Eine bemerkenswerte neue Ausgabe des internationalen Filmfestivals in Cannes. Wie sich das gehört, hat das Filmfestival auch gleich schon zur Eröffnung einen Mini-Skandal. Dass ausgerechnet Johnny Depp im Eröffnungsfilm "Jeanne du Barry" die Hauptrolle spielt, brachte dem Festival wegen seines Verleumdungsprozess reichlich Kritik ein.
Die 76. Ausgabe fand vom 16. bis 27. Mai 2023 statt. Erstmals in der langen Geschichte des wichtigsten europäischen Filmfestivals wird sie von einer Frau geleitet, von Iris Knobloch, einer Münchnerin und erstmals einer Nichtfranzösin. Sie leitete bisher den europäischen Zweig der US Filmgesellschaft Warner Bros. Überhaupt sind endlich mehr (33 %) Frauen im Festival vertreten, darunter Jessica Hausner aus Österreich, mit "Club Zero", die Italienerin Alice Rohrwacher mit "La chimera" und die Französin Justine Triet mit "Anatomie d'une chute".
Das und noch mehr ist auch dringend notwendig, denn Cannes kämpft mit einem Image-Problem. So hat die frühere Schauspielerin Adele Hanele öffentlich angeprangert, dass in Cannes Missbrauchstäter wie Polanski oder Depardieu gefördert worden seien. Ihr offener Brief wurde von zahlreichen französischen Schauspieler*Innen unterzeichnet.
Auch Wim Wenders, der seit Jahrzehnten ein Abo für den Cannes Wettbewerb zu haben scheint, käuft mit "Perfect Days", einer Doku über den Künstler Anselm Kiefer im Wettbewerb.
Für einige Großproduktionen wie „Indiana Jones and the Dial of Destiny“ und „Killers of the Flower Moon“ war Cannes willkommene Promotion-Plattform. Cannes ist für Filme, die ausreichend Marketing Budget haben, eine großartige Steilvorlage für den Kinostart.
Michael Douglas erhielt die Ehrenpalme, der 78 jährige war natürlich mit Ehefrau Catherine Zeta-Jones in Cannes dabei. Die Reihe der internationalen Film-Promis in Cannes ist lang, hier seien nur Natalie Portman, Tom Hanks, Michael Douglas, Nanni Moretti, Cate Blanchett und Pedro Almodóvar genannt.
Gewinnerfilme
Mit "Anatomy of a Fall" geht zum dritten Mal in der Geschichte des Festivals die goldene Palme an eine Frau, an Justine Triet. Hier die Auszeichnungen:
Palme d’Or: “Anatomy of a Fall,” Regie: Justine Triet
Grand Prix: “The Zone of Interest,” Regie: Jonathan Glazer
Jury Prize: “Fallen Leaves,” Regie: Aki Kaurismäki
Best Actress: Merve Dizdar, “About Dry Grasses”
Best Actor: Koji Yakusho, “Perfect Days”
Best Director: Tran Anh Hung, “The Pot au Feu”
Best Screenplay: Yûji Sakamoto, “Monster”
Camera d’Or: “Inside the Yellow Cocoon Shell,” Regie: Thien An Pham
Short Film Palme d’Or: “27,” Regie: Flora Anna Buda
Die Reihen und ihre Filme:
Wettbewerb
Club Zero, Jessica Hausner
The Zone of Interest, Jonathan Glazer
Fallen Leaves, Aki Kaurismaki
Four Daughters, Kaouther Ben Hania
Asteroid City, Wes Anderson
Anatomie d’Une Chute, Justine Triet
Monster, Hirokazu Kore-eda
Il Sol dell’Avvenire, Nanni Moretti
La Chimera, Alice Rohrwacher
L’Eté Dernier, Catherine Breillat
La Passion De Dodin Bouffant, Tran Anh Hung
About Dry Grasses, Nuri Bilge Ceylan
May December, Todd Haynes
Rapito, Marco Bellocchio
Firebrand, Karim Ainouz
The Old Oak, Ken Loach
Banel et Adama, Ramata-Toulaye Sy
Perfect Days, Wim Wenders
Jeunesse, Wang Bing
Black Flies, Jean-Stéphane Sauvaire
Le Retour, Catherine Corsini
Un Certain Regard
How to Have Sex, Molly Manning Walker
The Delinquents, Rodrigo Moreno
Simple Comme Sylvain, Monia Chokri
The Settlers, Felipe Galvez
The Mother of All Lies, Asmae El Moodier
The Buriti Flower, Joao Salaviza & Renee Nader
Goodbye Julia, Mohammed Kordofani
Omen, Baloji Thasiani
The Breaking Ice, Anthony Chen
Rosalie, Stéphanie Di Giusto
The New Boy, Warwick Thornton
If Only I Could Hibernate, Zoljargal Purevdash
Hopeless, Kim Chang-hoon
Rien à Perdre, Delphine Deloget
Les Meutes, Kamal Lazraq
Terrestrial Verses, Ali Asgari & Alireza Khatami
La Regne Animal, Thomas Caille
Only The River Flows, Wei Shujun
Une Nuit, Alex Lutz
Ausser Konkurrenz
Killers of the Flower Moon, Martin Scorsese
Jeanne du Barry, Maïwenn
The Idol, Sam Levinson
Cobweb, Kim Jee-woon
Indiana Jones and the Dial of Destiny, James Mangold
L’Abbé Pierre – Une Vie de Combats, Frédéric Tellier
Midnight Screenings
Omar La Fraise, Elias Belkeddar
Acide, Just Philippot
Kennedy, Anurag Kashyap
Hypnotic, Robert Rodriguez
Project Silence, Kim Tae-gon
Cannes-Premieren
Le Temps d’Aimer, Katell Quillevere
Kubi, Takeshi Kitano
Cerrar los Ojos, Victor Erice
Bonnar, Pierre et Marthe, Martin Provost
Lost In The Night (Perdidos en la Noche), Amat Escalante
Just The Two Of Us (L’Amour et Les Forêts), Valérie Donzelli
Eureka, Lisandro Alonso