Wer einen Film ins fremdsprachige Ausland verkauft, muss in der Regel eine neutrale Tonfassung bereitstellen, die ohne deutsche Sprachanteile ist. Das ist komplexer, als man denkt, besonders bei europäischen Filmen, wo Originalton mehrheitlich verwendet wird. Wie wird so etwas hergestellt und was muss man alles bedenken?
IT-Fassung
Für die so genannte IT-Mischung (M-&-E Mischung) werden letztlich nur länderspezifische Bestandteile (Dialog und Erzähler) weggelassen. Das lässt sich in manchen Fällen – falls keine Pegelabsenkungen für Kommentar etc. vorgenommen wurden – recht komfortabel am Mischpult durch ein entsprechendes Routing (Verteilen der Signale) während der Endmischung erzeugen (Mix-minus dialogue & narration).
In Fällen, bei denen jedoch die Lautstärke der nicht länderspezifischen Elemente (Geräusche, Atmos, Musik) für die Verständlichkeit des Kommentars an entsprechenden Stellen abgesenkt wurden (dipped), ist es sinnvoll, für die IT-Mischung einen eigenen Durchgang ohne Absenkungen vorzunehmen. Sonst hat das IT-Band völlig unnötige, ja teilweise unerklärliche Pegelschwankungen.
Ein weiteres Problem bei der Herstellung des IT- Mix kann der O-Ton sein. In Europa sind in diesem Originalton oft nicht nur der Dialog, sondern unter dem Dialog auch Geräusche wie Schritte etc. enthalten.
Abtrennen der Sprache
Wenn unter dem Dialog auch sämtliche Geräusche, Schritte, Bewegungen liegen, würden diese, wenn man den Dialog weglässt, ebenfalls wegfallen. Die Szenen wären dann quasi ohne Geräusch. Sie hätten dann nur Atmos und ggf. Musik als akustische Ebene.
Deshalb kann es für ein IT notwendig sein, all diese Szenen mit Geräuschen vom Geräuschemacher aufzufüllen. (filled M&E track) Das wird bei Kinofilmen ohnehin meist gemacht, um die Geräusche kraftvoller und physischer zum Bild hinzuzumischen.
Wer clever ist und bereits im Vorfeld daran denkt, lässt bei jeder gedrehten Einstellung vom Tonmann auch einen Nur-Ton ohne Sprache, also nur mit Geräuschen aufnehmen. Mit diesem Material kann der Toncutter später eine Spur für das IT-Band erzeugen.
Sehr sinnvoll ist es auch, speziell bei Innenräumen eine Tonaufnahme des stillen Raumes aufzunehmen, auch wenn darauf fast nichts zu hören ist, eine sogenannte „Raumstatisch“. Das hilft, ggf. Tonlöcher zu stopfen bzw. Störungen herauszuschneiden.
Die unterschiedliche Behandlung dieser Themen kann durchaus große finanzielle Mehrkosten zur Folge haben.
Mit Panorama-Reglern kann man ein einzelnes Tonsignal im Stereo-Raum oder bei Surround auch rundum anordnen. In der Regel wird die Stimme der im Bild gezeigten Protagonisten (etwa bei Dialogen etc.) räumlich im Stereo-Bild Mittig platziert. Wurden die Atmos zusammen mit dem O-Ton gleichzeitig aufgenommen (Manche Tonleute zeichnen parallel mit einem MS Mikrofon gleich mit dem Richtmikrofon auch die Atmo mit auf), so sind dort möglicherweise leise Reste des O-Tons enthalten. Dann muss man hier andere Atmos einsetzen.
Praktische Umsetzung in ProTools
In einem Vertonungsprogramm wie ProTools werden im Fall einer IT Fassung mehr Spuren als sonst benötigt. Dort hat man die Möglichkeit eine bestimmte Anzahl von Spuren anzulegen und die so genannten Voices fest zu vergeben oder automatisch vergeben zu lassen. Der Unterschied zwischen „Spuren“ und „Voices“ ist, dass man durchaus mehr Spuren anlegen kann, als ProTools Voices hat, wenn nicht alle gleichzeitig Tonsignale beinhalten.
Man kann also durchaus 30 Voices auf 50 Spuren verteilen, kann aber eben dann nur 30 Tonereignisse gleichzeitig abhören. Bei der automatischen Verteilung der „Voices“, einem Menüpunkt in ProTools, verteilt das Programm selbst die zur Verfügung stehenden Voices,- normalerweise die idealere Einstellung.
Während der Mischung kann man eben durch geschicktes Routing, also dem Verteilen der Tonereignisse auf Submix-Spuren, gleichzeitig mit dem eigentlichen Hauptmix bereits viel Vorarbeit für den IT Mix mit erledigen.
Übergänge an den Schnittstellen von Atmos, die man durch Hintereinander hängen verlängert, kann man durch Cross-Fades unhörbar machen.