Bayerisches Filmzentrum
Besonders wenn man am Anfang steht, sind es vor allem die Strukturen einer neuen Film- und Fernsehproduktion,die viel Energie abziehen. Von den Räumlichkeiten über die Bürogeräte bis hin zu einem funktionierenden Sekretariat, sind unzählige Fragen offen. Lange bevor die New Economy Startkonzepte mit so chicen Namen wie "Inkubatoren" bedachte, machte man sich in München Gedanken darüber, wie eine Starthilfe im Medienbereich aussehen könnte. Die teilweise recht spannende Einrichtung die den Nachwuchsproduzent*Innen weiterhalf, wurde inzwischen geschlossen.
In der Absicht, talentierten Nachwuchsproduzenten und jungen Unternehmern der Medienindustrie den Einstieg in die Film- und Fernsehbranche zu erleichtern, gründeten die Gesellschafter, der Freistaat Bayern und die Bavaria Film GmbH 1992 das Bayerische Filmzentrum.
Dabei setzten sie genau dort an, woran es der Medienmetropole München noch fehlte. Als Standort von renommierten Produktionsfirmen wie Constantin- und Odeon-Film und führenden TV-Sendern, wie Pro7/Sat1 Media, bietet München gute Ausbildungsmöglichkeiten in der Medienbranche und verfügt zusätzlich über eine der besten technischen Infrastrukturen Europas im Bereich Film, Fernsehen und Video. Doch der Mangel an geeigneten Büroräumen und Personal erschwert es Jungunternehmern in München Fuß zu fassen.
Das Konzept
Deshalb errichteten sie, direkt auf dem Gelände der Bavaria Film, ein repräsentatives Gebäude mit zahlreichen Büroräumen, die Medienunternehmen zu günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt wurden.
Unter der engagierten Leitung zunächst von Arthur Hofer, gefolgt von Gabriele Pfennigsdorf, Christiane M. und Anja-Karina Richter bot das Filmzentrum nicht nur einen zentralen Telefon/Büro/Fax/Message- Service für alle Mieter, sondern auch einen regen Austausch an Informationen. Zahlreiche Veranstaltungen, Seminare und eine Leitung, die den Nachwuchsproduzenten mit Rat und Tat zur Seite stand, erhöhten die Synergieeffekte beträchtlich. Eine Cafeteria im Erdgeschoss war der zentrale Treffpunkt des Gebäudes. Und auch das Umfeld, die Produktionsstätten der Bavaria-Film und der auf dem Gelände beheimateten Fernsehsender erleichterten es, mit Profis aus allen Arbeitsbereichen in Kontakt zu kommen. Darüber hinaus machte es einfach einen guten Eindruck, wenn man seine Besprechungen mit Auftraggebern oder Mitarbeitern in einer auch optisch eindrucksvollen Umgebung halten konnte.
Doch nicht nur Jungproduzenten, auch diverse Non-Profit Organisationen, wie die Interaktivitäts-Seminarschule Sagas und der dem Dokumentarfilmnachwuchs verpflichtete Discovery Campus hatten ihre Büros im Rundbau. Besonders interessant war, als Firma durch das zentrale Büro auch bei Abwesenheit stets erreichbar zu sein. Auf diese Weise verloren Dreharbeiten, Reisen oder gar Urlaub ihren Schrecken. Benötigte man einmal kurzfristig zusätzlichen Raum, so standen auch Konferenzräume mit Video/TV günstig zur Verfügung.
Erfolg selbstgemacht
Die Filmplakate an den Wänden des Rundgangs belegten anschaulich, welche Projekte in diesem Haus schon entstanden sind. Erfolgsschichten von früheren Filmzentrums-Mietern wie „Clausen & Wöbke“, „Hoffmann und Voges“, MTM cineteve; Sam Film, Engram Pictures u.v.a. waren, wie überall in der Branche, vor allem auch das Ergebnis von Fantasie und Engagement.
Wer sich einfach nur in sein hübsches Büro setzt, aus dem Fenster schaut und denkt "nun Filmzentrum, mach mal was aus mir", hatte den Grundgedanken des Hauses missverstanden.
Wer aber viel eigene Energie und gute Projekte mitbrachte, konnte von dem Filmzentrum durchaus profitieren. Die Verwertungsgesellschaft VGF vergab übrigens einmal Jährlich Stipendien an Nachwuchsproduzenten, mit denen diesen 18 Monate lang ein möbliertes Büro im Filmzentrum finanziert wurde.
Ein besonders interessantes Projekt des Bayerischen Filmzentrums, das "First Movie Program" richtete sich an Nachwuchsautoren und Produzenten, die intensivere Betreuung in dramaturgischer und geschäftlicher Hinsicht brauchten. Für handverlesene, erfolgversprechende Projekte wurden Scriptdoktoren, Kontakte zu Redakteuren und Dramaturgen gleich intensiv mitgeschmiedet. Dabei spielte es keine Rolle, ob man Mieter im Filmzentrum war oder nicht.