ist die Befestigung an der Kleidung zu bevorzugen. Und last but not least, wenn die Person besonders stark behaart ist und das spätere Abziehen von Klebeband schmerzhaft wäre, sollte man die Befestigung an der Kleidung vorziehen. Das geht nicht immer, dann muss man nach Alternativen schauen.
Es gibt auch Tonleute, die schwören darauf, aus Klebeband zwei Dreiecke zu formen und zwar so, dass die Klebefläche jeweils nach außen zeigt. Dann positioniert man das Lavalier in der Mitte. die Dreiecke klebt man aufeinander, sodass man ein Dreieck erhält, was sowohl oben als auch unten klebt. Damit kann man das Lavalier einerseits auf die Haut kleben und andererseits auch den Stoff darüber fixieren. Auf diese Weise scheuert nichts. Allerdings kann es bei manchen Stoffen seltsam aussehen, wenn der Stoff bei Bewegungen der Schauspieler`*Innen fest an einer Stelle haften bleibt.
Wie bei anderen Mikrofonen auch, können Windgeräusche Aufnahmen irreparabel ruinieren. Je nach Windsituation kann es notwendig sein, auf das Lavalier in der Halterung noch einen Windschutz aufzustecken. Meistens wird das ein leichtes Fell sein, es kann aber auch schon ein kleiner Korb ausreichen, -man muss die Kombination mit der Halterung austesten. Es gibt Halterungen, da kann das Mikrofon auch etwas oben überstehen, das hat dann den Vorteil, dass man einen winzigen Korb oben aufsetzen kann. Der nimmt nur minimal etwas von den hohen Frequenzen weg, schützt aber ganz wunderbar vor Windgeräuschen. Bei starkem Wind kann man zusätzlich einen winzigen Fellwindschutz hinzufügen (z.B. Rycote Softy). Manchmal muss man den winzigen Fellwindschutz etwas zurechtstutzen (Schere) und mit Klebeband, welches man um die Halterung wickelt, festkleben.
Ganz gleich, ob man die Halterung auf der Haut oder an der Kleidung befestigt, als Grundlage dient ein Streifen Leukoplast. Darauf hält dann das Doppelklebeband, welches man unter die Halterung klebt. Darüber kommt dann noch einmal zur Sicherung ein Streifen Leukoplast. Das Kabel wird dann, mit etwas Spiel, seitlich am Körper mit Leukoplast befestigt, damit es nicht mittig geführt wird. Da besteht das Risiko, dass es sich durch den Stoff abdrückt und sichtbar wird. Unten dann kann man es weiterführen zum Beispiel zum Hosenbund oder Gürtel wo der Sender der Funkstrecke angeclipt werden kann. Für Schauspielerinnen gibt es auch Stofftaschen, um bei Kleidern die Sender versteckt zu tragen.
Qualitätsfrage
Lavaliermikrofone sind einem gut geangelten Ton mit einem hochwertigen Richtmikrofon stets etwas unterlegen. Das Richtmikrofon hat mehr Präsenz in den Höhen, was die Verständlichkeit steigert und es liefert mehr akustische Rauminformation. Profis nutzen deshalb beides parallel, die Lavaliers sind dann quasi das Backup, falls das Richtmikrofon mal nicht präzise auf dem Mund war oder Störgeräusche der Location mit aufgenommen wurden. Andererseits kann man, wenn man keine Tonangler*In und auch keit Overhead-Ausleger zum starren Befestigen des Richtmikrofons etwa bei einem Interview, zur Verfügung hat, mit Lavaliers erstaunlich gute Ergebnisse erzielen.