Manchmal ist einfach viel zu viel Licht vorhanden und man muss versuchen, der Sonne ihre Leuchtkraft zu nehmen...
Zu viel Licht?
Bei dem Aufwand, den vielen Stativen, Scheinwerfern und Reflektoren, die so ein Filmteam mit sich führt, klingt es schon etwas absurd, wenn jemand behauptet, es sei zu hell. Denkt man doch im Allgemeinen, die Leute beim Film können gar nicht genug kriegen vom Licht! Und doch kommt es vor allem natürlich bei Außendrehs dauernd vor, dass man das vorhandene Sonnenlicht begrenzen, reduzieren, in seine Schranken weisen muss. Nicht nur in den letzten Urlaubs-Videos, auch in so mancher TV-Berichterstattung kann man sehen, wie es wirkt, wenn Menschen vor laufender Kamera ins grelle Sonnenlicht blinzeln oder ihre Gesichter harte Kontraste aufweisen. Lichtführung bedeutet außerdem, mit den Schatten gestalten und die Kontraste im Bild steuern!
Klassische Beschattung
Nun, mit Sonnenschirmen werden vielleicht die Tische mit der Teamverpflegung beschattet, aber für das Motiv kommen andere Mittel zum Einsatz. Nur im Notfall, wenn man gar keine andere Ausrüstung zur Verfügung hat, kann man sich auf einen Sonnenschirm einlassen, aber nur, wenn er weiß ist. Bunte Sonnenschirme würden farbiges Licht auf die Personen werfen.
Butterfly
Das Standardwerkzeug für größere Flächen trägt den schönen Namen “Butterfly“ und besteht aus einem Metallrahmen, in dem ein Diffusermaterial gespannt ist. Die Rahmen können seitlich an zwei Lichtstativen befestigt werden und sind damit auch in der Höhe variierbar. Diese Rahmen gibt es in unterschiedlichen Größen, manche haben gigantische Ausmaße und können ein größeres Motiv vor zu hartem Sonnenlicht bewahren.
Die Maße der Butterfly Rahmen werden meistens in Zoll angegeben. Gängige Größen sind 6“x6“, 12“x12“ oder 20“x20“. Statt mit einer weißen Bespannung können sie auch schwarz bespannt werden, falls statt weichem, diffusen Licht, reiner Schatten gewünscht ist. Es gibt aber auch Bespannungen, mit denen aus dem Butterfly ganz schnell ein riesiger Reflektor wird, eine weitere Funktion die manchmal sehr willkommen ist um Licht umzulenken und gleichzeitig weich zu machen. Es gibt sogar Bespannungen mit denen man aus dem Butterfly einen Blue,- oder Greenscreen Hintergrund machen kann für digitale Effektbearbeitung.
Butterflys müssen sehr stabil befestigt werden, schließlich fangen sie jede Menge Wind ein. Die Stative dafür müssen also recht viel Gewicht halten können, Sandsäcke zum Beschweren der Stativbeine sind hier Pflicht, manchmal muss man die Butterflys auch zusätzlich verspannen. Dafür haben die Rahmen jeweils an den Seiten links und rechts Befestigungspunkte. Damit man ausreichend Höhe erreicht, verwendet man als Stative zumeist höhere, sogenannte Overhead-Stands.
Und wie immer am Set sollten solche Stative auch mit Sandsäcken beschwert werden, damit sie nicht beim nächsten Windstoß umfallen.
Frostrahmen
Wenn die Fläche nicht zu groß sein soll, kann man auch mit Holz-, oder Aluminiumrahmen, auf die Diffusorfolie gespannt ist, die Sonne weicher machen. Speziell wenn nur ein oder zwei Personen in Nahen zu sehen sind, kann man mit solchen Rahmen auskommen. Allerdings stößt man schnell an Grenzen, wenn der Bildausschnitt etwas weiter sein soll. Derartige Rahmen kann man sich leicht selbst zusammenbauen, allerdings sind sie dann meistens nicht zerlegbar und dadurch sperriger. Aber wenn man ohnehin einen Transporter oder LKW für das Lichtequipment mitführt, kann es auch Vorteile haben, wenn man schnell die Rahmen zur Verfügung hat.
Zum Bespannen mit Folie verwendet man am Besten einen Tacker und schneidet dann überschüssige Folie ab. Danach noch die Ränder mit Gaffer-, oder Lassoband bekleben, fertig ist der Frostrahmen. Oft sind auch mobile Reflektoren (Rondoflex etc.) mit verschiedenen, wechselbaren Bespannungen versehen, von denen eine oft ein transparenter weißer Stoff ist. Wenn der Reflektor groß genug ist, also mindestens einen Meter Durchmesser hat, kann man damit zumindest die Oberkörper einer oder vielleicht zweier Personen von grellem Sonnenlicht befreien.
Abdeckfahnen
Ist die Fläche, die abgeschattet werden soll, nur klein, etwa der Körper eines Darstellers etc., kann man auch mit einer Abdeckfahne arbeiten, die ebenfalls an einem Lichtstativ befestigt wird und durch Drehen ihre Schattenform verändert. Dies ist im Prinzip ein kleiner Metallrahmen, bespannt mit schwarzem Molton, das ist ein schwerer, matter filzähnlicher Stoff.
Und wenn nur ganz wenig Licht abgeschattet werden soll oder verhindert werden soll, dass Streulicht in die Kameralinse fällt, genügt bereits eine schwarze Aluplatte, die man mit dem dazugehörigen Winkelarm sehr präzise verdrehen und einrichten kann, man nennt dieses wichtige und nützliche Zubehör French Flag, in Bayern auch manchmal liebevoll „Dacherl“ genannt.
Das kann auch helfen, ein günstigeres Kontrastverhältnis von einer zur anderen Gesichtshälfte herzustellen. Man nennt das dann "Negative Fill", wenn man auf der Gesichtsseite der Aufhellung zum Beispiel ungewünschte helle Lichtreflektionen etwa von einer hellen Wand, durch eine Abdeckfahne wegnimmt. (Wer mehr zu dem Kontrastverhältnis bei Gesichtsausleuchtung wissen möchte, findet im Kapitel "Lichtverhältnisse" ausführliche Erklärungen.