Das 29. Münchner Filmfestival, 2011 schaffte es wieder einmal, große Filme und große Namen an die Isarmetropole zu holen
Vom Freitag, den 24. Juni bis Samstag, den 2. Juli 2011 fand das 29. Filmfest München statt. Mehr als 230 Filme aus 52 Ländern wurden gezeigt. Darunter waren viele Premieren deutscher wie auch internationaler Filme.
Nationale und Internationale Stars der Filmszene gaben sich in München die Ehre, so z.B. der US-amerikanische Schauspieler, Filmproduzent und Regisseur John Malkovich (Being John Malkovich 1999, Ghost World 2001), der US-amerikanische Kameramann, Filmregisseur, Schauspieler Tom DiCillo (Johnny Suede 1991, Double Whammy 2001), die belgischen Filmregisseure, die Dardenne Brüder, Jean-Pierre und Luc Dardenne (Der junge mit dem Fahrrad 2011), der georgische Regisseur Otar Iosseliani ("Chantrapas" 2010, Die Günstlinge des Mondes" 1985) oder der schwedische Regisseur Roy Andersson.
Im Mittelpunkt des diesjährigen FilmFest stand unter Anderem des FilmSpecial "Schweden". In rund 20 Filmen wurden die besten Arbeiten der heutigen jungen, kreativen Filmgeneration Skandinaviens vorgeführt. Begleitend beehrte der schwedische Ausnahme-Regisseur Roy Andersson das FilmFest mit seinem ganz besonders skurrilem Humor und zeigte neben seinen Spielfilmen auch Kurzfilme und eine Auswahl der besten seiner 300 gedrehten Werbespots.
Ebenfalls gab es dieses Jahr auch wieder ein KinderFilmFest. Mit 15 Lang- und Kurzfilmen sollten auch die kleinen Besucher des FilmFest mit hochkarätigen Kinderfilmen verzaubert werden. Dabei kamen die kleinen Damen und Herren, was die Exklusivität angeht, nicht zu Kurz. Der Kinofilm "Sterntaler" von Regisseurin Maria von Heland feierte auf dem FilmFest sogar Weltpremiere. Am 25.Juni wurde das KinderFilmFest im Festivalzentrum Gasteig mit dem Film "Wintertochter" von Johannes Schmid eröffnet.
Neben Filmvorführungen, Förderpreisverleihungen und informativen Gesprächsrunden interessanter Filmemacher, fand dieses Jahr auch die Vergabe des Ehrenpreises, des CineMerit Award, statt. Das FilmFest München zeichnete den US-Schauspieler John Malkovich und den Regisseur Ottar Iosseliani für ihre Verdienste in der internationalen Filmkunst aus. John Malkovich wurde der CineMerit Award in einer Gala im Gasteig verliehen. Am 1.Juli nahm Ottar Iosseliani im Rahmen der Preisverleihung den CineMerit Award entgegen.
Eindrücke
Das Wetter war dem Festival wohl gesonnen, es war durchwachsen und füllte die Kinossäle mit Zuschauern, die es sich sonst vielleicht am Isarufer oder im Biergarten hätten gut gehen lassen.
Italienischer Empfang
Das Münchner Filmfest bot auch in diesem Jahr wieder eine breite Palette an Filmen, nicht nur aktuelle, in Werkschauen und Sondervorführungen auch durchaus ältere Filme. Zu den spannenden Reihen gehörte sicherlich jene mit den seltsamen Filmen eines Roy Andersson, die mit zwölf Filmen sehr reich und breit angelegt war.
Eröffnet wurde das Filmfest mit dem letzten Film der Dardenne-Brüder "Der Junge mit dem Fahrrad", einer filmischen Auseinandersetzung mit einem Jungen aus dem Kinderheim, der von seinem Vater abgelehnt wird und der von einer ihm fremden Friseurin an den Wochenenden betreut wird. Der Film ist gewiss besser als so viele andere Werke die das Licht der Projektoren erblicken, dennoch für Dardenne-Kenner vermutlich nicht ihr stärkstes Werk. Einerseits hat man das Gefühl, dass die Regisseure bemüht waren, ihren Stil einmal mehr zu reproduzieren, dabei sind sie aber weniger dicht an der Hauptfigur geblieben, haben die Räume mehr einbezogen. Auch war der dramatische Konflikt weit weniger groß, als in Filmen wie "L´enfant" oder "Le Fils", wodurch die pseudo-dokumentarische Erzählweise mehr zur Aufmerksamkeitserhaltung der Zuschauer beitragen musste, was sie nicht immer leisten konnte. Zudem irritierte der unnötige und erstmalige Einsatz non-diegetischer Musik.
Starke Filme waren im internationalen Programm zu sehen, "Erratum" etwa vom polnischen Regisseur Marek Lechi, schaffte es, in der Figur des Michael, der auf dem Transfer eines Fahrzeuges einen tödlichen Unfall verursacht und in der Stadt seiner Kindheit hängen bleibt und vieles Verdrängtes aufarbeitet. Der Film schafft es, den Zuschauer mit in den seltsamen Schwebezustand des Protagonisten zu versetzen und Sinnfragen zuzulassen.V
Spannend auch der wieder aufgetauchte und restaurierte Film "Deep End" von Jerzy Skolimowski aus dem Jahre 1970, der einmal mehr beweist, dass die jüngere Filmgeschichte eine Reihe von formal und inhaltlich spannenderen Filmen zu bieten hat, als vieles Andere aus dem aktuellen Filmschaffen.
Etwas durchwachsen, wie eigentlich jedes Jahr, war die Reihe der deutschen Fernsehfilme. Vom Monumentalepos bis zum bescheidenen Dokumentarfilm reichte die Palette und zeigte einmal mehr, dass hohes Budget nicht zwingend mit hoher gestalterischer Qualität einhergehen muss.
Auszeichnungen
Auch wenn es eigentlich keinen Wettbewerb gibt, so spielen Preise eine große Rolle beim Filmfest München. Der Cine Merit Award etwa wurde in diesem Jahr an Ottar Iosselani verliehen. Iosselani schafft es seit Jahrzehnten, mit einfachen erzählerischen Mitteln einen eigenen Mikrokosmos seiner Filmfiguren zu erschaffen und auch der Tristesse des Alltags Humor abzugewinnen.
Der Arri Preis für für den besten internationalen Film ging an Aki Kaurismäki für "LE HAVRE".
Der CineVision Preis ging an TYRANNOSAUR von Paddy Considine.
Das Movie-College hat auch dieses Jahr wieder als offizieller Medienpartner des Filmfestes 2011 täglich Filmschaffende, deren Filme im Festival liefen, interviewt. Die Clips sind auf den YouTube Channels des Filmfestes sowie des Movie-College zu sehen.