Eine der häufigsten Fragen ans Movie-College lautet: „Wie kann ich professionelle Mikrofonkabel selbst herstellen?“ – Hier ist die Antwort. Natürlich sollte man dafür etwas handwerkliches Geschick mitbringen und damit vertraut sein, wie man Kabel abisoliert und die abisolierten Enden verlötet.
Man nehme...
Ein möglichst hochwertiges 2-adriges NF-Kabel mit hohem Leitungsquerschnitt pro Ader (ca. 0,25 bis 0,3 mm²), guter Abschirmung und robustem PVC-Mantel. Ordentliche Kabel kosten ab ca. 1,50 Euro pro Meter, man kann aber auch ein Vielfaches dafür anlegen!
Gute Stecker bzw. Kupplungen
Zunächst ist natürlich wichtig, welche Stecker Sie benötigen. Es gibt verschiedene Normen im Profi- und Amateurbereich. Angefangen mit Cinch, Kleintuchel über Klinke und Miniklinke bis hin zu XLR. Klingt alles kryptisch?
Nun im Profibereich hat sich für die Tonübertragung XLR, dreipolig durchgesetzt. Dreipolig ist notwendig, um die in der professionellen Audiotechnik übliche symmetrische Signalübertragung zu gewährleisten. Hier bieten unterschiedliche Hersteller eigene Lösungen an. Robust sind sie alle, unterscheiden sich jedoch in der Montage. Und die ist nicht ganz unwichtig.
Unsere Favoriten sind Stecker, die sich durch einfaches Zusammenschrauben öffnen und wieder verschließen lassen. Vor allem am Set, wo man naturgemäß kein feinmechanisches Werkzeug mitführen möchte, ist es gut, bei Tonproblemen (Knackser, Wackler oder Ausfall) einfach den Stecker aufschrauben zu können, und nachzuschauen, ob vielleicht eine Lötstelle aufgegangen ist. Diese Teile sind zwar mit ca. 4,50 Euro/Stk. etwas teurer als andere Modelle, der Komfort lohnt sich aber. Für eine Standard-Verbindung XLR benötigen Sie je einen Stecker und eine Kupplung.
Löten
Auf der Innenseite der dreipoligen Stecker befinden sich Lötfahnen. Die Kabel müssen vor dem Löten abisoliert werden. Das heißt, die PVC-Außenhülle wird mit einer Abisolierzange (nur für dicke Kabel) oder besser vorsichtig mit einem scharfen Messer (z. B. Teppichmesser) entfernt. Wie auf dem Bild erkennbar, wird der äußere Mantel um ca. 1 bis 1,3 cm entfernt. Dann wird die Abschirmung, ein Drahtgeflecht, welches um die beiden inneren Adern gewickelt ist, zu einem einzelnen Strang verdrillt (zusammengedreht). Die Adern wiederrum werden an ihren Enden um etwa 2 mm abisoliert.
Dann werden die Spitzen der Adern und der verdrillten Abschirmung mit Lötzinn und Lötkolben verzinnt. Sodann lötet man Abschirmung und Adern an je eine der drei Lötfahnen an. Welche woran gehört, entnehmen Sie dem folgenden Schaltbild:
Die Lötfahnen in den Steckern und Kupplungen sind nummeriert. Orange symbolisiert hier die Abschirmung (=Masse) und liegt auf Pin 1.
Die beiden Adern unbedingt jeweils an den Pin mit der gleichen Nummer löten! Eine rote Ader im Stecker auf 3 muss in der Kupplung auch auf die 3! Dieses Schaltbild entspricht dem DIN-Standard. Also mit fast allen Profigeräten wie DAT-Rekorder, Sound Devices, Aaton, Zoom, professionelle Videokameras, Mischpulten etc. kann man mit diesen Kabeln Profimikrofone anschließen.
Sonderformen
Doch wie überall im Leben gibt es auch bei manchen Geräten Ausnahmen. Für Sammler historischer Tongeräte wichtig: Bei den alten analogen NAGRAS gibt es auch Exemplare, die nicht der Norm, sondern einer herstellereigenen Steckerbelegung folgen. Sollte obiges Schaltbild hier nicht funktionieren, muss man in einem der Stecker die Adern von Pin 2 und 3 gegeneinander vertauschen.