Wer Töne bearbeitet, steht vor der Frage, wie man eine möglichst korrekte Tonwiedergabe erzielt. Gibt es die überhaupt? Oder ist das Abhören von Tönen schlicht Geschmackssache und jeder wählt sich einfach die Boxen, die für ihn / sie am besten klingen?
Früher gab es in den Mischstudios grundsätzlich große Studioboxen, so genannte Din-Abhören. In den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten stammten diese Studioboxen oft von "Klein & Hummel", einem Deutschen Hersteller, der speziell für Rundfunkanstalten produzierte. Deren Aktivlautsprecher O 92, O 96 und O 98 waren jahrzehntelang der "de Facto" Standard. 2005 wurde die Firma übrigens von Sennheiser übernommen und die Nachfolger früherer K&H Aktivboxen firmieren heute unter dem Namen Neumann und tragen den Zusatz KH.
Diese gaben die Tonergebnisse möglichst linear also unverfälscht wieder und bildeten alles, was sich im Tonsignal befand (bzw. alle enthaltenen Frequenzen) gleichmäßig ab. Also jede Frequenz im Tonsignal wurde gleich laut wiedergegeben. Das klang nicht immer wirklich toll, aber zumindest hat man alle wichtigen Toninformationen auch gehört.
Mit den digitalen Workstations und der Verbesserung auch der Abhörlautsprecher haben so genannte Nahfeld-Monitore ihren Einzug in die Tonstudios gehalten.
Unter dem Begriff Abhören verbirgt sich die akustische Kontrolle während der Filmmischung, wie sich denn die Kombination der verschiedenen akustischen Elemente, O-Ton, Nur-Ton, Geräusche, Atmos und Musik anhört.
In den letzten Jahren hat es sich in den kleineren Studios eingebürgert, mit den relativ kleinen Nahfeld-Monitoren die Filmmischungen fürs Fernsehen zu machen. Diese haben den Vorteil, wenig Platz im Studio zu verbrauchen und außerdem lassen sie besser erahnen, wie das Ergebnis später auf dem heimischen Fernseher klingen wird. Ansonsten hört man auf den großen, hochwertigen Boxen den wunderbarsten Tonmix und staunt später am Fernseher, wie schäbig es ausgefallen ist. Lange Zeit ging das auch ganz gut, weil die professionellen Nahfeldmonitore fast alle Frequenzen einwandfrei wiedergaben. Wo sie allerdings schwächeln, das sind die Bässe, da waren die Klassiker, die großen Studioboxen deutlich besser. Doch so lange die Fernsehzuschauer nur mit den in die Flatscreens eingebauten Lautsprechern abhörten, war das kein Problem.
Neue Herausforderungen...
Die Welt verändert sich. Mehr und mehr Menschen ließen sich dazu verleiten, Surround-Systeme fürs Wohnzimmer zu kaufen. Und plötzlich kommt es immer häufiger vor, dass man bei gewöhnlichen TV-Filmen ungewünschte Störungen hat, besonders im Bassbereich rumpelt und blubbert es nur so.
Was war geschehen? Nun, solange alle nur auf dem heimischen Fernsehlautsprecher den Filmton hörten, entsprach es mehr oder weniger dem, was man auch auf den Nahfeldboxen hörte. Ein Flatscreen Bildschirm bildet Frequenzen unter 80 Hz kaum mehr ab und die meisten Nahfeldboxen gehen bis etwa 70 Hz, von wenigen teuren Ausnahmen mal abgesehen. Die TV-Sender und auch die Streaming-Portale senden effektiv jedoch Tonfrequenzen zwischen 30Hz und 15kHz. Folglich steckt im Signal mehr, als das, was aus dem eingebauten Fernsehlautsprecher kommt.
Und nun kommen plötzlich diese Subwoofer, diese für die Tiefen spezialisierten Lautsprecher in die Wohnzimmer und bilden tiefe Töne lautstark ab, von denen RegisseurIn und TonmeisterIn in der Mischung vor ihren Nahfeld-Lautsprechern gar keine Ahnung hatten.
Zu brummige Lkw die vorbeifahren, Windgeräusche, Körperschall von der Tonangel u. v. a... Da hilft nur noch ein entsprechender Filmvorspann:
„Warning: This film contains explicit deep frequencies! Please switch off your subwoofers!“
Achten Sie also bei der Tonbearbeitung, dem Sound-Design und der Mischung besser darauf, dass Sie mit richtigen Boxen abhören, die auch Töne bei 30 Hz noch darstellen können. So wie es früher in jedem Mischatelier Pflicht und üblich war. Größere Abhörmonitore oder zusätzliche Subwoover auch in der Fernsehmischung schützen vor unliebsamen Überraschungen. Dabei gilt weiterhin die Regel,- alle Frequenzen sollten gleichermaßen abgebildet werden. Das bedeutet nicht, dass die Studioabhören besonders gut oder angehem klingen, sondern sie geben die Töne fair wieder, betonen bestimmte Frequenzbereiche nicht über und vernachlässigen andere aber auch nicht.
Dann erleben Sie auch bei „aufgerüstetem“ Fernsehton und DVD oder BluRay keine unangenehmen Überraschungen. Oder aber Sie filtern per Hochpassfilter alle Frequenzen unterhalb eines bestimmten Grenzwertes, z.B. 100 Hz einfach weg, was schade wäre weil damit auch wertvolle Toninformationen verloren gehen würden.