Mit einem riesigen Abschlussfeuerwerk ging sie zu Ende und mit ihr ihre frühere mediale Allmacht. Brasilien und natürlich das IOC mögen viele Fehler gemacht haben, Doping und Korruption blieben Dauerthemen und eine Infrastruktur, bei der olympische Bauten fast ausschließlich in ein Reichenviertel geplant wurden, wird den Armen in Rio keinerlei Verbesserungen bringen. Da boten die grünen Becken der Wassersportler fast schon eine willkommene thematische Abwechslung.
Ganz nebenbei wurden die Spiele aber auch zum Lackmustest der verbliebenen medialen Bedeutung sportlicher Groß-Events in welche die Fernsehanstalten nach wie vor unmoralisch hoch anmutende Anteile der Fernsehgebühren/Werbeeinnahmen investieren.
2016 zeigte sich mehr als deutlich, dass das Interesse der Fernsehzuschauer am sportlichen Großevent kontinuierlich schwindet. Das TV-Konsumverhalten gerade der jüngeren Generation hat sich inzwischen so weit von Fernsehgerät, Kabelanschluss und Satellitenantenne weg verlagert, dass die Quoten deutlich zurück gegangen sind. In der Gänze sind es etwa 18-20% weniger Zuschauer gewesen, in der für die Werbeindustrie so wichtigen Altersgruppe zwischen 18 und 49 sogar 25% weniger. Für viele Menschen fanden die Olympischen Spiele außerhalb ihrer Wahrnehmung statt.
Vor allem die werbefinanzierten Fernsehsender weltweit kamen in Erklärungsnöte. Die Preise für Werbespots richten sich nämlich stark nach der Uhrzeit und den erwarteten Einschaltquoten. Nicht wenige Programmanbieter mussten ihren Werbekunden zusätzliche Werbezeiten kostenlos einräumen um die nicht erreichten Quoten zu kompensieren.
Doch es wäre blauäugig, diese Erkenntnis ausschließlich an Olympia auszumachen. Die Krise der schwindenden Zuschauer hat die Fernsehsender längst umfassend erreicht. Noch ist sie abgefedert durch die Senioren, die noch relativ treu die Bildschirme einschalten. Doch immer mehr Zuschauer widmen ihre Aufmerksamkeit anderen Inhalten im Web, daran ändern die aufwändigen Streaming-Übertagungen die Sender wie ARD und ZDF parallel zur Fernsehübertagung angeboten haben, wenig.
Eine ernsthafte Diskussion, ob sich gigantische Lizenzzahlungen und logistischer Aufwand für sportliche Großevents weiter mit Zuschauerinteresse rechtfertigen lassen, ist längst überfällig. Auch und insbesondere in Deutschland, wo die Fernsehsender immer weniger Budget für Spielfilme, Fernsehspiele und Dokumentationen bereitstellen, den Sport aber stets bestens finanziell ausstatten.
Sicher, man wird in den Fernsehanstalten versuchen, sich die Spiele einmal mehr als erfolgreich schön zu reden. Auch und vor allem, um sich keine unangenehmen Fragen stellen zu müssen. Vielleicht aber bleibt doch etwas Nachdenklichkeit zurück und vielleicht ist die Olympiade die längst überfällige Zäsur, der Anlass umzudenken und in den Fernsehdirektionen und Redaktionen wieder mehr auf Kreativität, Frische und echte Inhalte zu setzen. Vielleicht solte man das Investment in derartige Sportevents neu überdenken und mit neuen Angeboten, die unbedingt auch im Web zugänglich gemacht werden müssten, zumindest einen Teil der verlorenen Zuschauer unter 50 wieder einfangen.
Während des grandiosen olympischen Abschlussfeuerwerks von Rio herrschte in den Favelas übrigens flächendeckend Stromausfall.