Das war gar keine lustige Überraschung, mit dem Kamera Equipment im Nobelhotel für das Interview mit dem Filmregisseur aufzubauen und zu bemerken, dass das Team vom Vorabend die Akkus nicht aufgeladen hat. Jeder Akku hatte nur noch ca. 20% auf der Anzeige. Mal abgesehen davon, dass es nicht gut kommt, ein Interview in kurzen Abständen laufend zu unterbrechen, gibt es kaum etwas unzuverlässigeres als Akku Restenergie Anzeigen. Und wenn man sein Interview gar abbrechen muss, weil Jemand geschlafen hat, ist die Katastrophe perfekt.
Was also kann man tun, wenn man eine solche Situation meistern muss? Für Handys und Notebooks gibt es ja diverse Tipps und Tools, aber welche Optionen man bei Kameras so hat, ist kaum dokumentiert.
Verbrauch reduzieren
Kamera ausgeschaltet lassen und erst zur Aufnahme einschalten. Auch Standby-Betrieb verbraucht Strom
Falls keine Phantomspeisung für Mikrofone benötigt wird, ausschalten
Displayhelligkeit runter stellen, helle Anzeigen verbrauchen mehr
Wenn man wahlweise Sucher oder Display nutzen kann, braucht der Sucher weniger Strom als das Display
Falls man eine feste Einstellung dreht und die Kamerakadrage nicht verstellen muss kann man auch ganz ohne Dislay drehen. Die meisten Klappdisplays schalten sich beim Zuklappen aus
Tally Lamp ausschalten
Touchdisplay Fähigkeit wenn möglich ausstellen Falls die Kamera, wie es sich gehört, mit manuellen Knöpfen bedienbar ist, bringt das Abschalten des Touchscreens extrem viel
Zoom manuell statt motorisch betätigen
Brennweite von Hand verstellen
Manueller Fokus ist sparsamer als Automatik
Optischen Bildstabilisator (OIS) ausschalten
Bei Netzwerkfähigen Kameras auf Flugmodus umstellen
Dank all dieser Maßnahmen konnte das Interview erfolgreich gerettet werden. Es hätte genauso gut schief gehen können, deshalb sollte man sich bemühen, nie wieder in eine solch missliche Lage zu kommen. Wie kann man solche Situationen vermeiden?
Checkliste
Akkus nach einem erfolgreichen Drehtag immer aufladen
Rechtzeitig vor der Abfahrt Ladezustand der Akkus prüfen
Genügend Akkus mitführen
Große V-Mount Akkus benutzen (50 Wh oder besser 98 Wh)
Stromversorgung für Netzbetrieb (Ladegerät) mitführen
NP1 Akkubox mitnehmen (um vorhandene NP1 Akkus weiter zu nutzen)
Je nach Kamera ggf. Powerbank (zum mobilen Nachkladen interner Mirrorless-Akkus) mitführen, ideal wäre 9V 3A
Für längere Aussendrehs ggf. Solar-Ladegerät mitführen
Grundsätzlich wäre solch eine Situation weniger problematisch gewesen, wenn ein Netzgerät mitgeführt worden wäre. Akkuprobleme mit Licht wären durch ein Netzteil ebenfalls unbedeutender, auch ein Reflektor könnte hier notfalls helfen.
Das Interview im Nobelhotel hat übrigens dank der genannten Maßnahmen perfekt funktioniert und das Interview findet sich inzwischen im Movie-College Youtube Channel. Doch den permanenten Nervenkitzel, wann wohl der Akku zusammen bricht, muss man sich nicht jeden Tag geben...